Gelsenkirchen.. Schalke lässt Bayern-Torwart Manuel Neuer nicht kalt. Rolf Rojek, lange Jahre Fan-Boss der Königsblauen, hofft diesmal auf einen fairen Empfang.
Wahrscheinlich ist es nur ein frommer Wunsch, den Rolf Rojek (62) da hat. Aber wenn Manuel Neuer am Freitagabend mit den Bayern in die Arena zurückkehrt, dann hofft Rojek auf ein Ende der Eiszeit zwischen den Schalker Fans und dem Nationaltorwart, der seit seinem Wechsel nach München in der Arena stets großen Anfeindungen ausgesetzt war. „Es wäre schön, wenn er nicht ausgepfiffen würde“, sagt der langjährige Schalker Fan-Boss im Gespräch mit der WAZ und lacht: „Man muss ja als Schalker nicht gleich klatschen, wenn er gut hält.“ Rolf Rojek wünscht sich einfach nur einen fairen Umgang mit Manuel Neuer.
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Es ist mittlerweile fünf Jahre her, dass Manuel Neuer die Vereinsfarben gewechselt hat und vom Königsblauen, mit dem er aufgewachsen ist, ins Bayern-Rot geschlüpft ist. Viele Schalker Fans können ihm das bis heute nicht verzeihen: Auch beim bislang letzten Aufeinandertreffen im Frühjahr in München gab es wieder Schmähgesänge aus der Schalker Kurve gegen Neuer.
Viele Profis tun nach solchen Rufen so, als würden sie diese nicht hören. Neuer ist da anders gestrickt. In einem bemerkenswerten Interview mit dem Fachmagazin Kicker setzte er sich danach offen damit auseinander, dass er aus seiner Heimatstadt immer noch eine so große Ablehnung erfährt. „Es ist nicht schön. Die Schalker Fans leiden eben darunter, dass ich bei Bayern spiele“, erklärte der 30-Jährige.
Auf dem Platz immun gegen Pfiffe
Neuer hat sich damit abgefunden – Verständnis kann er gleichwohl nicht aufbringen. „Was heißt Verständnis? Emotionen gehören zwar zum Fußball dazu, aber wenn ich lautstark als Hurensohn beschimpft werde, habe ich kein Verständnis dafür. Das ist flach und dünn dazu“, sagte Neuer und erklärte: „Die Fans sind enttäuscht, dass ich damals gegangen bin, und das verstehe ich auch. Das verstehe ich wirklich. Sie können pfeifen, wenn ich am Ball bin.“ Zugleich warb der Nationaltorwart in dem Interview jedoch auch um Verständnis für seinen Wechsel: „Aber wenn man sieht, was für eine Karriere ich in München hingelegt habe, dann weiß doch jeder, dass Bayern für mich als Sportler der richtige Schritt war. Es geht um sportliche Ziele, die eigene Weiterentwicklung – und da musste ich diesen Weg gehen.“
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Zwar wurde Neuer noch zu seiner Zeit auf Schalke Nationaltorwart. Aber die ganz großen Titel, abgesehen vom DFB-Pokal (2011), hat er alle als Bayern-Profi errungen. An diesem Freitag kommt er nun zum ersten Mal auch als Kapitän der Nationalmannschaft in die Arena. Schalke-Fan Rojek nimmt das zum Anlass, auf einen fairen Empfang zu hoffen: „Ich verstehe unsere Fans, wenn viele denken: Ein solcher Spieler darf unseren Verein nicht verlassen. Aber ich persönlich akzeptiere auch: Für Manuel ist Fußball ein Job, er hat in München alle Titel geholt. Mich macht es stolz, wenn unsere Jungs auch woanders Erfolg haben und der beste Torwart der Welt aus der Schalker Knappenschmiede kommt.“
Rojek findet daher, man sollte auch als Schalker nicht den Stab über Neuer brechen – zumal Pfiffe gegen den Abtrünnigen ohnehin nichts bringen: Neuer ist dagegen immun – das hat die Vergangenheit gezeigt. Zwar kann auch er die Ohren nicht auf Durchzug stellen („Das bekommt man automatisch mit“), aber er lässt sich davon nicht aus der Konzentration bringen oder gar ablenken. „Ich will denjenigen ja auch keine Plattform geben“, erklärt er: „Wenn ich mich aufrege, dann gebe ich deren Stimme ja auch ein Gehör. Das will ich nicht. Das haben sie nicht verdient.“
Neuer ist cool bis in die Haarspitzen
Neuer ist gerade in kritischen Situationen cool bis in die Haarspitzen – das hat man ja auch schon auf Schalke an ihm geschätzt. Man erinnere sich nur, wie er für Schalke 2008 in der Champions League auswärts in Porto das Spiel gewonnen hat – bis zum Elfmeterschießen.
Pfiffe schärfen bei Neuer eher noch den Fokus auf die Aufgabe – also plädiert Rojek für einen neutralen Empfang: „Es wäre schön, wenn unsere Fans Manu gegenüber fair bleiben würden – und besser, wenn sie statt Pfiffen unsere Mannschaft umso lauter anfeuern würden.“