Gelsenkirchen. Ralf Fährmann ist nach 25 Pflichtspielen der notenbeste Schalker - das ist nicht überraschend. Dahinter folgt das größte Talent der Königsblauen.

Am ersten Spieltag zündete Leroy Sané zum ersten Mal den Turbo. Nur drei Minuten nach seiner Einwechslung in Bremen zog er in der 85. Minute auf und davon und legte Klaas-Jan Huntelaar nach einem Solo über den halben Platz das Tor zum 3:0-Endstand auf. Es begann ein unvergleichlicher Höhenflug des Schalker Shootingstars. Der 19-Jährige ist der „Aufsteiger der Hinrunde“, erzielte für Schalke fünf Tore in 23 Pflichtspielen, legte vier Treffer vor – und ist Sané der beste Schalke-Feldspieler der Hinrunde.

Die herausragenden Leistungen brachten Sané sogar eine Einladung für die A-Nationalmannschaft und am 13. November das erste Länderspiel – ausgerechnet im denkwürdigen Spiel in Frankreich feierte er sein Debüt. Obwohl Sané bisher erst 30 Bundesligaspiele absolvierte und noch Schwächen in der Rückwärtsbewegung hat, gilt er schon als Schalkes größtes Talent. Noch im Sommer, als Sanés Steigerung nicht vorhersehbar war, hatte Sportvorstand Horst Heldt den Vertrag bis 2019 verlängert, ohne Ausstiegsklausel – Heldts wichtigster Abschluss.

Wer in unserer Übersicht fehlt - und warum

  • In unserer Hinrundenbilanz tauchen alle Spieler auf, die in mindestens fünf Bundesligaspielen benotet wurden.
  • Deshalb fehlt Pierre-Emile Höjbjerg in der Auflistung. Er kam in sieben benoteten Pflichtspielen auf einen Schnitt von 3,71 – allerdings spielte er nur dreimal in der Bundesliga länger als 30 Minuten.
  • Julian Draxler erreichte vor seinem Wechsel in vier Spielen einen guten Schnitt (2,62).
  • Außerdem spielten: Kaan Ayhan (3 Spiele/Schnitt 2,83), Marco Höger (2/3,75), Matija Nastasic (1/2,0), Sidney Sam (1/4,0). Ohne benoteten Einsatz blieben Marvin Friedrich, Fabian Reese und Felix Platte.

Weniger gut läuft es bisher für die Zugänge Junior Caicara und Di Santo, die am Ende unserer Notentabelle stehen. Von den etablierten Spielern muss sich Linksverteidiger Dennis Aogo am meisten steigern.

1. Ralf Fährmann 2,79 (24 Pflichtspiele, alle benotet)

Es war der 20. September, als sich Ralf Fährmann allein dem VfB Stuttgart in den Weg stellte. 26 Torschüsse gab der VfB ab – doch er scheiterte stets am konstantesten Schalker. Der hielt in allen Wettbewerben in der Hinrunde so herausragend, dass die Frage erlaubt ist, warum Bundestrainer Löw Bernd Leno, Kevin Trapp, Ron-Robert Zieler und Marc-André ter Stegen so viel besser findet.

2. Leroy Sané 3,17 (23 Pflichtspiele, 17 benotet) - 5 Tore, 4 Vorlagen

Die guten Noten verdiente sich Leroy Sané mit vielen spektakulären Aktionen, atemberaubenden Sprints und wichtigen Toren. Bei den 1:0-Siegen in Hamburg und Stuttgart erzielte er ganz abgezockt das 1:0 – so abgebrüht hätten die Schalke-Fans gern die Stürmer Klaas-Jan Huntelaar und Franco Di Santo häufiger erlebt.

3. Joel Matip 3,18 (22 Pflichtspiele, alle benotet) - 3 Tore, 3 Vorlagen

In den Vorjahren war der Innenverteidiger immer der zweite Mann neben Benedikt Höwedes. Unter André Breitenreiter hat er einen Sprung gemacht. Er ist völlig unumstrittenen, gilt als eines der begabtesten Abwehrtalente Europas. Matip kann sich am Saisonende einen Verein aussuchen. Denn sein Vertrag läuft aus – und sehr gute Angebote sind ihm sicher.

4. Leon Goretzka 3,21 (22 Pflichtspiele, 21 benotet) - 1 Tor, 3 Vorlagen

Nach der verpatzten Saison 2014/2015 zog er die Sommer-Vorbereitung komplett durch, gewann das Vertrauen in seinen zuvor durch Verletzungen gebeutelten Körper zurück – und spielte eine tolle Hinrunde. In der deutschen U21 ist er Kapitän, und auch auf Schalke beeindruckt der 20-Jährige mit abgeklärten und reifen Leistungen auf dem Platz.

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5. Johannes Geis 3,26 (20 Pflichtspiele, 19 benotet) - 3 Tore, 7 Vorlagen

Schalke griff tief ins Portemonnaie, um den Mittelfeld-Chef aus Mainz loszueisen. Der König der Standardsituationen begeistert auch mit cleveren Spieleröffnungen. Doch der 22-Jährige hatte auch einen schwachen Moment: Nach einem Foul an Gladbachs André Hahn sah er Rot und wurde für fünf Pflichtspiele gesperrt. In dieser Zeit blieb Schalke sieglos.

6. Roman Neustädter 3,36 (19 Spiele, 15 benotet)

Jahrelang war er ein ungeliebter Stammspieler. Er spielte oft schwach und galt als Prototyp des arroganten Düsseldorf-Profis, der am Rhein wohnt und vom Ruhrgebiet nur die A2 kennt. Nun ist Neustädter nur noch eine Alternative, hat aber an Ansehen gewonnen: Er ist nach Gelsenkirchen gezogen und geht auf alle Schalker zu – Vertragsverlängerung nicht ausgeschlossen.

7. Max Meyer 3,38 (24 Spiele, 17 benotet) - 3 Tore, 4 Vorlagen

Im Sommer war sogar eine Scheidung möglich. Leverkusen wollte den kleinen Techniker holen – Schalke schien nicht abgeneigt. Nach einer schwachen Vorbereitung saß Meyer nur auf der Bank. Doch dann wechselte Julian Draxler nach Wolfsburg. Seitdem ist Meyer unverzichtbar und erzielt wichtige Tore – wie das 2:1 gegen Hertha in der 90. Minute.

8. Eric Maxim Choupo-Moting 3,44 (24 Spiele, 18 benotet) - 6 Tore, 3 Vorlagen

In der Rückrunde der vergangenen Saison erzielte er kein Tor. Und auch in der aktuellen Saison pendelte er meist zwischen Startelf und Ersatzbank. Erst im Dezember blühte „Choupo“ auf, erzielte fünf Tore in den letzten sechs Pflichtspielen und legte ein Tor vor. „Er kommt aus einer schwierigen persönlichen Phase positiv heraus“, lobte Kapitän Höwedes. Ganz klar: Für Choupo-Moting kam die Winterpause zu früh.

9. Benedikt Höwedes 3,58 (16 Spiele, 12 benotet) - 1 Tor

Wegen einer Sprunggelenkverletzung verpasste der Kapitän die Sommervorbereitung, im Herbst fiel er mit einem Handbruch wochenlang aus. Bei so vielen Verletzungspausen fand er nie seinen Rhythmus und war in der Schalke-Abwehr oft ein Unsicherheitsfaktor. Seine Bedeutung für die Mannschaft ist aber trotz einer sportlichen Krise immer noch hoch: André Breitenreiter lobt Höwedes stets für seine überragenden Führungsqualitäten.

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10. Klaas-Jan Huntelaar 3,59 (22 Spiele, alle benotet) - 9 Tore, 3 Vorlagen

Mit neun Toren und drei Vorlagen in 22 Pflichtspielen ist der „Hunter“ wieder Schalkes bester Torschütze und sogar der beste Scorer – und doch ist die Zahl der Kritiker größer geworden. Zu oft bleibt er unsichtbar, vor allem in den Spielen gegen Top-Gegner. Seine Knipser-Qualitäten waren schon besser – zu viele Chancen lässt er ungenutzt. Zudem wird von ihm mehr Führungsqualität verlangt.

11. Sascha Riether 3,66 (13 Spiele, 12 benotet) - 2 Vorlagen

Etwas überrascht fragten sich die Fans, was denn ein Bundesliga-Rentner, der inzwischen auf der Tribüne des Zweitligisten Freiburg saß, auf Schalke zu suchen hat. Sechs Monate später wissen sie: Auf der rechten Abwehrseite überzeugt Riether mehr als Junior Caicara und hat sich sogar den Stammplatz erobert. Er erlebte aber auch einen unglücklichen Moment: Beim 1:1 in Leverkusen unterlief ihm ein Eigentor.

12. Dennis Aogo 3,71 (20 Spiele, 19 benotet)

In der Sommerpause stellte Bundestrainer Löw dem ruhigen Linksverteidiger ein Comeback in der Nationalmannschaft samt EM-Chance in Aussicht. Nun ist davon nicht mehr die Rede. Zu selten erreichte er sein Top-Niveau, gleich elfmal benoteten wir Aogos Leistung mit einer „4“. Sein Stammplatz ist in Gefahr – Konkurrent Sead Kolasinac holt auf.

13. Sead Kolasinac 3,75 (14 Spiele, 10 benotet) - 1 Tor, 1 Vorlage

Zunächst spielte er keine Rolle bei André Breitenreiter. Nur in Wolfsburg (0:3) spielte er von Beginn an – doch er bekam die Note 5,5. Doch er arbeitete an sich: Ob im defensiven Mittelfeld oder auf der linken Abwehrseite – er ist inzwischen ein Kandidat für die Stammelf.

14. Junior Caicara 3,96 (15 Spiele, alle benotet) - 1 Vorlage

Mit großen Hoffnungen kam der Brasilianer vom bulgarischen Erstligisten Ludogorez Rasgrad. Er sollte die Probleme auf der rechten Abwehrseite beheben. Doch bisher enttäuschte der oft ungestüme Caicara: Nur eine Vorlage in 15 Pflichtspielen – eine magere Bilanz. In der Defensive leistete er sich viele Stellungsfehler. Da ist noch Luft nach oben.

15. Franco Di Santo 3,97 (25 Spiele, 19 benotet) - 7 Tore, 2 Vorlagen

Huntelaar/Di Santo – das klang vor der Saison nach dem neuen Traum-Sturmduo der Bundesliga. André Breitenreiters Wunschspieler kam zwar in allen Pflichtspielen zum Einsatz, aber nicht oft an Huntelaars Seite, zudem meist eher enttäuschend. Nur ein Tor gelang ihm in der Bundesliga – dafür aber sechs in Pokalwettbewerben gegen schwache Gegner.