Gelsenkirchen. . Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam mussten auf Schalke auch deswegen gehen, weil die Stimmung in der Mannnschaft schlecht war. Ohne sie soll es besser werden.

Arm in Arm gingen Jefferson Farfan und Julian Draxler vom Platz, und man hätte fast den Eindruck gewinnen können, dass da jemand auch ein gutes Betriebsklima demonstrieren wollte. Zwei Tage nach dem spektakulären Dreifach-Rauswurf auf Schalke kehrte beim Training langsam wieder Normalität ein. Roberto Di Matteo bereitete die Mannschaft auf das so wichtige Spiel am Samstag gegen Paderborn vor. Auf dem Platz wurde konzentriert gearbeitet – wie’s drinnen aussah, blieb im Verborgenen: Der Verein hat für die Spieler in dieser Woche ein Interview-Verbot verhängt. Die Profis sollen nicht auch noch über die gefeuerten Kollegen reden.

Auffällig oft hatte man in den vergangenen Tagen von der miesen Stimmung im Mannschaftskreis gehört, von Cliquenbildung und gegenseitigem Herunterziehen – atmosphärisch gesehen. Einerseits eine normale Erscheinung: Wer hat am Arbeitsplatz schon gute Laune, wenn man seit Monaten ständig mit Misserfolg und schlechten Nachrichten zu kämpfen hat?

Boateng habe die Mannschaft „ein Stück weit runtergezogen“

Andererseits: Mit den Rauswürfen vor allem von Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam wollte Schalke gezielt gegen die schlechte Stimmung ankämpfen. Vereinschef Clemens Tönnies hatte das öffentlich gemacht. Er sagte: Boateng habe die Mannschaft „ein Stück weit runtergezogen“ und Sam habe „innerhalb des Mannschaftsgefüges keine gute Stimmung verbreitet“. Marco Höger, der vorerst nur für diese Woche suspendiert ist, ist da ein Sonderfall: Ihm wird zwar eine gewisse Nähe zu Boateng, den er „Bruder“ nennt, nachgesagt, doch grundsätzlich gilt er nicht als schwieriger Charakter. Höger darf ja auch auf eine Rückkehr hoffen, während für Sam und Boateng die Tür definitiv zu ist. Für ein Comeback der beiden gebe es „keine Chance“, betont Tönnies: „Wir müssen doch konsequent sein und dürfen nicht rumeiern.“

Auf Schalke kann es jeden einzelnen treffen

Die Verbesserung des Betriebsklimas ist also der eigentlich Effekt, den sich Schalke von den Rauswürfen verspricht. Denn viele Fans fragen sich natürlich, warum die Mannschaft jetzt gegen Paderborn plötzlich besser spielen soll, wo Boateng doch zuletzt nur noch sporadisch an den armseligen Auftritten auf dem Platz beteiligt war und Sam seit Wochen sogar gar nicht mehr.

Zudem setzt Schalke darauf, dass die Spieler wach gerüttelt worden sind. „Ich gehe davon aus, dass sie gemerkt haben, dass es jetzt ans Eingemachte geht und es jeden einzelnen treffen kann“, sagt Manager Horst Heldt. Indes kann dies auch wieder für ein Klima der Angst sorgen: In Gesprächen mit Fans machten auch prominente Profis in dieser Woche ihre Befürchtung deutlich, dass sie der nächste Spieler sein könnten, an dem ein Exempel statuiert wird. Und außerdem wissen einige Spieler ohnehin, dass ihre Zeit auf Schalke nach der Saison zu Ende geht – weil ihre Verträge dann auslaufen.