Gelsenkirchen. . Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 sucht in der Winterpause nach Verstärkungen. Trainer André Breitenreiter vermisst Konkurrenzkampf in seinem Team.
Trainer André Breitenreiter vom FC Schalke 04 kann durchaus ein sehr unbequemer Mensch sein. „Für mich ist es wichtig, realistische Einschätzungen zu machen“, sagt er, und dabei spiele es keine Rolle, „ob ich mich damit beliebt mache oder nicht.“ An diesem Freitagabend (20.30 Uhr, live in unserem Ticker) geht für Schalke mit dem Bundesliga-Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim die Hinrunde zu Ende – für Breitenreiter das erste Halbjahr auf der Schalker Trainerbank. Und mit der sportlichen Ausbeute ist er „nicht unzufrieden“. Zumindest, wenn gegen Hoffenheim jetzt noch ein Sieg zum Jahresabschluss gelingt.
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Eine der Erkenntnisse dieser Hinrunde ist für ihn, dass seine Schalker Mannschaft zwar vieles abgerufen habe, ihr an entscheidender Stelle aber noch der eine oder andere Spieler fehlt, um ein stabiles Gebilde zu werden. Und deswegen trägt er eine Einschätzung seit geraumer Zeit fast wie ein Mantra vor sich her: „Es ist Fakt, dass wir im Sommer Qualität verloren haben. Wir brauchen einen größeren Konkurrenzkampf.“
Breitenreiter erinnert damit an den Verkauf von Julian Draxler und das damalige Versprechen, im Winter adäquaten Ersatz zu besorgen. Doch bis der bei ihm auf dem Trainingsplatz steht, kann er sehr hartnäckig sein, um seiner Erwartung Nachdruck zu verleihen. Er ist da anders als seine weniger forsch fordernden Vorgänger Jens Keller und Roberto Di Matteo; eher wirkt er wie Ralf Rangnick, der Transfers am liebsten selbst geregelt hätte.
Doch André Breitenreiter scheint mit seiner Art Gehör zu finden, denn Manager Horst Heldt bestätigte am Donnerstag, dass sich Schalke mit der Verpflichtung des früheren Leverkuseners Renato Augusto beschäftigt, der als Wunschspieler des Trainers gilt. Der 27 Jahre alte Brasilianer steht beim brasilianischen Meister Corinthians São Paulo unter Vertrag, wurde kürzlich zum besten Spieler der Liga gewählt. Was neben seiner fußballerischen Klasse als Mittelfeldspieler noch für ihn spricht, ist die Tatsache, dass er für einen Südamerikaner wohl wenig Eingewöhnungszeit benötigen dürfte und in der Rückrunde damit sofort eine Verstärkung sein könnte.
Schalke müsste zehn Millionen Euro Ablöse zahlen
„Er kennt die Bundesliga und spricht Deutsch“, erklärt Heldt. Allerdings sind zehn Millionen Euro Ablöse im Gespräch – Renato Augusto wäre damit eine Verpflichtung mit hoher Qualität und hohen Kosten auf dem Transfermarkt, der im Winter als schwierig gilt. Ein anderer Kandidat ist der Schweizer Nationalmannschaftskapitän Gökhan Inler, der bei Leicester City in England kaum zum Zuge kommt, aber die von Breitenreiter gewünschte Erfahrung mitbringt.
Wichtige Spieler geben die Vereine, zumindest die in Europa, während der laufenden Saison nur ungern ab – Schalke geht es ja genauso. Zum Beispiel bei Joel Matip und Sead Kolasinac, die mit anderen Vereinen in Verbindung gebracht werden – an Matip etwa soll Jürgen Klopp für den FC Liverpool Interesse haben. Heldt kann zwar keine Anfrage bestätigen, stellt aber vorsorglich klar: „Es ist nicht so, dass Joel Matip den Verein im Winter verlassen will – wir würden es aber aus sportlicher Sicht auch gar nicht zulassen.“ Bei Kolasinac sei die Schalker Haltung die gleiche, der bosnische Außenverteidiger ist bei AS Rom im Gespräch.
Kolasinac hatte sich zuletzt wieder in die erste Elf gespielt und soll auch gegen Hoffenheim helfen, dass der Jahresausklang gelingt. Bei einem Sieg würde Schalke die Hinrunde mit 27 Punkten abschließen und hätte damit eine Ausgangsposition für die Rückrunde, die als akzeptabel angesehen wird. Und dass die zweite Serie eher besser wird, daran hat der Trainer keinen Zweifel. „Mit dem Erfolg“, sagt Breitenreiter, „wird es hier genauso laufen wie auf meinen anderen Stationen auch: Nachhaltig.“