Prag/Gelsenkirchen. Aus den vergangenen sieben Pflichtspielen holte Schalke nur einen Sieg. Leon Goretzka hält nichts von Statistiken - schon gar nicht vor dem Derby.
Auf dem Rückflug in der Nacht nach dem 1:1 in der Europa League bei Sparta Prag hatten die meisten Schalker nur noch das nächste Spiel im Kopf. Das Revierderby beim BVB war allerdings noch weit weg. Es gab nur ein Thema: Autorennen. Sie kramten ihre kleinen Spielkonsolen aus den Taschen und fingen an zu zocken. Immer wenn die Schalker auf Reisen gehen, wird gezockt.
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Bei der Auswärtsfahrt am Sonntag wäre es Quatsch. Doch nicht für die 40 Kilometer nach Dortmund, für die gut halbstündige Busfahrt. Vor dem Derby scheint es aber so zu sein, als habe der Gegner deutlich mehr PS unter der Haube, als würde er in dieser Saison ein ganz anderes Rennen fahren. Schalke holte aus den vergangenen sieben Spielen nur einen Sieg.
Schalkes Mittelfeldspieler Leon Goretzka hält nichts von Statistiken, schon gar nicht vor einem Revierschlager. „Selbst wenn wir auf dem 18. Platz stehen würden und Dortmund Erster wäre, könnten wir sie im Derby schlagen“, sagt er.
Überraschungen von Schalke-Trainer André Breitenreiter
Schalkes Trainer André Breitenreiter verspricht vor seiner Derby-Premiere, dass seine Spieler „den Rasen umpflügen“ werden. Das Wort „Bonusspiel“ hatte er am Anfang der Woche zurückgenommen. Mit dieser Aussage hatte er nicht nur bei den Fans für Verwunderung gesorgt.
Breitenreiter überraschte aber auch in Prag, als er Leon Goretzka als Spielmacher aufstellte. Keine schlechte Idee, denn der 20-Jährige war der einzige Lichtblick im schwachen Offensivspiel. „Eine Position, mit der ich mich identifizieren kann. Ich habe immer gesagt, dass ich am liebsten zwischen Mittelfeld und Angriff spiele“, erklärte Goretzka. Gegen Dortmund ist diese Rolle aber eher unwahrscheinlich. Goretzka wird wohl wieder ins defensive Mittelfeld zurückgezogen.
Ralf Fährmann kann sich seiner Position sicher sein. Er steht im Tor und sonst nirgendwo. „Die Dortmunder verbessern sich von Woche zu Woche. Wir sind ein bisschen in der Außenseiterrolle“, sagt er. Außenseiter auch deshalb, weil der Trend auf Schalke ein anderer ist, die Mannschaft von Woche zu Woche schwächer spielt. „Ein Derby ist aber wie ein Pokalspiel, es hat eigene Gesetze. Da ist es auch egal, in welcher Verfassung man ist“, sagt Schalkes Nummer eins. Fährmann kennt das Gefühl, für die Schalker Fans unsterblich zu sein, Derby-Held zu sein. Im März 2014 rettete er in Dortmund mit teils wahnsinnigen Paraden das 0:0.
Schalke-Torwart Fährmann verspricht: niemals im BVB-Trikot
In Prag hat Fährmann ganz genau hingehört, als die Fans die Pottschlager-Hitparade bereits rauf und runter sangen. Der Frage, ob er die Melodien der Schmähgesänge zumindest mitgesummt habe, konnte er noch geschickt ausweichen. So etwas sagt ein Profi nicht öffentlich. Auf die Frage, ob er denn versprechen könne, nie das Trikot des BVB zu tragen, hatte er hingegen eine kurze, klare Antwort: „Ja!“
Schalke holt nur einen Punkt