Gelsenkirchen. Nur mit dem Ergebnis waren die Spieler des FC Schalke 04 nach dem 1:1 gegen Darmstadt nicht zufrieden. Wir haben die Stimmen zum Spiel gesammelt.
Marco Sailer wusste nach dem Spiel in der Mixed Zone gar nicht, welchem Journalisten er zuerst seine Gefühle schildern sollte. Der Mann mit dem langen Bart, der auffälligste und bekannteste Profi von Darmstadt 98, sagte nach dem ersten Bundesliga-Auswärtsspiel seiner Karriere: "Es macht Spaß, hier zu spielen. Das hat mich richtig aufgegeilt." Und das Spiel brachte Darmstadt einen Punkt - die "Lilien" erreichten beim FC Schalke 04 ein 1:1 (0:1).
Schalke-Trainer André Breitenreiter, Manager Horst Heldt und die Spieler fanden die königsblaue Leistung gut, machten sich kaum Vorwürfe. Darmstadts Trainer Dirk Schuster lobte die kämpferische Leistung seines Teams: "Wir sind voll in den roten Bereich gefahren und mit einem Punkt belohnt worden." Wir haben die Stimmen zum Spiel gesammelt.
André Breitenreiter (Trainer FC Schalke 04): "Zu Beginn des Spiels hat man gemerkt, dass die Jungs einen großen Respekt davor haben, im heimischen Stadion zu spielen. Das ist natürlich begründet in den Negativerlebnissen aus der letzten Saison. Folgerichtig sind wir 0:1 in Rückstand geraten - durch eine Situation, wie wir sie angesprochen und trainiert haben: langer Ball, zweiter Ball. Dann sind wir nicht eng genug dran, haben uns beim Schuss weggedreht und schon steht es nach wenigen Minuten 0:1. Was man danach gesehen hat, vor allem in der zweiten Halbzeit, auch auch schon ansatzweise in der ersten Halbzeit, war eine Mannschaft, die Moral beweist, die an sich glaubt, die laufbereit ist, wo jeder Gas gibt, die - ich schaue auf die Statistik - 60 Prozent Zweikämpfe gewinnt. Das ist auch darin begründet, dass die Fans uns bis zur 90. Minute unterstützt haben. Ein großes Kompliment an die Fans, die alles versucht haben - wie auch die Jungs. Wir haben uns aber nicht belohnt."
Breitenreiter über Kritikpunkte: "In der Spieleröffnung haben wir teilweise zu langsam gespielt, da hätte die Passschärfe höher sein müssen, um schneller nach vorn zu kommen. Was kann ich noch kritisieren? Der letzte Pass, um die ganz klaren Chancen herauszuspielen, fehlte. Im Abschluss waren wir in der einen oder anderen Situation zu unkonzentriert. Ansonsten haben die Jungs alles versucht, da kann man wenig vorwerfen. Wenn ich sage: Wir brauchen Zeit, man kann nicht alles schnell beiseite drängen, dann benötigen wir die Zeit auch. Dann bin ich sicher, dass wir diese Spiele in Zukunft gewinnen werden."
Breitenreiter über Darmstadt: "Dass der Gegner das hervorragend macht und eine große Mentalität hat, war uns allen bewusst. Dass sie alle Mittel ausnutzen, um über die Runden zu kommen, war auch klar. Jeder macht das, was er kann. Das kann ich aus meiner Vergangenheit auch bewerten. Deswegen großes Kompliment und Glückwunsch zum Punkt."
Breitenreiter über die Umstellung Höger/Goretzka: "Wir sagen immer, dass wir Trainingsleistungen belohnen. Marco hat gebrannt ohne Ende. Er war sehr, sehr fleißig. Zudem war klar, was uns erwartet: viele lange Bälle, der Kampf um zweite Bälle - da haben wir Marco den Vorzug gegeben, weil er jemand ist, der noch zweikampfstärker ist, sich diese Bälle holt. Das hat er auch gezeigt."
Horst Heldt (Manager FC Schalke 04): "Wir können der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie hat alles probiert bis zur letzten Sekunde. Wir hatten 70 Prozent Ballbesitz, hatten unsere Möglichkeiten, am Ende hat es nicht gereicht. Die Mannschaft hat versucht, spielerische Lösungen zu finden. Sie hat versucht, den Abwehrriegel zu knacken. Wir hatten nach dem 1:1 noch viel Zeit, haben einmal die Latte getroffen, einmal den Pfosten. Ein bisschen Pech war auch dabei."
Heldt über mögliche Angebote für Julian Draxler aus Italien: "Es gab einen Kontakt, den haben wir abgelehnt. Seitdem ist kein Kontakt. Wenn mich noch einer fragt, ob es Gespräche oder Angebote gibt, dann ticke ich ein wenig aus."
Heldt über einen Medizincheck von Kevin-Prince Boateng in Saudi-Arabien: "Er ist nicht durchgefallen, weil er keinen Medizincheck durchgeführt hat."
Klaas-Jan Huntelaar (FC Schalke 04): "Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Leider sind wir in Rückstand geraten - so baust du den Gegner auf. Trotzdem waren wir sehr gut im Spiel. Wir haben weitergemacht und früh in der zweiten Halbzeit das 1:1 gemacht. Dann hofft man, dass man das zweite auch noch macht. Fußballerisch waren wir immer in der Darmstädter Hälfte, da muss man die Löcher finden, um zu gewinnen. Das hat leider nicht geklappt."
Huntelaar über den "neuen" Fußball unter Breitenreiter: "Ich bin sehr zufrieden. Man hat gesehen, dass wir sehr guten Fußball gespielt haben. Leider hat das nicht für einen Sieg gereicht. Das ist schade. Am nächsten Freitag spielt Wolfsburg auch mit. Das ist ein offeneres Spiel. Meistens sind die schöner."
Huntelaar über seine Kopfballchance: "Der Ball flog zu sehr in die Mitte. Deswegen konnte der Torwart halten."
Ralf Fährmann (FC Schalke 04): "Die Darmstädter haben alles in die Waagschale geworfen, sie haben sich den Punkt erkämpft. Wir hatten viel Ballbesitz, haben gut nach vorn kombiniert, viele Flanken reingespielt - aber man kann nicht jedes Spiel in Perfektion absolvieren. Wir wussten, dass die Darmstädter auf die zweiten Bälle gehen, dass sie spielerisch nicht viel versuchen und sich hinten reinstellen. Ich muss unsere Fans loben, die geklatscht haben und zufrieden waren."
Roman Neustädter (FC Schalke 04): "Darmstadt stand sehr tief und hat diszipliniert verteidigt. Auch die Stürmer haben mehr nach hinten gearbeitet als nach vorn. Wir haben ein dummes Gegentor kassiert, das aus einem langen Ball entstanden ist. Da waren wir eine Sekunde unachtsam. Wir haben aber sehr früh das 1:1 gemacht, hatten danach in der zweiten Halbzeit noch ein paar Chancen. Aber das letzte Quäntchen Glück hat gefehlt. Die Fans haben uns unermüdlich nach vorn getrieben."
Eric Maxim Choupo-Moting (FC Schalke 04): "Wir sind sehr früh in Rückstand geraten. Das darf uns nicht passieren. Wir wussten, dass die Darmstädter viel mit langen Pässen agieren würden und haben in dieser Situation den zweiten Ball nicht bekommen. In der Bundesliga wird sowas bestraft. Danach sind wir dem Rückstand hinterhergelaufen. Das hat die Aufgabe gegen eine so tief stehende Mannschaft noch schwieriger gemacht. Das ist jetzt ein Dämpfer für uns. Wir wollten vor unseren eigenen Fans unbedingt gewinnen. Aber es geht weiter, solche Spiele kommen immer mal vor."
So analysieren die Darmstädter das 1:1 beim FC Schalke 04
Dirk Schuster (Trainer Darmstadt 98): "Wir sind mit einer gehörigen Portion Respekt nach Gelsenkirchen gekommen, aber ohne Angst. Wir haben uns vorgenommen, ein mutiges Spiel im Rahmen unserer Möglichkeiten abzuliefern. Das hat die Mannschaft sehr gut umgesetzt. Der Weg, aus einer stabilen, gut geordneten Defensive, die vorne losgeht, mit enorm viel Laufbereitschaft, Willen und Zweikampfverhalten, darüberhinaus vereinzelt Nadelstiche zu setzen nach Balleroberungen sofort schnell durchs Umschaltspiel in die Spitze zu kommen, hat sich als richtig erwiesen. Wir haben in der ersten Halbzeit ein sehr gutes Spiel gemacht. Es hat uns gefreut, dass wir nach langer Zeit das erste Auswärtstor in der Bundesliga geschossen haben. Wir hatten kurz darauf eine riesengroße Chance. Da hätten wir das 2:0 machen können. Nach der Pause ist das eingetreten, was wir unbedingt verhindern wollten: der schnelle Ausgleich. Danach ging es Schlag auf Schlag. Wir mussten sehr viel hinterherlaufen, sind aber keinem Zweikampf aus dem Weg gegangen. Wir haben ein sehr intensives Spiel von beiden Seiten gesehen. Die Schalker haben ihre spielerische Klasse gezeigt, wir eine willensstarke Leistung. Wir hatten in der einen oder anderen Situation in der zweiten Halbzeit, speziell bei dem Freistoß von Geis an die Latte, ein bisschen Glück. Ich muss der Mannschaft ein sehr großes Kompliment machen für den Aufwand und die Leidenschaft, die sie betrieben hat."
Marco Sailer (Darmstadt 98): "Wir waren ein ekliger Gegner - und das werden wir bleiben. Darauf können sich alle freuen."
Christian Mathenia (Darmstadt 98): "Den Gegner ärgern war heute das oberste Ziel. Wir haben heute wieder einen großen Kampf geliefert, die Jungs lagen alle total erschöpft am Boden hinterher. Dieser Einsatz ist unser Markenzeichen. Ich denke, wir haben völlig verdient einen Punkt geholt."
Konstantin Rausch (Darmstadt 98): "Beim Tor dachte ich eigentlich, dass Mario Vrancic an den Ball kommt. Als ich gemerkt habe, dass er zu mir kommt, wollte ich ihn nur noch reinmachen ins lange Eck. Wir waren zu jeder Sekunde gewillt, den Kampf anzunehmen."
Jerome Gondorf (Darmstadt 98): "Wir fahren mit einem Grinsen zurück nach Darmstadt."
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