Gelsenkirchen. . Der Kapitän ist für Schalke viel zu wichtig, um einen Rückschlag zu riskieren. Er sieht sich derzeit als Motivator: „Wir sind auf dem richtigen Weg“.
Nach einer Stunde Training setzte sich Benedikt Höwedes auf eine große blau-weiße Getränkebox auf dem Platz. Während die Mitspieler noch Zweikampf- und Abschlussübungen machten, zog sich der Kapitän die Schuhe aus und beriet sich mit Physiotherapeut Tim Hielscher. Schon in diesem Moment musste man viel Vorstellungskraft aufbringen, um Höwedes am Sonntag im Bundesligaheimspiel des FC Schalke gegen den FSV Mainz wieder auf dem Platz zu sehen. Der Weltmeister will beim Comeback nach fast vier Monaten Pause nichts überstürzen.
Nein, es ist wohl nichts schief gegangen in der einen Stunde, in der Höwedes am Mittwoch das Training ohne erkennbare Beschwerden absolvierte. „Den Teil, den ich mitgemacht habe, habe ich mich gut gefühlt“, berichtete er anschließend. Zwar habe er manchmal noch „ein komisches Gefühl“ im Fuß, aber das Wichtigste: Schmerzen verspürt er nicht mehr. Doch was einen Einsatz am Sonntag gegen Mainz betrifft, da macht er sich nichts vor. Er denkt nicht, dass es schon reicht und erklärt: „Ich glaube auch nicht, dass ich dem Team in meiner derzeitigen Verfassung großartig helfen könnte.“ Zu gewaltig ist noch der Trainingsrückstand.
Höwedes will die Schalker Mannschaft vom Rand aus pushen
Höwedes ist für Schalke viel zu wichtig, um ihn jetzt schon wieder übereilt ins Getümmel zu werfen und womöglich einen Rückschlag zu riskieren. Zu wichtig als Abwehrchef, als Integrations- und Führungsfigur, als Weltmeister – gerade nach dem Verkauf von Julian Draxler, dem anderen Weltmeister. Diesen Verlust müsse man jetzt „als Mannschaft kompensieren“, sagt der Kapitän und gebraucht damit die gleichen Worte wie jeder andere auch – einen Ersatz für Draxler hat es schließlich nicht gegeben.
Manch einer befürchtet, dass damit die Aufbruchstimmung schon wieder hin ist, aber dem stemmt sich Höwedes mit Macht entgegen: „Wir sind auf dem richtigen Weg, und den werden wir auch am Sonntag weitergehen.“ Sich selbst sieht er dabei in der Rolle des emotionalen Motivators: „Ich kann die Mannschaft pushen, dirigieren und auch auf Fehler hinweisen.“
Höwedes lässt bei Schalke bewusst einige Trainingseinheiten aus
Wann er wieder im Wettkampf richtig auf dem Platz steht, lässt Höwedes offen – ein Comeback zum Auftakt der Europa League am nächsten Donnerstag in Nikosia scheint zumindest nicht völlig ausgeschlossen. Er sagt dazu lediglich: „Ich stecke mir kein festes Ziel.“ Mit Trainer André Breitenreiter steht er auch diesbezüglich im engen Austausch – beide haben vom ersten Tag an auf einer Wellenlänge gefunkt; Breitenreiter war es auch mit zu verdanken, dass Höwedes Schalke in diesem Sommer nicht in Richtung England verlassen hat. Der Trainer nennt seinen Kapitän eine „Korsettstange“ und will ihm die nötige Zeit fürs Comeback geben – „auch wenn er sehr wichtig ist“.
Deswegen ließ Höwedes in den vergangenen Tagen bewusst auch die eine oder andere Trainingseinheit auf dem Platz aus, nachdem er am vergangenen Donnerstag im internen Testspiel gegen die eigene U23 (2:3) schon wieder 25 Minuten mitgewirkt hatte. „Wir wollten vermeiden, dass durch zu hohe Belastungen muskuläre Spannungen auftreten“, berichtet Höwedes. Nur nichts überstürzen – aber langsam rückt das Comeback näher.