Frankfurt/Gelsenkirchen. André Breitenreiter gerät nach dem 0:0 in Frankfurt in die Kritik. Spielweise und Ergebnisse entsprechen nicht den Vorgaben des Schalke-Trainers.
- Schalke-Trainer André Breitenreiter gerät in die Kritik.
- Beim 0:0 in Frankfurt hatte Schalke erneut eine schwache Leistung gezeigt.
- Spielweise und Ergebnisse entsprechen momentan nicht Breitenreiters Vorgaben.
Gerade an Tagen wie diesen, an denen es einen schon fröstelt, wenn man sich nur an das Geschehen der vergangenen 90 Minuten erinnert, ist das Frankfurter Stadion sehr gut konzipiert. Denn vor den Kabinen beider Mannschaften gibt es eine große Begegnungsstätte zum gemeinsamen Austausch, die praktischerweise in den Wintermonaten auch noch gut geheizt ist. Auch André Breitenreiter und Armin Veh liefen sich hier über den Weg. Die beiden Fußball-Trainer hatten ein gemeinsames Problem: Sie mussten etwas schön reden, was so unansehnlich war, dass man es eigentlich gar nicht schön reden konnte. „Irgendetwas Positives“, fragte Armin Veh, der Trainer von Eintracht Frankfurt, „müssen wir ja aus dem Spiel ziehen, oder?“
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Veh gilt wie sein Schalker Kollege André Breitenreiter als Freund des offensiven Fußball-Gefechts. Man glaubt dies kaum, wenn man sich das Ergebnis und, noch mehr, den Verlauf des Aufeinandertreffens ihrer Teams vor Augen hält: Das 0:0 zwischen Frankfurt und Schalke war so trostlos, wie es sich anhört.
Anhänger werden unzufrieden
Das Zweckbündnis der Trainer bestand nun darin, zu erklären, dass es besser sei, ein solches Fußballspiel mit einem 0:0 zu beenden, als es zu verlieren. Deshalb hob Breitenreiter hervor, seine Mannschaft habe nach dem 0:3 zuvor gegen Schachtjor Donezk wenigstens wieder zu defensiver „Stabilität“ gefunden. Es sei wichtig gewesen, dass die Mannschaft wieder „als Team funktioniert“ habe – auch wenn dies „zu Lasten des Offensivspiels“ gegangen sei.
Das sind Sätze, die von Zwängen zeugen und vom Ergebnisdruck, der in solchen Situationen aufkommt. Es sind aber nicht die Sätze, die die Schalker Anhänger von ihrem Trainer gerne hören wollen.
Bei seinem Amtsantritt im vergangenen Sommer hatte sich Breitenreiter ungeheuer beliebt gemacht, als er den Zuschauern in Sachen Unterhaltung quasi das Königsblaue vom Himmel versprach und sagte: „Ich möchte, dass wir hohes Pressing spielen, jedem verlorenen Ball nachgehen und bei Ballgewinn die Fitness haben, offensiv umzuschalten. Wir wollen schnell auf das gegnerische Tor spielen. Das ist eine Art von Fußball, die die Fans begeistert und zum Erfolg führt.“ Dafür hatte man ihm scheinbar unendlich viel Kredit eingeräumt, doch unendlich ist im Fußball nichts. Mittlerweile bröckelt der Kredit, und es wird hinterfragt, ob Breitenreiters Handeln nicht ins Leere greift.
Auf die Defensive gesetzt
Nach dem Spiel in Frankfurt schwang sich Lothar Matthäus in seiner Funktion als bezahlter Sky-Experte zum Ankläger auf und kritisierte unverhohlen Breitenreiters personelle Maßnahmen: Erst hatte Schalkes Trainer auf die Defensive gesetzt und vier gelernte Außenverteidiger in die Start-Elf genommen, so dass es im Angriff praktisch keine Zulieferdienste für Torjäger Klaas-Jan Huntelaar gab. Dann wechselte er mit Leroy Sané und Max Meyer zwei gute Torvorbereiter ein und nahm Huntelaar wenig später aus dem Spiel. Breitenreiter hatte Gründe für diese Wechsel: Sané wirkt schon seit Wochen überspielt, bei Meyer reichte die Kraft nach einer Mandelentzündung nur für 30 Minuten, außerdem kam für Huntelaar mit Franco Di Santo ein anderer vermeintlicher Torjäger. Die Argumente des Trainers fanden aber wenig Anklang. Vielmehr gab es unter den Schalker Anhängern sogar viel Zustimmung für Matthäus.
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So geht es dem früheren Paderborner Trainer bereits jetzt wie allen seinen Vorgängern: Er rückt mit in die Diskussionen, die geführt werden, wenn der Erfolg ausbleibt. Dabei vermittelt André Breitenreiter durchaus den Eindruck, als wüsste er um die Probleme der Mannschaft, die sich bereits seit vielen Jahren schwer tut, Stabilität und Konstanz zu erzeugen und Widerstände zu überwinden. Nur abstellen kann er sie bislang noch nicht, wie er nach dem Scheitern gegen Donezk unumwunden zugab. Da hatte er auf die Frage, warum seine Mannschaft in so vielen Spielen zu früh den Fuß vom Gaspedal nimmt, geantwortet: „Das entscheiden die Jungs für sich. Ob sie sich zu sicher sind in dem Glauben, dass sie das Spiel locker gewinnen werden – ich weiß es nicht.“ Von Seiten des Trainerstabes weise man aber schon länger darauf hin, dass es so nicht gehe.
Nun ist das Schalker Dilemma, dass es momentan mal wieder nicht vorwärts geht. Nur hatten sie sich vor der Saison versprochen, diesmal die Ruhe behalten und das Jahr zum Umbruch nutzen zu wollen. Torwart Ralf Fährmann hatte schon vor Wochen betont: „Wenn ich das jemandem zutraue, dann einfach unserem jetzigen Trainer.“