Gelsenkirchen. Schalkes Spielmacher-Talent Max Meyer saß zuletzt wieder einmal draußen. In der kommenden Saison entscheidet sich, ob aus Meyer ein Top-Star wird.
Am Donnerstag postete Spielmacher-Juwel Max Meyer vom FC Schalke 04 auf seinem Instagram-Profil ein witziges Video: Gemeinsam mit der Fußball-Legende Yaya Toure (32) hatte der 19-Jährige einen Werbespot für Nissan gedreht. Fast schon obligatorisch wirbt Meyer auf allen Profilen für seinen Privatsponsor Nike - einen millionenschweren Fünfjahresvertrag hatte Meyer 2013 unterzeichnet. Wer "Max Meyer" bei Google sucht, findet schnell eine Überschrift "Ist er der nächste Messi?" Ein Jung-Star aus der "Knappenschmiede" auf dem Weg aufs weltweite Cover von "Fifa 16"?
Erst einmal nicht. In der in Kürze endenden Saison setzten andere die Ausrufezeichen.
Schlimmer noch: Kurz vor dem Saisonende hockt Meyer sogar mal wieder nur auf der Ersatzbank. Ob Trainer Roberto Di Matteo eins seiner größten Talente am Sonntag in Köln spielen lässt (17.30 Uhr, live in unserem Ticker), ließ er offen. Di Matteo ist auch nach sechs Monaten kein Fan des verspielten Technikers. Meyer selbst wirkte wohl auch deshalb zuletzt nicht mehr so fröhlich wie noch in seinem ersten Profi-Jahr. Beim Führungstor gegen Stuttgart jubelte er kaum - denn er saß noch draußen. "Eine gewisse Demut tut vielen jungen Spielern sicher gut", rüffelte prompt Kapitän Benedikt Höwedes am Sonntag im "BamS"-Gespräch und ergänzte: "Über allem steht die Mannschaft und nicht persönliche Befindlichkeiten oder Interessen." Was ist da passiert?
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Ein Rückblick: Mit dem Trainerwechsel von Meyer-Förderer Jens Keller zu Di Matteo begann Meyers schwere Zeit. Schon nach dem ersten Auswärtsspiel unter dem neuen Trainer, dem 0:1 in Leverkusen im Oktober 2014, fragte WAZ.de: "Di Matteo gegen Meyer - Droht der erste Schalke-Konflikt?" Meyer war erst zwei Minuten vor dem Ende eingewechselt worden, beklagte sich darüber, dass Di Matteo in den ersten drei Wochen kein Gespräch mit ihm geführt habe. "Bis jetzt habe ich noch nichts gehört. Vielleicht kommt das noch", erklärte er keck. Und nun? In der Mixed Zone sagte er nichts mehr - es sei denn, er hatte gut gespielt. Einzel-Interviews müssen, das ist bundesweit üblich, ohnehin autorisiert werden.
Schalke-Talent Meyer absolvierte unter Di Matteo nur fünf Spiele über 90 Minuten
Der unglaublich begabte Meyer, der an guten Tagen ganze Arenen verzücken kann, spielte nur wechselhaft. Wenn überhaupt. "Er hat viel gespielt unter mir", erzählt Di Matteo zwar immer und immer wieder, und Manager Horst Heldt fügte kürzlich im "Bild"-Gespräch hinzu: "Max hat bei Roberto fast alle Spiele absolviert, das sind die Fakten." Aber was sind die Fakten wirklich? Meyer kam in 25 von 30 Pflichtspielen unter "RdM" zum Einsatz. Allerdings wurde er 8-mal ein- und sogar 12-mal ausgewechselt. Vor allem in den Top-Spielen musste Meyer oft lange zusehen. In sieben Partien stand Meyer nicht einmal 30 Minuten auf dem Platz. Nur in fünf (!) Spielen erlebte er den An- und Abpfiff auf dem Rasen. Geht so eine Bilanz als "fast alle Spiele absolviert" durch? Auch viele Schalke-Fans konnten nicht verstehen, warum immer wieder Meyer dran glauben musste, wenn es mal nicht lief und stattdessen auch im größten Tief immer wieder Spieler wie Eric Maxim Choupo-Moting auflaufen durften.
Hat Di Matteo die Popularität des laufstarken Dribblers unterschätzt? WAZ.de konfrontierte den Trainer mit dieser Frage. "Nein, das wusste ich", sagte "RdM" und schob den Schwarzen Peter kühl an die Medien weiter: "Ihr schreibt immer über Spieler, die nicht spielen. Wenn Max mal nicht spielt, fragt ihr etwas über Max. Wenn Boateng nicht spielt, fragt ihr etwas über Boateng. Das gehört zu eurem Geschäft und Beruf." Alles nur ein Medien-Ding? Danach wiederholte er, was er immer sagt: "Er hat sehr viel Talent. Er ist ein Spieler, den ich sehr schätze."
Meyer überzeugte bei der Schalker 4:3-Sensation in Madrid
Die Trainer der Schalker Konkurrenz schwärmen immer noch. "Der kleine Meyer gefällt mir richtig gut", sagte Wolfsburgs Coach Dieter Hecking. "Der wäre bei 90 Prozent aller Nationalteams Stammspieler und Kapitän", lobte Noch-BVB-Coach Jürgen Klopp einmal. Nachdem Meyer bei der 4:3-Sensation in Madrid eine überragende Leistung gezeigt hatte, brachte ihn die spanische Zeitung "Marca" flugs bei Real Madrid und Barcelona ins Gespräch.
So weit wird es erst einmal nicht kommen - und Stars wie Yaya Toure und Lionel Messi sieht Meyer erst einmal nur bei Werbedrehs. In der kommenden Saison wird sich entscheiden, in welche Richtung Meyers Karriere geht. Spielen wird er auf Schalke. An einen Verkauf denken die Königsblauen nicht. Auch nach einer durchschnittlichen Saison.