Gelsenkirchen. . Auch Dennis Aogo galt als Synonym für den Schalker Niedergang. Jetzt blickt er nach vorne und freut sich, dass es anders zugeht als unter Di Matteo.

Als Dennis Aogo gerade gut gelaunt sein erstes Interview der neuen Saison gab, kam hinter ihm Leon Goretzka vorbei. Der war merklich zum Scherzen aufgelegt und rief laut dazwischen: „Ajogo.“ Selbst Dennis Aogo musste da schmunzeln: Ex-Trainer Roberto Di Matteo hatte bei Aogos Namen stets noch ein kreatives „j“ eingefügt und immer von „Ajogo“ gesprochen – warum das so war, weiß auf Schalke keiner so genau.

Auf jeden Fall hat der 27-Jährige nun seinen Spitznamen weg und so noch ein kleines Päckchen zu tragen an einer Zeit, die auf Schalke am liebsten jeder so schnell wie möglich vergessen möchte.

Aogo war durch die Ablehnung sehr angefasst

Dennis Aogo war sogar einer der Spieler, die am meisten als Synonym für den Niedergang des FC Schake 04 genannt wurden; wenn davon die Rede war, dass sich die Spieler nicht mit Schalke identifizieren würden, wurde direkt hinter Boateng, Sam oder Neustädter auch oft der Name Aogo genannt. Man könnte sich durchaus vorstellen, dass es ihm schwer fallen würde, jetzt wieder auf die Leute zuzugehen, die ihn vor zwei Monaten noch am liebsten zum Teufel geschickt hatten. Doch Aogo ist ein offener Typ, der sich auf den Neuanfang freut. Nur mit einer Bemerkung deutet er an, dass ihn die Ablehnung zum Ende der vergangenen Saison sehr wohl berührt hat: „Es wurde immer so getan, als wenn wir Maschinen oder Millionäre wären, aber das ist Schwachsinn. Hinter jedem Spieler steckt ein sensibler Charakter.“

Hängen geblieben sei davon aber nichts bei seiner Beziehung zu den Fans, versichert Aogo: „Jetzt haben wir einen Neuanfang, und deswegen sollte man dem Ganzen auch eine Chance geben, um unbelastet in die neue Saison zu gehen.“

Am Freitag ging’s mit dem Training richtig los: Nach dem doch eher leichten Aufgalopp am Donnerstag führte André Breitenreiter zum ersten Mal mit etwas lauterem Ton das Kommando und unterbrach die Übungen, wenn ihm etwas nicht gefiel. Es war einfach mehr Leben auf dem Platz, als man das zuletzt auf Schalke kannte. Aogo hat beobachtet: „Er versucht, das Ganze ein bisschen positiver zu gestalten, das ist genau nach meinem Geschmack, denn ich sehe die Dinge ja auch lieber positiv.“

Aogo begrüßt den neuen Verhaltenskodex

Selbst den viel diskutierten Verhaltenskodex, den Manager Horst Heldt den Profis präsentiert hat, begrüßt Aogo. Auch wenn niemand Einzelheiten verraten will, so hat Schalke wohl wirklich an vielen Stellschrauben gedreht, um die Mannschaft straffer zu führen. „Fakt ist: Es gibt Dinge, die sich intern verändert haben“, berichtet Aogo: „Es gibt einen raueren Ton und klarere Regeln, die jetzt verfolgt werden, und das halte ich für richtig.“ In der Vergangenheit habe Schalke versucht, die Dinge eher laufen zu lassen, aber das funktioniert bei einer Profi-Mannschaft offenbar nicht – dabei habe man einiges „schleifen gelassen“.

Man merkt es Dennis Aogo an, dass er sich nun wieder wohler fühlt: In positiver Atmosphäre und bei festerer Führung. Aber die größte Veränderung ist natürlich mit dem neuen Trainer gegeben; mit der Art, wie André Breitenreiter an die Sache herangeht. Aogo beschreibt ihn als einen Typen mit klarer Kante: „Er ist sehr kommunikativ und führt sehr viele Gespräche auch mit den jungen Spielern – das ist, glaube ich, der größte Unterschied zum letzten Trainer.“

Außer natürlich der Sache mit dem kreativen „j“ in seinem Nachnamen: Unter Breitenreiter will „Ajogo“ wieder Aogo sein.