Gelsenkirchen. . Alles deutet darauf hin, dass Schalke seinen Problemfall Kevin-Prince Boateng nach Lissabon transferiert. Dabei galt der 28-Jährige als Star-Einkauf.
Am Dienstag war Kevin-Prince Boateng schon früh auf den Beinen. Die Morgensonne schien ihm ins Gesicht, in der dunklen Brille spiegelte sich das grelle Licht. Der Fußballprofi sah müde aus, aber er ließ seine persönliche Fangemeinde an diesem Eindruck teilhaben: Um 6.39 Uhr twitterte er ein Foto von sich in die Welt hinaus. „Genieße den Tag“, stand da noch geschrieben – wie fast immer bei ihm in englischer Sprache.
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Dass Boateng so früh auf den Beinen war, hatte seinen Grund: Er war auf dem Weg nach Lissabon, um dort mit dem Erstligisten Sporting einen Vertrag auszuhandeln. Portugiesische Medien berichteten sogar, der Mittelfeldspieler solle bereits den Medizincheck absolvieren, um dann beim Pokalsieger einen Zweijahresvertrag zu unterschreiben. Bundesligist FC Schalke 04, wo Boateng noch einen Vertrag bis 2016 besitzt, lasse ihn ablösefrei ziehen – wolle sich aber eine 25-prozentige Beteiligung an der Ablösesumme im Falle eines Weiterverkaufs festschreiben lassen.
Heldt will sich noch nicht zum finanziellen Rahmen äußern
So weit wollte Schalkes Manager Horst Heldt indes am frühen Dienstagabend im Gespräch mit dieser Zeitung noch nicht gehen: „Ich weiß, dass Kevin in Lissabon ist. Alles andere muss man abwarten. Erst wenn diese beiden Parteien sich geeinigt haben, werden wir uns mit den finanziellen Rahmenbedingungen beschäftigen.“
Mit dem Modell der Ablösebeteiligung bei einem Weiterverkauf hatte Schalke zuletzt Zusatzeinnahmen für die ehemaligen Spieler Sergio Escudero und Philipp Max kassiert. Bei Boateng geht es aber nur um: Schadensbegrenzung.A
Boateng könnte Vertrag auf Schalke auch aussitzen
Der Deutsch-Ghanaer hatte bei seiner Verpflichtung vor zwei Jahren zehn Millionen Euro Ablöse an den AC Mailand gekostet; zudem würde ihm auf Schalke bis zum Vertragsende sein Grundgehalt von knapp fünf Millionen Euro zustehen. Zuletzt hatte man beinahe einkalkulieren müssen, der 28 Jahre alte Profi, der im Mai suspendiert wurde, könnte vielleicht sogar seinen Vertrag auf Schalke aussitzen. Diverse Spuren nach einem neuen Verein führten ins Nichts – konkret verhandelt wurde zuvor nur einmal: über ein Engagement von Boateng in der US-amerikanischen Profiliga.
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Nun aber dürfte ein Schlussstrich gezogen werden unter ein großes Missverständnis, als das das Kapitel zwischen Schalke und Boateng in der Rückschau gelten muss. Ein Vergleich von Schalkes Vereinschef Clemens Tönnies rückt das ins Licht. Am Anfang hatte er Boateng als „unseren Leuchtturm“ begrüßt, weil der Profi mit dem markanten, tätowierten Körper mit seiner großen Präsenz voranging – so führte er Schalke sogar einmal auch in die Champions League. Am Tag der Suspendierung in diesem Mai aber sagte Tönnies über den vermeintlichen Leuchtturm: „Irgendwann hat er das Licht nicht mehr angemacht. Boateng hat der Mannschaft nicht mehr geholfen – er hat sie sogar ein Stück weit runtergezogen.“
Boateng hat schon sechs Profi-Stationen hinter sich
Boateng scharte Spieler um sich, auf die er seinen Missmut übertragen haben soll. Hinter vorgehaltener Hand wurden Spieler wie Sidney Sam, Dennis Aogo oder Marco Höger genannt, die den Eindruck erweckten, als würden sie zur Boateng-Gang gehören. Es ging also vorwiegend um einen schlechten Einfluss, dem Schalke mit der Trennung von Boateng entgegenwirken wollte – Marco Höger ist heute sogar Mitglied des Mannschaftsrates.
Boateng, der in seiner Profi-Karriere sechs Stationen hinter sich hat, aber nur in drei Jahren beim AC Mailand (2010 bis 2013) wirklich den Ansprüchen gerecht wurde, soll nun in der Hafenstadt Lissabon vorangehen. Vielleicht ein guter Platz für einen Leuchtturm.