Gelsenkirchen. . Mitgliederversammlung beim FC Schalke 04 - und Manager Horst Heldt schlägt sich tapfer. Aufsichtsrats-Chef Tönnies verspricht: Wir bleiben ein Verein.

Es geht gesittet zu, als sich die Vereinsfamilie des FC Schalke 04 am Sonntag in der Arena zur Mitgliederversammlung trifft. Dies ist eine Nachricht, weil es bekanntlich nicht immer so war.

Die Veranstaltung läuft bereits seit zwei Stunden, und es gibt kein Gebrüll und kein Gejohle, die Wortbeiträge fallen zum Teil kritisch aus, verlassen aber selten den Pfad der Sachlichkeit. 9286 Teilnehmer sind gezählt worden, und keiner von ihnen bleibt sitzen, als der Aufsichtsrats-Vorsitzende Clemens Tönnies einen großen Schalker begrüßt – „unseren Rudi“. Stehende Ovationen für Rudi Assauer, den an Alzheimer erkrankten legendären Manager.

Meisterjugend wird gefeiert

Orkanstärke erreicht der Applaus auch, als die U-19-Junioren gefeiert und geehrt werden – die jungen Männer, die kürzlich Deutscher Meister geworden sind und sinnbildhaft für Schalkes Zukunftshoffnungen stehen.

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Dann wird es still in diesem Stadion, das sonst nur Lautstärke kennt. Auf der Leinwand werden die Namen vieler Mitglieder gezeigt, um die Schalke trauert, einige werden auch im Bild gezeigt – darunter Jungs aus Haltern, die bei der Germanwings-Flugkatastrophe ihr Leben lassen mussten.

Gespanntes Warten auf Horst Heldts Auftritt

Dass es nicht ganz so ruhig bleiben wird, damit ist zu rechnen. Auf Horst Heldts Auftritt warten die meisten mit Spannung, denn vor den Füßen des Managers und Sportvorstands wurde in den vergangenen Wochen jede Menge Frust abgeladen. Viele Fans lasteten ihm eine schlechte Trainerauswahl und erst recht eine schlechte Spielerauswahl an. Der miserable Saisonausklang hatte diese Haltung noch extrem verstärkt.

22 Minuten dauert seine Rede, anfangs sind deutliche Pfiffe zu hören, die Stimmung ist allerdings nicht feindselig. Heldt räumt Fehler ein und sagt den Fans ganz direkt: „Dass ihr die Schnauze voll hattet, kann ich verstehen.“ Er gibt die neue Richtung vor, auch er will keine Spieler mehr mit Söldnermentalität. Der neue Trainer jedenfalls sei für dieses Konzept genau der richtige: „Dafür steht An­dré Breitenreiter, die Jugendarbeit ist ein Teil seiner Trainerphilosophie.“ Heldt bittet die Anhänger: „Die vielen jungen Spieler brauchen eure Hilfe. Die stecken Ablehnung und Hass nicht einfach so weg, das macht sie fertig.“

Sportbeirat mit großen Namen

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Dann geht der Manager auf ein Plakat ein, auf dem ihm am letzten Spieltag „1,69 Meter Inkompetenz“ unterstellt wurde. Heldt verspricht „1,69 Meter Arbeit, 1,69 Meter Leidenschaft, 1,69 Meter Einsatz, 1,69 Meter Schalke 04“ – und als er danach vom Mikro tritt, hört er ausschließlich Applaus. Clemens Tönnies aber unterstreicht mit einer unmissverständlichen Mahnung noch einmal, dass Heldt, dessen Vertrag 2016 ausläuft, auf Bewährung arbeitet: „Horst, daran wirst du von uns allen gemessen werden, das musst du wissen!“

In einem Jahr läuft auch das Mandat von Tönnies aus. Dann wird auch er darauf angewiesen sein, dass der Wahlausschuss eine erneute Kandidatur zulässt. Für die Mitglieder hat er an diesem Sonntag noch einige Zuckerstückchen parat. Er versichert ihnen, dass es keine Ausgliederung der Profi-Abteilung in eine Kapitalgesellschaft geben wird: „Ich verspreche euch: So lange ich auf Schalke bin, bleibt Schalke ein eingetragener Verein. Das ist eine feste Zusage.“ Und bisher fehlende sportliche Kompetenz im Aufsichtsrat soll künftig durch einen Beirat ausgeglichen werden. Die Namen der Berater: Huub Stevens, Mike Büskens, Ebbe Sand. Applaus! Was sonst?