Gelsenkirchen. Marco Höger wohnt in Buer und identifiziert sich voll mit dem FC Schalke 04. Der Mittelfeldspieler beantwortete geduldig die Fragen unserer Leser.

Marco Höger hört die Anerkennung gerne, auch die von WAZ-Leser Jens Frese. „Ich freue mich sehr, dass Du Dich mit Deinem Arbeitgeber merklich identifizierst“, schreibt Frese im Rahmen unserer Aktion „Leser fragen Schalker“ an Höger. Seit 2011 spielt der 25-Jährige für Schalke – in Kürze, dies kündigte Manager Horst Heldt am Freitag an, steht eine vorzeitige Vertragsverlängerung mit dem Mittelfeldspieler bevor. Im Leserinterview mit Höger geht es auch um Identifikation.

Warum wohnen so viele Spieler nicht in Gelsenkirchen? Und wo wohnst Du? (Volker Soraschewski)

Marco Höger: „Ich wohne in Buer – als ich als junger Spieler hierher gekommen bin, fand ich es am besten, so nah am Stadion zu wohnen, um nicht so einen langen Weg zu haben. Aber Düsseldorf, wo viele Spieler aus unserer Mannschaft wohnen, ist ja auch nicht so weit weg, und auch ich fahre etwa einmal pro Woche in meine Kölner Heimat.“

Ich freue mich sehr, dass Du Dich mit Deinem Arbeitgeber merklich identifizierst. Kompliment. Welche Position möchtest Du langfristig bekleiden? (Jens Frese)

Höger: „Anfangs habe ich hier auf Schalke viel rechter Verteidiger gespielt, aber ich denke, das hat sich mittlerweile erledigt. Meine Lieblingsposition ist auf der 6 oder auf der 8 – so wie jetzt. Im Zentrum fühle ich mich am wohlsten.“

Wer war Dein Vorbild als junger Spieler? (Stefan Heidenreich)

Höger: „Mein Idol war Zinedine Zidane – bei der WM 2006 habe ich mich für ihn begeistert. Und er spielt zentral – das mag ich auch am liebsten.“

Ich komme aus Inden bei Aachen. Verfolgen Sie noch die Spiele der Alemannia? (Robert Siewert)

Höger: „Klar verfolge ich die Alemannia noch – wenn ein Spiel wie zuletzt gegen Oberhausen im Fernsehen übertragen wird, bin ich dabei. Bis vor ein, zwei Jahren war ich auch noch öfter im Stadion, aber jetzt kenne ich kaum noch Spieler aus der aktuellen Mannschaft.“

Wenn Sie sich einen Mitspieler für die kommende Saison aussuchen dürften: Wen würden Sie nehmen? (Michael Fugmann)

Höger: „Da gibt es so viele, aber Ronaldo oder Messi wünscht sich wohl jede Mannschaft.“

Wie kommt der Mannschaftsgeist damit klar, dass ausgerechnet die Spieler mit dem besten Gehalt oft die schlechtesten auf dem Platz sind? (Rüdiger Stahlhut)

Höger: „Da gibt es bestimmt keinen Zusammenhang. Das Gehalt spielt intern auch nicht so eine große Rolle, da wird nicht viel drüber gesprochen. Und ich denke, wir können uns alle nicht beklagen über unser Gehalt.“

Warum bilden die Spieler vor dem Anstoß nicht mehr einen Kreis auf dem Platz, um sich zu motivieren? Wird das in der Mannschaft als Kinderkram angesehen? (Klaus und Eveline Boenke)

Höger: „Wir machen andere Dinge, um uns auf das Spiel einzustellen. So gehen wir seit dieser Saison vor dem Aufwärmen ja in die Kurve, um dort die Fans mitzunehmen. Und in der Kabine sagen wir vor dem Spiel auch immer etwas zueinander. Wenn wir auch noch einen Kreis auf dem Platz machen würden, wäre das alles ein bisschen viel und unglaubwürdig.“

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Warum kommen bei Euch Siege und Niederlagen immer so dicht hintereinander? Liegt es am Team-Verständnis oder am Trainingsaufwand? (Helmut Feilgenhauer)

Höger: „Das kann man nicht an einem einzelnen Punkt festmachen. Uns ist die fehlende Konstanz ja selbst ein Rätsel. Wenn wir das einfach lösen könnten, würden wir es sofort abstellen.“

Tun die Spieler in Sachen Ernährung, Schlaf oder Pflege alles für den Erfolg? Ich fände es gut, wenn die Mannschaft ein Zeichen setzen und acht Stunden pro Tag auf dem Trainingsgelände arbeiten würde (H.J. Becker)

Höger: „Ich kann da nur für mich sprechen: In jungen Jahren vernachlässigt man die Pflege manchmal, aber bei mir hat sich das nach meinem Kreuzbandriss geändert. Seither mache ich auch viel zur Vorbeugung – sei es im Kraftraum oder zu Pflege. Da kommt es viel auf die Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen an – ich denke, die ist bei unseren Spielern gegeben.“

Wie groß ist eigentlich das Vertrauen der Spieler in die medizinische Abteilung. Mal ehrlich: So viele Verletzte hat keine andere Mannnschaft (Detlev Schürmann)

Höger: „Das stimmt ja nicht. Dortmund und Bayern haben die gleiche Belastung und genauso viele Verletzte – die Bayern fast sogar noch mehr. Das Vertrauen in unsere medizinische Abteilung ist definitiv da – ob nun zum früheren Mannschaftsarzt oder zum aktuellen.“

Worin liegt der größte Unterschied zwischen Roberto Di Matteo und Jens Keller? (Holger Knittel)

Höger: „Auf dem Platz ist das System der größte Unterschied. Dazu hat Roberto Di Matteo ein Stück mehr Erfahrung. Er strahlt bei seinem Auftreten Ruhe und Gelassenheit aus – das tut uns gut.“

Wie haben Sie nach der Derby-Niederlage geschlafen? (Alfred Steinhaus)

Höger: „Natürlich nicht gut. Nach einem solchen Spiel kann es wirklich passieren, dass man die ganze Nacht wach liegt und kein Auge zumacht.“

Ich kann nach Niederlagen die Sprüche der Spieler („Wir haben nicht genug getan“ oder „Wir müssen das jetzt abhaken und uns aufs nächste Spiel konzentrieren“) nicht mehr hören. Du kannst darauf jetzt antworten oder einfach mal in Augsburg die Antwort auf dem Platz geben (Frage stark gekürzt – Lars Breznikar)

Höger: „Manchmal, wie zum Beispiel nach Dortmund, würden wir Spieler auch lieber nichts sagen – aber einer muss ja ein Statement abgeben. Was sollen wir da anderes sagen? Aber in Augsburg werden wir versuchen, die Antwort schon auf dem Platz zu geben.“