Gelsenkirchen. . Der Trainer hat seinen verlängerten Arm auf dem Platz noch nicht abgeschrieben: Roberto Di Matteo will Benedikt Höwedes unbedingt auf Schalke halten.

Beinahe hätte Roberto Di Matteo Chelsea gesagt, aber dann bekam er doch noch die Kurve: Es musste natürlich Schalke heißen, nicht Chelsea.

Es ging um die Zukunft von Schalkes Kapitän Benedikt Höwedes, über den Di Matteo also sagte: „Er würde sehr gerne bei Schalke bleiben für den Rest seiner Karriere.“ Na, das wäre ja mal eine gute Nachricht, wenn sich ein so renommierter Spieler wie der Weltmeister dazu bekennen würde, seine Karriere komplett auf Schalke zu verbringen. Doch dieser Gedanke ist wohl zu illusorisch in einer Fußball-Welt, in der ein Lebenslauf wie der von Charly Körbel wie ein Relikt aus grauer Vorzeit wirkt: Der Vorstopper (diesen Begriff gab es mal) spielte immer nur für Eintracht Frankfurt und wurde dort als Bundesliga-Rekordmann mit 602 Einsätzen zu einer Vereins-Legende.

Höwedes und Draxler werden Schalke wohl früher oder später verlassen

Heutzutage wechselt jeder Spieler, der etwas erreichen will, früher oder später: Schalke hat das bei Manuel Neuer erlebt, wird das eines Tages bei Julian Draxler erfahren und wohl auch bei Benedikt Höwedes. Auch Roberto Di Matteo weiß das und sagt einen Satz, der zeigt, dass er sich mit einem möglichen Verlust beschäftigen muss: „Im Fußball weiß man nie“.

Noch hat Di Matteo seinen Kapitän freilich nicht abgeschrieben. „Ich würde es gerne sehen, dass Benedikt Höwedes weiter bei uns bleibt“, beteuert der Italiener: „Ich habe einen guten Draht zu unserem Kapitän, er ist der verlängerte Arm auf dem Platz.“ Höwedes ist ein Spieler, wie ihn sich jeder Trainer wünscht: Einer, dem man in Sachen Einsatz und Berufsauffassung nie etwas vorwerfen kann – einer, der sich auch immer in den Dienst der Mannschaft stellt.

So wie im Moment, wo der vielseitige Abwehrmann wieder einmal auf der rechten Außenbahn aushelfen muss. „Nur eine Notlösung“, versichert Di Matteo: „Ich plane mit ihm in der Innenverteidigung.“ Auch emotional umgarnt er den Weltmeister: Höwedes sei der Spieler, der ganz Schalke auf sich vereinigen würde: „Er ist 13 Jahre hier und war immer treu.“ Zum Ende dieser Saison sind 14 Jahre voll: Seit dem 1. Juli 2001 spielt der gebürtige Halterner für Schalke. Schon eine kleine Ewigkeit.

Erst 17,5, dann 12,5 Millionen für Höwedes

Doch als Höwedes das letzte Mal seinen Vertrag bis 2017 verlängert hat, hat er sich nicht umsonst eine Ausstiegsklausel festschreiben lassen: Meldet er in diesem Sommer bis Ende Juni einen Wechsel an, kann er für eine Ablösesumme von 17,5 Millionen Euro gehen. Ein Jahr später, im Sommer 2016, beträgt die Ablöse nur noch 12,5 Millionen Euro. Als Ziel von Höwedes wird stets die englische Premier League angegeben. Wobei: Dass Di Matteo zunächst Chelsea sagen wollte, als er Höwedes’ Zukunft beschrieb, hörte sich wirklich nur wie ein kleiner Versprecher an.