Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 genießt den zweifelhaften Ruf als guter Aufbaugegner für Teams in Schwierigkeiten. Und der nächste Gegner 1. FC Köln ist in Schwierigkeiten - und Tabellenletzter.
Lukas Podolski (24), das ewige Talent des deutschen Fußballs, hat im Länderspiel gegen Aserbaidschan ein Tor geschossen und sich darüber beklagt, dass sein Verein sich in der Sommerpause zu wenig verstärkt habe. Podolski mag mit seiner Meinung richtig liegen, denn die Kölner sind derzeit das Schlusslicht der Fußball-Bundesliga – sieglos und mit nur zwei Toren aus den bisher vier Spielen. Zyniker, und vielleicht nicht nur die, sagen jetzt: Den Kölnern kann geholfen werden. Sie spielen am Sonntag um 17.30 Uhr gegen den FC Schalke 04, und der ist eigentlich ein guter Aufbaugegner für schwächelnde Mannschaften.
Für die These vom guten Aufbaugegner sprechen viele Beispiele in der Vergangenheit. Man denke nur an die Vorsaison, als den Kölnern am sechsten Spieltag ein 1:0-Erfolg gegen Schalke gelang, der die Mannschaft von Trainer Fred Rutten damals die Tabellenführung kostete. Aber auch in dieser Saison verschenkten die Schalker unter ihrem neuen Trainer Felix Magath schon sicher geglaubte Punkte. Aufsteiger SC Freiburg zum Beispiel reiste vor zwei Wochen als Schlusslicht an und gewann in der Veltins-Arena mit 1:0.
Keine erkennbare Hierarchie
Trainer Felix Magath wird wissen, was zu tun ist. Aber zumindest zum Teil sind ihm die Hände gebunden, wenn es um die Einstellung der Mannschaft geht. Die begreift häufig zu spät, dass man gegen kämpfende Gegner erst mitfighten muss, bevor am Ende vielleicht das bessere fußballerische Vermögen den Ausschlag gibt. Ein Trainer kann viel erzählen, aber die Mannschaft muss das umsetzen. Wenn sie kann. Sie kann das (noch) nicht, weil sie keine erkennbare Hierarchie hat, kein Gesicht. Felix Magath sagt dazu: „Das geht nicht von heute auf morgen. Rückfälle in alte Zeiten sind in einem solchen Prozess immer einmal möglich. Dass wir immer nur die Punkte abliefern, wenn es gegen einen Tabellenletzten geht, müssen wir aber möglichst schnell ändern.”
Felix Magath arbeitet daran, aber es ist schwer, aus einer Schar von Mitläufern echte Führungsspieler herauszubilden, die man in jedem Mannschaftsteil braucht. Spieler, an denen sich andere aufrichten können. Fangen wir hinten an. Marcelo Bordon war vielleicht einmal ein solcher Spieler, hat aber mit zunehmendem Alter zu viel mit sich selbst zu tun. Und vorne kämpft Kevin Kuranyi um seine Form, und das meist vergebens. Auch er kann anderen nicht helfen. Und der neue Kapitän Heiko Westermann muss erst in die Rolle des Führungspieler hineinwachsen. Bisher hat er das noch nicht geschafft.
Wegen der benannten Probleme muss der FC Schalke 04 aber am Sonntag das Spiel beim 1. FC Köln nicht verlieren. Er muss eigentlich nur das in die Waagschale werfen, was die Kölner zu bieten haben – eine Art zielorientierte Kampfbereitschaft. Felix Magath wird versuchen, seinen Schützlingen genau das und vielleicht noch ein bisschen mehr einzubläuen.
Geredet und gewarnt hatte Felix Magath allerdings auch schon vor dem Spiel gegen den SC Freiburg, und das jeden Tag. Doch seine Mannschaft hatte ihm nicht richtig zugehört, hatte gedacht, dass ihr Trainer einen Gegner stark redet, den man schon wird besiegen können. Das war ein falscher Gedanke.