Mönchengladbach.. Der einsichtige Geis wird vom DFB nach seinem Foul an dem Gladbacher André Hahn für fünf Spiele aus dem Verkehr gezogen - auch für die Pokalpartie.
Johannes Geis wusste, was zu tun war. Er fühlte sich mies, ihm war ja auch klar, dass sich das schreckliche Geschehen nicht mehr rückgängig machen ließ. André Hahn war längst auf dem Weg ins Krankenhaus, als sich der Mittelfeldspieler des FC Schalke 04 mit ganz schlechtem Gewissen in die Kabine von Borussia Mönchengladbach wagte und sich nach dem Verletzten erkundigte. Was zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt war: Der Gladbacher hatte sich einen Bruch des Schienbeinkopfes und einen Außenmeniskus-Riss zugezogen – bittere Folgen eines brutalen Fouls von Geis, das alle anderen Aufregungen rund um Gladbachs 3:1-Sieg gegen Schalke zu Nebensächlichkeiten degradierte.
Das Sportgericht des DFB fällte am Montag ein außergewöhnliches Urteil. Der am Sonntag in der 81. Minute vom Platz gestellte Schalker wurde „wegen eines rohen Spiels gegen den Gegner“ für fünf Spiele gesperrt – und zwar wettbewerbsübergreifend. Damit wurde verhindert, dass Geis schon am Mittwoch wieder die Schuhe hätte schnüren können, wenn sich die beiden Teams in der zweiten DFB-Pokalrunde ab 20.30 Uhr (live in der ARD und unserem Ticker) erneut gegenüberstehen – diesmal auf Schalke. Die Königsblauen akzeptierten das Urteil, es ist damit rechtskräftig.
Geis bat persönlich und über Facebook um Entschuldigung
In der Kabine der Borussen hatte sich Geis die Telefonnummer von Hahn geholt, der Schalker hat sich mittlerweile persönlich bei dem Mönchengladbacher entschuldigt. Über die sozialen Netzwerke teilte der 22-Jährige mit: „Mit tut das schlimme Foul an André sehr leid, und ich entschuldige mich bei ihm, seiner Familie, dem Verein und allen Fans.“
Natürlich gab es massenhaft Reaktionen, und natürlich werten die Anhänger aus den beiden Lagern die Situation unterschiedlich. Bei den meisten Schalkern zeigten die Daumen nach oben („Respekt für dieses Statement!“), viele Gladbacher hingegen wollten Geis nicht verzeihen („So einfach ist das also: Man tritt einen Berufskollegen kaputt, bekundet vollmundig, dass es einem leid tut, und wird dafür auch noch gefeiert. Der tolle Herr Geis sollte so lange gesperrt werden, wie André Hahn nicht spielen kann.“).
Schalker schützen den 22-Jährigen
Der Kessel der Emotionen kochte über – ein solches Horrorfoul sieht man auch im gnadenlosen Profifußball selten. Geis hatte zunächst den Blick nach oben auf den Ball gerichtet, bevor er mit den Stollen voraus das Bein von Hahn rammte. Unmittelbar danach gab Geis mit der bei Fußballern nach Fouls üblichen Unschuldsgestik noch keine gute Figur ab. Auch seine spätere Erklärung („Ich habe ihn in der Situation nicht richtig gesehen und habe seine Bewegungen falsch eingeschätzt“) hätte er sich schenken können. Die Fernsehbilder widerlegten zudem die Aussage von Manager Horst Heldt, dass Geis „mit dem Standbein weggerutscht“ sei. Die Schalker Verantwortlichen wiesen allerdings zurecht darauf hin, dass Geis zum ersten Mal in seiner noch jungen Karriere so negativ aufgefallen sei. „Er ist ein sauberer Junge“, betonte Trainer André Breitenreiter.
Was also war in diesen Jungen gefahren, als er so durchzog? Vermutlich waren ihm für einen Augenblick die Sicherungen durchgebrannt, zumal sich die Schalker beim Stand von 1:2 bei beiden Gegentoren mit einigem Recht vom Schiedsrichter benachteiligt gefühlt hatten. Dass sich Schalker Fans daneben benahmen, als André Hahn auf dem Boden lag („Steh auf, du Sau!“) und danach vom Feld getragen wurde („Auf Wiedersehen!“), steht auf einem schmutzigen anderen Blatt.