Gelsenkirchen. . Markus Weinzierl hat sich lange auf seinen Job auf Schalke vorbereitet – jetzt beginnt mit dem Spiel in Frankfurt der Ernst des Lebens. Eine Beobachtung, wie der neue Trainer arbeitet

Es liegt erst ein paar Tage zurück, da sorgte sich ein Schalker Fan beim Training um die Stimme von Markus Weinzierl. „Der muss doch nachher heiser sein”, wunderte sich der Beobachter, weil Schalkes Trainer bei der Übungseinheit am frühen Morgen unentwegt Anweisungen quer über den großen Platz rief. Auf dem Programm stand die Schulung der Balleroberung, Weinzierl wies seine Spieler immer wieder zu Verbesserungen an. Einmal, als die verteidigende Mannschaft einen zu leichten Rückpass auf Torwart Ralf Fährmann spielen konnte, unterbrach Weinzierl auf der Stelle und mahnte seinen Stürmer Franco di Santo lautstark an: „Franco, du musst den Weg zumachen.”

Flache Hierarchien nicht das Ding von Schalke-Trainer Weinzierl

Auf dem Trainingsplatz ist Markus Weinzierl in seinem Element. Hier hat Schalkes neuer Trainer in der Vorbereitungszeit einen auffallend starken Eindruck hinterlassen. Außerhalb des Rasenrechtecks tritt der 41-Jährige dagegen gar nicht so markant in Erscheinung, dieses Terrain überlässt er eher Manager Christian Heidel. Auch vor seinem ersten Bundesligaspiel mit Schalke an diesem Samstag (15.30 Uhr, live in unserem Ticker) bei Eintracht Frankfurt ist Weinzierl mehr ein Trainer der leisen Töne: „Ich spüre Vorfreude auf die Saison”, sagt der frühere Augsburger: „Wir haben gute Voraussetzungen, aber auch gute Konkurrenz. Druck oder Angst spüre ich nicht.”

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Wer den früheren Profi, der Ende der 90er-Jahre bei Bayern München unter Vertrag stand, aber in der Bundesliga nicht zum Einsatz kam, an seinem zurückhaltenden Auftreten misst, macht aber einen großen Fehler. Denn in seinem Handeln ist Weinzierl überaus konsequent. Ein Beispiel dafür ist die Art, wie er darauf reagierte, als Kaan Ayhan im Trainingslager in Österreich einmal die Abfahrt zum Morgentraining verschlief und sich mit zehn Minuten Verspätung auf dem Platz einfand: Weinzierl ließ den 21-Jährigen einfach 75 Minuten lang abseits der Mannschaft Runden um den Platz laufen. Viele Worte verlor Weinzierl darüber nicht, und diese Reaktion erinnerte ältere Beobachter an die Trainerlegende Ernst Happel oder, auf Schalke, an Felix Magath.

Übrigens: Mit Markus Zetlmeisl hat Weinzierl tatsächlich einen früheren Konditionstrainer von Magath zurück in den Trainerstab der Schalker Profis berufen.

Schalkes neuer Cheftrainer macht sich nicht gemein mit der Mannschaft; es gibt eher einen spürbaren Trennstrich zwischen dem, der entscheidet, und denjenigen, die die Anweisungen auszuführen haben. Flache Hierarchien sind sein Ding nicht. Selbst den Mannschaftsrat ließ Weinzierl nicht von den Spielern demokratisch wählen, sondern er bestimmte ihn per Anweisung. Dahinter steckte der Gedanke, dass der Trainer einem Wahlergebnis vorbeugen wollte, das womöglich nicht seinen Vorstellungen entsprechen könnte.

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Angesichts solcher Handlungsweisen kann man sich gut vorstellen, wie Weinzierl intern auftritt – auch wenn er nach außen „kein Dampfplauderer” ist, wie ihn ein Schalker Vorstandsmitglied beschreibt. Weinzierl sagt nicht alles, was er denkt – dies unterscheidet ihn von seinem Vorgänger André Breitenreiter, der auf dem Trainingsplatz ebenfalls äußerst engagiert und genauso lautstark war. Bei Weinzierl ist die Zurückhaltung in der Öffentlichkeit Methode, zumindest handelt er so bewusst. Als er einmal darauf angesprochen wurde, dass er beim Training so lautstark ist, entgegnete er: „Ich rede dafür außerhalb des Platzes ganz wenig. Von daher spare ich mir das auf.”

Weinzierl steht auf Schalke bis 2019 unter Vertrag

Es verwundert daher nicht, dass seine auffälligste Äußerung über seine zunächst für drei Jahre abgefasste Tätigkeit auf Schalke aus einem Interview stammt, das schon vor seinem offiziellen Dienstbeginn geführt wurde. Im Mai sagte er der Zeit zu seinem damals bevorstehenden Wechsel: „Soll ich kneifen, weil ich möglicherweise scheitern könnte? Ich weiß, dass das nicht einfach wird. Aber was habe ich denn zu verlieren? Wenn es schiefgeht, dann bin ich einer von vielen, die es nicht geschafft haben.“ Aber: „Es wird nicht schiefgehen. Weil ich mich lange darauf vorbereitet habe.“