Gelsenkirchen. . Bis zum Verkauf von Julian Draxler war Manuel Neuer Schalkes teuerster Transfer - weil die Bayern für ihre Erfolge ständig Prämien zahlen mussten.
In diesem Frühjahr, kurz nach dem 26. April, hat der FC Schalke 04 dem FC Bayern München zum letzten Mal eine schöne Rechnung präsentiert. Die Bayern waren gerade vorzeitig Deutscher Meister geworden, und das ließ die Kassen auf Schalke ein weiteres Mal klingeln. Eine satte Million Euro stellte Schalke den Bayern für den Gewinn des nationalen Titels in Rechnung – wären die Münchner nur Zweiter geworden, wären es 750 000 Euro geworden. Und selbst, wenn sich die Bayern nur als Dritter oder Vierter der Bundesliga für die Champions League qualifiziert hätten, wäre eine kleine Sonderzahlung an Schalke geflossen. Dies sah eine Vereinbarung vor, die im Jahr 2011 beim Transfer von Manuel Neuer von Schalke zu Bayern München geschlossen wurde.
Schalke verhandelte mit FC Bayern im Adlon
„Wir haben damals keinen ganz schlechten Tag erwischt“, hat Schalkes Manager Horst Heldt einmal schmunzelnd gesagt, als er auf die Verhandlungen mit den Verantwortlichen des FC Bayern über Manuel Neuer zurückblickte. Zusammen mit seinem Vorstandskollegen Peter Peters, dem Schalker Finanzchef, saß er im Berliner Hotel Adlon der Bayern-Delegation gegenüber. Und gemeinsam pressten Peters und Heldt aus dem Neuer-Verkauf weit mehr als 30 Millionen Euro für Schalke heraus.
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Denn neben der Basis-Ablösesumme von etwas über 20 Millionen Euro kassierte Schalke vier Jahre lang hübsche Prämien dafür, dass die Bayern mit dem Ur-Schalker Manuel Neuer ihre Erfolge feierten. Die Vereinbarung lief bis zum Ende der Saison 2014/15 – jetzt ist die Rechnung abgeschlossen.
Bis zum Montag, als Schalke Julian Draxler für 36 Millionen Euro Fixzahlung (plus vier weiteren Millionen an möglichen Nachschlägen) an den VfL Wolfsburg verkaufte, war Manuel Neuer Schalkes-Rekord-Transfer. Denn die Ablösesumme wuchs regelmäßig mehrfach im Jahr, weil Schalke immer wieder neue Rechnungen schicken konnte, sobald die Bayern auch nur ein (Teil-)Ziel erreicht hatten. In der Bundesliga gab’s, wie eingangs beschrieben, eine Million Euro für den Meistertitel und 750 000 Euro für Platz zwei. Weil Bayern im fraglichen Zeitraum (Saison 2011/12 bis Saison 2014/15) insgesamt dreimal Deutscher Meister und einmal Vize-Meister wurde, summieren sich allein die Bundesliga-Prämien auf 3,75 Millionen Euro.
Noch mehr kam über die Champions League zusammen. Hier wurden Prämien fällig, sobald die Bayern das Viertelfinale erreicht hatten – mit jeder weiteren Runde kamen noch etwa 500 000 Euro oben drauf, so dass sich allein in der Saison 2012/13, als Bayern das Champions-League-Finale gegen Dortmund gewann, drei Millionen Euro zusammengeläppert haben. Da der FC Bayern in den vier Prämien-Jahren international ziemlich erfolgreich spielte und mit Neuer immer mindestens das Halbfinale erreichte, ist der Prämien-Topf aus der Champions League fast zehn Millionen schwer. Nur die Erfolge im DFB-Pokal wurden nicht extra honoriert.
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Die Bayern hatten bei den Verhandlungen im Adlon sogar schon einen Teil der Prämien garantiert (das heißt, sie hätten selbst dann zahlen müssen, wenn sie das sportliche Ziel nicht erreicht hätten). Deswegen wurden diese Gelder in die Basis-Ablösesumme eingerechnet, die mit etwas über 20 Millionen Euro angegeben wurde – rechnet man diese Garantien heraus, war es etwas weniger. Doch inklusive der Prämien (rund 13 Millionen) betrug die Neuer-Ablösesumme unterm Strich weit mehr als 30 Millionen Euro – für Schalke in den vergangenen vier Jahren fast wie eine Versicherung.
Sicherheit und Risiko
Wenn man so will, tritt an diese Stelle nun das Geld aus dem Draxler-Transfer, wobei hier die Basis-Ablösesumme sehr viel höher ist als der mögliche Prämien-Gewinn. Für Schalke war der Verkauf jetzt ein Abwägen zwischen Sicherheit und Risiko: Bei einem Verkauf im kommenden Jahr hätte man für Draxler gemäß Klausel möglicherweise 45,5 Millionen Euro bekommen – aber eben auch keine 50 oder 60 Millionen. Und weil Draxler unbedingt weg wollte, ging Schalke auf Nummer sicher. So wurde auch das Risiko von Verletzungen ausgeschaltet.
Denn damit ist Schalke vor Jahren einmal auf die Nase gefallen: Im Sommer 2012 bot Zenit St. Petersburg 20 Millionen Euro für Kyriakos Papadopoulos – Schalke lehnte ab, und wenige Monate später verletzte sich der Grieche schwer am Knie. Schalke konnte „Papa“ erst nach einem Leihgeschäft an Bayer Leverkusen verkaufen. Die Ablösesumme dabei in diesem Sommer: Sieben Millionen Euro fix – plus Nachschläge.
Und als sich Leverkusen dann in der vergangenen Woche mit Papadopoulos erneut für die Champions League qualifizierte, schickte Schalke gleich am nächsten Tag eine Rechnung an Bayer 04: Es ging um die Prämien -Zahlung von einigen Hunderttausend Euro.