Hamburg/Gelsenkirchen. Die 1:2-Pleite beim Hamburger SV ist ein schwerer Rückfall für Schalke 04. Die Konsequenz: Trainer Markus Weinzierl fordert offen Verstärkungen.

  • Schalke wollte keine neuen Spieler verpflichten
  • Nach den Ausfällen findet Umdenken statt
  • Weinzierl fordert offen Verstärkung

Zunächst funktionierten die üblichen Reflexe. Weil sich die aktuelle Misserfolgsserie nicht zur Krise ausweiten soll, wurden Phrasen bemüht, Durchhalteparolen formuliert und Strohhalme hervorgekramt.

„Wir wissen, woran wir arbeiten müssen“, sagte Ralf Fährmann, der Torwart des FC Schalke 04. Und Trainer Markus Weinzierl erklärte: „Natürlich sind wir nicht glücklich, aber theoretisch haben wir noch alle Chancen, unsere Ziele erreichen zu können.“

Irgendwann war dann aber doch mal Klartext angesagt nach dieser deprimierenden 1:2-Niederlage beim Hamburger SV, der spielerisch genauso schlecht wie Schalke, in entscheidenden Momenten aber aufmerksamer und auch leidenschaftlicher war.

Keine Neuzugänge geplant - eigentlich

Christian Heidel hatte genug gesehen. „Nach einer Niederlage beim HSV und mit 18 Punkten möchte ich ungern über das internationale Geschäft sprechen“, sagte Schalkes Sportvorstand. „Wir sind da ziemlich realistisch und wissen, wo wir stehen.“

Heidel hatte zuvor gedacht, im Winter nur leichte Korrekturen am Aufgebot vornehmen zu müssen, weil Schalke „irgendwann einen Kader von 30 Spielern hätte“, wenn er auf jede Verletzung mit einem Neueinkauf reagieren würde.

Ausfälle führen zum Umdenken

Das Spiel in Hamburg, bei dem der Ausfall vieler Stammspieler nicht annähernd kompensiert werden konnte, hat Heidel zum Umdenken gezwungen. Dieses Spiel werde natürlich in seine Überlegungen einfließen, sagte der Sportvorstand, der zeitgleich vom Trainer mit Weihnachtswünschen konfrontiert wurde. Markus Weinzierl hätte gerne Verstärkungen sowohl für die Abwehr als auch für den Angriff.

„Wenn man etwas macht, dann macht es Anfang Januar Sinn“, meinte Heidel. Vom 4. bis zum 11. Januar beziehen die Schalker ein Trainingslager im spanischen Benidorm, mögliche Neuzugänge sollten dann dringend bereits an Bord sein.

Sturmhoffnung verletzt

Denn die Schalker wissen ja jetzt schon, dass sie auch in der Vorbereitung auf die Rückrunde weiter auf wichtige Profis verzichten müssen: Sturm-Hoffnungsträger Breel Embolo wird nach seinem Schien- und Wadenbeinbruch erst im Frühjahr zurückerwartet, Sommer-Königstransfer Coke braucht noch Zeit, bevor er nach seinem Kreuzbandriss endlich für Schalke in der Bundesliga debütieren kann, auch die Rückkehr der Stürmer Klaas-Jan Huntelaar (Außenbandriss im Knie) und Franco Di Santo (Bauchmuskelzerrung) ist noch nicht absehbar.

Eine vertrackte Situation also, und zusätzlich belastet nun das Frusterlebnis von Hamburg zu einem ungünstigen Zeitpunkt den Verein. Nachdem es im Herbst wochenlang so ausgesehen hatte, als könne der miserable Saisonstart doch noch wiedergutgemacht werden, sorgt nun die dürftige Ausbeute von einem Punkt aus den vergangenen vier Spielen für Missmut statt für Zuversicht.

Schalke handelt gegen den Trend

Die düstere Aussicht auf eine Saison ohne Spiele in Europa und die damit verbundenen wichtigen Zusatzeinnahmen erschwert auch bevorstehende Vertragsverhandlungen. Schalke würde gerne vorzeitig mit Leon Goretzka und Max Meyer verlängern, doch die beiden jungen Nationalspieler brauchen eine Perspektive und drängen auf die internationale Bühne.

Zu anderen Zeiten wäre es in ähnlicher Lage auch dem Trainer an den Kragen gegangen. Markus Weinzierl profitiert von dem erstaunlich stabilen Geduldsschwur der Verantwortlichen und der Anhängerschaft. In dieser extrem nervösen Liga handeln ausgerechnet die Königsblauen gegen den Trend. Alle Klubs, die hinter Schalke stehen, haben bereits ihre Trainer entlassen. Weinzierl aber darf sich trotz der besorgniserregenden Umstände sicher fühlen.