Gelsenkirchen. . Torjäger und Einpeitscher: Beim 3:2 gegen Stuttgart war Huntelaar einer der wichtigsten Spieler. Aber Schalke hat nur das Schlimmste verhindert.

Es brodelte im „Hunter“, das konnte man sehen. Nicht so sehr nach dem Spiel, da hatte er sich wieder beruhigt. Aber auf dem Platz ließ Klaas-Jan Huntelaar seinen Emotionen freien Lauf: Mit deutlichen Gesten forderte er nach seinem Tor zum 2:2 die Fans in der Nordkurve auf, die Mannschaft des FC Schalke 04 doch wieder zu unterstützen. „Es war wichtig für uns in diesem Spiel, dass wir ein Erfolgserlebnis erreichen“, begründete Huntelaar später: „Und das ist einfacher mit der Kurve als ohne.“

Es war die Phase, in der das Spiel gegen den VfB Stuttgart auf der Kippe stand, wobei die Reihenfolge der Ereignisse diesmal ganz entscheidend war: Erst spielte Schalke in der ersten halben Stunde der zweiten Halbzeit ganz schlecht, dann wendeten sich die bis dahin geduldigen Fans mit Grauen ab – und danach gab es die gemeinsame Trotzreaktion, die doch noch zum schwer erkämpften 3:2-Sieg der Schalker führte. Mit Huntelaar als emotionalem Einpeitscher.

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Niemand, auch der „Hunter“ nicht, machte die Zuschauer für das zuvor schlechte Spiel verantwortlich. Aber diesmal habe es die Mannschaft eben noch weiter „heruntergezogen“, dass sich auch noch die treuesten Fans von ihr „abgewendet“ hätten: „Das ist natürlich schlecht“, sagte der Führungsspieler, und deswegen habe er wieder um Unterstützung gebeten.

Diesen „Hunter“ braucht Schalke

Huntelaar fiel dieser Schritt leichter, weil er sich zuvor aus seinem persönlichen Tief befreit hatte und er dadurch endlich einmal wieder Oberwasser hatte: Mit seinen beiden Toren in der 9. und 78. Minute beendete er die längste Torflaute seiner Bundesliga-Karriere. 13 Liga-Spiele (oder 1197 Spielminuten) war er zuvor ohne ein Tor in der Bundesliga geblieben. Zum letzten Mal hatte er getroffen, als gerade Glühwein ausgeschenkt wurde: Am 29. November beim 4:1 gegen Mainz. Dass irgendwann der Knoten wieder platzen würde, war ihm klar: „Aber man weiß ja nie, wann genau.“ Und irgendwie ist es nach einer solchen Erfolglosigkeit auch normal, dass einem einfach mal ein Ball vor die Füße fallen muss – so wie gegen Stuttgart in der 9. Minute, als das eigentlich verunglückte Zuspiel von Leroy Sané doch noch bei ihm ankam, weil VfB-Verteidiger Georg Niedermeier über das Spielgerät trat.

Danach wirkte der „Hunter“ wie befreit, und bei seinem zweiten Tor nach dem Zuspiel von Kevin-Prince Boateng hatte er auch wieder den alten Riecher und die richtige Spritzigkeit, um schneller als der Gegenspieler am Ball zu sein. Schade nur, dass er ausgerechnet jetzt beim nächsten Spiel am Sonntag in Köln gesperrt ist, weil er gegen Stuttgart in der Schlussphase seine fünfte Gelbe Karte sah.

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Insgesamt war Huntelaar aber ehrlich genug, dass mit dem Sieg gegen Stuttgart nur das Schlimmste verhindert wurde: „Wir haben die drei Punkte geholt. Deshalb sind alle froh und diese Woche ist erledigt.“ Eine Woche, die mit dem Trainingslager einen ungewöhnlichen Verlauf genommen hatte. Manager Horst Heldt sah die Maßnahme durch den Sieg bestätigt, weil die Mannschaft enger zusammengerückt sei: „Die Spieler haben gewonnen, weil sie das Spiel unbedingt gewinnen wollten – das hat man in der entscheidenden Phase gesehen.“ Auch Trainer Roberto Di Matteo wertete den Erfolg als Zeichen, „dass wir lebendig sind.“ Doch ob’s wirklich am Klostergeist lag, fand Huntelaar hypothetisch: „Man weiß nicht, wie das Spiel läuft, wenn wir nicht ins Trainingslager gefahren wären.“

Schalke schüttelt den BVB wieder ab

Auf jeden Fall hat Schalke die Verfolger im Kampf um Platz fünf wieder ein Stück weit abgeschüttelt – auch jenen aus der Nachbarschaft im Ruhrgebiet. Und das am Ende doch wieder mit vereinten Kräften – zusammen mit den Fans.