Gelsenkirchen.. Stephan Schmidt, Trainer der Schalker U 17-Fußballer, spricht im Interview über Franz Beckenbauers Enkel Luca, über Schulnoten seiner Spieler und über den Mythos Schalke.
Stephan Schmidt ist entspannt. Der Trainer der U 17-Fußballer des FC Schalke 04 hat auch allen Grund dazu, denn bisher hat seine Mannschaft noch keinen Punkt abgegeben.
Drei Siege gegen den Deutschen Meister Bayer 04 Leverkusen, den MSV Duisburg und Fortuna Düsseldorf, der Saisonstart ist vielversprechend verlaufen. Hätten Sie das so erwartet?
Stephan Schmidt: Die Eindrücke der Vorbereitung waren positiv. Meine Spieler haben eine gute Fokussierung, sie sind sehr neugierig, wissbegierig und dazu auch lernbereit. Das ist eine gute Voraussetzung, um sich weiterzuentwickeln. In den ersten Spielen haben wir phasenweise gezeigt, über welches Potenzial wir verfügen. Dennoch können wir uns in allen Bereichen steigern.
Schalke hat für die U 17 zehn externe Spieler verpflichtet. Sie kommen nicht nur aus der Umgebung, sondern aus ganz Deutschland: Von RB Leipzig, 1. FC Nürnberg, 1. FC Magdeburg, FC Bayern München, von Hannover 96. Wie haben Sie die Neuen für Schalke begeistert?
Schmidt: Wichtig war, dass wir uns in den persönlichen Gesprächen ein Bild von den Spielern machen und sie gleichzeitig vom Konzept der Knappenschmiede begeistern konnten. Die Spieler waren sofort sehr angetan: von unserer Spielidee, aber natürlich auch vom Mythos Schalke. Eine unserer großen Stärken ist es zudem, dass wir aufzeigen können, wie viele Spieler aus dem Nachwuchsbereich es tatsächlich in den Profikader geschafft haben. Es gibt einige Vereine, die es versprechen. Hier wird es gelebt.
Sogar Luca Beckenbauer, den Enkelsohn von Franz Beckenbauer, haben Sie von einem Wechsel nach Schalke überzeugt.
Schmidt: Für Luca gilt das gleiche wie für die anderen Spieler auch: Man sofort gespürt, dass er zu uns möchte. Es ist für ihn außerdem sehr wichtig, dass er sich in Ruhe weiterentwickeln kann. Das ist aufgrund seines Namens beim FC Bayern München weitaus schwieriger als bei uns auf Schalke.
Sie haben Luca Beckenbauer sogar zum Mannschaftskapitän der U 17 bestimmt.
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Schmidt: Das hat sich durch seine sportliche Leistung und seine Persönlichkeit in der Saisonvorbereitung herauskristallisiert. Wir achten darauf, dass jeder in unserer Gruppe Verantwortung übernimmt.
Hat sein Opa ihn denn auf Schalke schon besucht?
Schmidt: Ich glaube nicht. Aber er ist, wie jeder andere übrigens auch, bei uns jederzeit herzlich willkommen. (lacht)
Sie waren zuletzt mit Ihrer Mannschaft auf Mythos-Tour, haben Ihren Spielern damit die Geschichte des Vereins näher gebracht.
Schmidt: Es war beeindruckend, den Mythos Schalke hautnah zu erleben. Die Spieler kennen nun auch die großen Namen und die kleinen Geschichten, die für die Historie dieses traditionsreichen Vereins stehen. Diese Identifikation mit dem Klub ist sehr wichtig.
In der U 16 haben Ihre Spieler in der vergangenen Saison das Vereinslied „Blau und Weiß“ in der Kabine gesungen. Wie textsicher sind Sie eigentlich nach einem Jahr beim FC Schalke 04?
Schmidt: Ich bin zwar textsicher, aber singen wollen Sie mich lieber nicht hören. Ich bekomme aber jedes Mal eine Gänsehaut, wenn das Lied vor dem Anpfiff einer Bundesliga-Partie in der Veltins Arena ertönt. Das zeigt einem immer wieder, was es bedeutet, für einen Verein wie Schalke 04 zu arbeiten.
Apropos Arena. Der neue Manager Christian Heidel hat bei seinem Antritt auf Schalke gesagt: „Wir werden irgendwann dahin kommen, im Verein unsere eigenen Trainer auszubilden.“ In seiner Zeit beim FSV Mainz 05 hat er mit Thomas Tuchel und Martin Schmidt zwei Trainer aus dem Nachwuchsbereich gleich zu Bundesliga-Trainern befördert. Eine Aussage, die Sie zusätzlich anspornt?
Schmidt: Es sollte der Ansporn eines jeden Trainers in der Knappenschmiede sein, sich weiterzuentwickeln und sich zu verbessern. Für mich ist es wichtig, mich auf meinen Job bei der U17 zu konzentrieren.
Die Schule hat wieder begonnen. Schauen Sie sich die Zeugnisse Ihrer Spieler an?
Schmidt: Ich bin immer in Kontakt mit den Lehrern und Pädagogen. Was die Schulnoten unserer Spieler betrifft, sind wir im Bilde - im Positiven wie im Negativen. Die wichtigste Säule für unsere Spieler bleibt Schule. Es würde eher mal ein Training auf dem Fußballplatz ausfallen als die Schularbeiten.
Sind gute Schüler die besseren Fußballer?
Schmidt: Intelligenz ist auf einzelnen Positionen im Fußball ein wichtiger Faktor und gewinnt zudem auch immer mehr an Bedeutung. Trotzdem sollte man intellektuelle Fähigkeiten und Spielintelligenz auf dem Platz voneinander trennen. Auch wenn Spieler bei Schalke 04 spielen, wollen wir, dass sie den bestmöglichen Abschluss in der Schule machen. Denn nur die wenigsten von ihnen werden es trotz ihres großen Talents später einmal in den Profibereich schaffen.