Gelsenkirchen. Schalke-Ausbilder Norbert Elgert glaubt, dass sich Joel Matip in Liverpool durchsetzen wird. Auch wenn der 24-Jährige schon früher ein Spätzünder war.
Dass Joel Matip Fußball nicht nur gerne auf dem großen Platz spielt, hat er in einem Interview mit unserer Redaktion verraten. Der 24-Jährige zockt in seiner Freizeit regelmäßig gegen seine Freunde auf der Play-Station und kann sich über Siege auf der Spielkonsole sogar richtig freuen. Gut möglich, dass er zuletzt des Öfteren mal den FC Liverpool gesteuert hat. „Wir spielen immer zufällig. Aber da bleibt die eine oder andere Partie natürlich nicht aus“, sagte er nach dem Training am Montagnachmittag und lachte.
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Keine anderthalb Stunden zuvor hatte Schalkes Manager Horst Heldt offiziell verkündet, dass Schalke das Tauziehen um Matip verloren hat. Das Schalker Eigengewächs wird den Verein im Sommer nach 16 Jahren verlassen und ablösefrei zum FC Liverpool wechseln.
Bis einschließlich Sonntag hatte Heldt um den Innenverteidiger gekämpft, er wollte ihn weiterhin an Schalke binden. Vergebens. Wenn der FC Liverpool ruft, dieser Kult-Klub von der berühmten Anfield Road, dann gerät fast jeder Fußballprofi ins Schwärmen und Grübeln. Eben auch Joel Matip.
Matip kam als Achtjähriger zu Schalke
Norbert Elgert hat Matip zwei Jahre in der Schalker A-Jugend ausgebildet, er nimmt ihm den Wechsel auf die Insel nicht krumm. Elgert sieht die Entscheidung seines ehemaligen Schülers mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Ich bin immer traurig, wenn ein Spieler, der bei uns in der Knappenschmiede ausgebildet wurde, den Verein verlässt“, sagt Elgert. Auf der anderen Seite, befindet er, spricht Matips Wechsel nach Liverpool natürlich auch für die herausragende Nachwuchsarbeit, die auf Schalke seit vielen Jahren geleistet wird. Matip ist seit Ewigkeiten Schalker, als Achtjähriger kam er im Jahr 2000 vom VfL Bochum.
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Elgert traut seinem ehemaligen Spieler zu, sich auch in der Premier League durchzusetzen und beim FC Liverpool eine gute Rolle zu spielen. „Er wird eine gewisse Zeit brauchen, sich zu akklimatisieren. Aber er bringt alles mit, um in einer für ihn neuen, in dieser ganz anderen Liga zu bestehen“, sagt er. „Joel ist körperlich sehr robust, hat sowohl offensiv als auch defensiv ein sehr gutes Kopfballspiel und ist trotz seiner Größe erstaunlich schnell. Auch in der Spieleröffnung hat er sich enorm weiterentwickelt.“
Kaum jemand traute Matip den Sprung zum Profi zu
Elgert kann sich noch gut an die Zeit erinnern, als der Sprung von der B- in die A-Jugend anstand und kaum jemand im Verein Matip den Schritt in den Profifußball so richtig zugetraut hat. „Ich will nicht behaupten, dass ich gesagt habe, dass er es auf jeden Fall schaffen wird. Aber ich habe zumindest gesagt, dass man mal seine weitere Entwicklung abwarten muss“, sagt Elgert, der Matip als „Spät-Entwickler“ bezeichnet. „Joel hat sich sukzessive weiterentwickelt und sich bei den Profis dann richtig freigeschwommen.“
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Der Fußballlehrer beschreibt Matip als einen eher introvertierten, aber keineswegs schüchternen Menschen. Vor allem, erläutert Elgert, sei er ein „sehr guter Trainierer“ gewesen. „Ein Spieler, der jede Einheit nutzen wollte, um noch ein bisschen besser zu werden.“
In den Spielen bei der U19 war Matip dann Elgerts „Allzweckwaffe“. Ging es gegen die Großen der Liga, hielt er als Innenverteidiger oder Sechser den Laden dicht. Ab und zu kam es Elgert aber auch in den Sinn, Matip in der Offensive einzusetzen, sogar als Stoßstürmer. Er wusste, warum: In 16 Ligaspielen erzielte Matip zehn Tore, die meisten davon per Kopf.
Matip ist in dieser Saion Schalkes drittbester Schütze
Seine Torgefährlichkeit stellte er auch gleich in seinem ersten Bundesligaspiel unter Beweis. Nach ein paar Trainingseinheiten bei den Profis warf Trainer Felix Magath den erst 18-Jährigen im November 2009 beim Auswärtsspiel gegen Bayern München ins kalte Wasser. Nach 43 Bundesligaminuten hatte Matip schon sein erstes Tor erzielt – per Kopf nach Vorarbeit von Lukas Schmitz. Bis zum heutigen Tag hat er in 181 Bundesligaspielen 17 Mal getroffen, in dieser Saison ist er mit drei Toren Schalkes drittbester Schütze.
Joel Matip wird nicht nur Norbert Elgert fehlen. Auch die Fans sind traurig, dass er eine neue Herausforderung sucht. Böse ist dem Kameruner, dem man wohl niemals mangelnden Einsatz vorwerfen kann, aber kaum einer. „Schade Joel, aber ich wünsche dir von Herzen alles Gute. Vielen Dank, dass du immer alles für den geilsten Club der Welt gegeben hast“, schreibt Anke Beulen auf der Facebook-Seite von „WAZ auf Schalke.“ Jürgen Richter, der am Montag das Training verfolgte, hat ebenfalls Verständnis. Er hat Matip schon damals in der A-Jugend spielen sehen, bei Norbert Elgert. „Ich hätte auch nicht gedacht, dass es der Schlaks mal in die Bundesliga schafft“, sagt der 57-Jährige. Im Sommer sogar in die Premier League.