Gelsenkirchen. Gerald Asamoah stürmt am Samstag von Wattenscheid aus Richtung heimische Couch vor den Fernseher. Wir haben vor dem Revierderby mit ihm gesprochen.
Schalke gegen Dortmund. Das elektrisiert nicht nur ganz Fußball-Deutschland, sondern auch Gerald Asamoah. Das Schalker Urgestein stand in 18 Revierderbys auf dem Platz. Seine Bilanz: acht Siege, acht Unentschieden und zwei Niederlagen. Die WAZ sprach mit Asa vor dem Revierderby (Samstag, 15.30 Uhr, live in unserem Ticker) über die das Trikot mit der Nummer 14, besondere Derby-Momente und sein Verhältnis zu Roman Weidenfeller.
Derbyzeit im Ruhrgebiet. Wo werden Sie das Spiel verfolgen?
Gerald Asamoah: Über die volle Länge werde ich es leider nicht sehen können, da wir ja mit der U23 bei der SG Wattenscheid 09 spielen. Danach geht es aber schnell nach Hause auf die Couch. Vom Derby will ich unbedingt so viel wie möglich sehen.
Und wie geht es aus, ihr Tipp?
Asamoah: Schwer zu sagen, für Schalke wird es ein schwieriges Spiel. Ich denke aber, dass wir einen Punkt mitnehmen können. An einem guten Tag sogar drei Punkte.
Was würden Sie dafür geben, heute noch einmal im Derby für Schalke aufzulaufen? Nur mal so: Das Trikot mit der 14 ist doch frei.
Asamoah: Stimmt, das Trikot ist noch frei, Papa ist ja nach Leverkusen verliehen. Natürlich würde ich eine ganze Menge dafür geben. Ich bekomme ja selbst vor dem Fernseher noch immer Gänsehaut. Mehr als Derby geht nicht. Aber meine Zeit in der Bundesliga ist vorbei, das muss man sich auch eingestehen. Ich gönne es den Jungs, die da auf dem Platz stehen. Gut, dass Klaas wieder da ist. Und Felix Platte macht das auch richtig gut. Sie sollen das Gefühl genießen. Ich wünsche ihnen viel Glück.
Wann wurde Ihnen zum ersten Mal klar, dass Revierderby ein ganz besonderes Fußballspiel ist?
Asamoah: Am Anfang konnte ich die Aufregung nicht so nachvollziehen. Ich kam aus Hannover, da gibt es zwar das Derby gegen Braunschweig, aber das ist nicht zu vergleichen. Sobald du Schalke liebgewonnen hast, weißt du, dass du diese beiden Spiele in der Saison unbedingt gewinnen musst. Du weißt, was das Derby bedeutet und dass du dich zerreißen musst.
Asamoah ist auch auf St. Pauli ein Derby-Held
Es war der Tag, an dem der FC St. Pauli in Hamburg jubelte. Am 16. Februar 2011 köpfte Gerald Asamoah den Kiez-Klub zum 1:0-Sieg beim großen Hamburger SV. Es war der erste Sieg des FC St. Pauli beim HSV seit über 34 Jahren. Gerald Asamoah ist also auch in Hamburg ein Derby-Held.
Im Gespräch mit der WAZ sagt „Asa“ vier Jahre später dazu: „Das hat mich für die Jungs und den Verein natürlich sehr gefreut, es war ein super Abend. Aber ich habe direkt nach dem Spiel in einem Interview gesagt, dass es für mich nur ein Derby gibt. Ich bin Schalker und deshalb ist es das im Revier. Es gibt nicht Schöneres, als gegen den BVB zu gewinnen.“
Wie beurteilen Sie eigentlich das Spielsystem von Roberto DI Matteo? Ein System, das Ihnen Spaß machen würde?
Asamoah: Wenn ich gegen Schalke spielen müsste, auf keinen Fall. Jeder Trainer hat seine eigene Philosophie. Und Roberto Di Matteo denkt derzeit eher defensiv. Er weiß genau, was für die Mannschaft das Richtige ist. Seine Handschrift ist zu erkennen, die Abwehr steht gut. Und am Ende wird ein Trainer daran gemessen, ob er Erfolg hat.
Was sagen Sie denn zur Saison vom BVB?
Asamoah: Man hat immer gedacht, bald wird es besser, aber sie haben wirklich viele Spiele verloren. Jetzt sieht man jedoch, welches Potenzial die Mannschaft hat. Die Champions League werden sie nicht mehr erreichen, aber mit einem Derbysieg können sie vieles wieder gutmachen. Das ist gefährlich. Da müssen unsere Jungs aufpassen.
Hand aufs Herz: Hätten Sie sich gewünscht, dass der BVB absteigt?
Asamoah: Ich bin Schalker durch und durch und natürlich freut man sich, wenn es beim Nachbarn nicht so rund läuft. Aber bei aller Abneigung: ich liebe das Derby und hätte es schade gefunden, wenn man darauf verzichten müsste. So sehr königsblaues Blut durch meinen Körper fließt, aber das hätte mir nicht gewünscht.
Welcher Moment ist Ihr Derby-Moment?
Asamoah: Ich habe viele schöne Momente im Derby gehabt. Aber der schönste war sicher unser Sieg in Dortmund im Rückspiel der Saison 2007/08. Im Hinspiel bin ich mit Roman Weidenfeller aneinander geraten. Ich wusste, was mich im Stadion erwarten würde. Und es stimmte, die Fans hatten mich auf dem Kieker, haben mich pausenlos ausgepfiffen. Ich war echt nervös. Wir haben aber 3:2 gewonnen und ich habe sogar ein Tor geschossen.
Sie sprachen es gerade an. Im Hinspiel, beim 4:1-Sieg in der Arena, gab es die Szene mit Roman Weidenfeller, an die sich noch viele erinnern. Der BVB-Torwart hat sie beleidigt und wurde für drei Spiele gesperrt. Gab es zwischen Ihnen und Weidenfeller mittlerweile ein klärendes Gespräch, eine Versöhnung?
Asamoah: Nein, für mich war nach dem Spiel klar, dass ich mit dieser Person nichts mehr zu tun haben möchte. Aber mittlerweile sage ich mir, dass das Vergangenheit ist. Man macht im Leben nun mal Fehler. Wenn sich die Möglichkeit bietet, würde ich Roman heute sogar die Hand geben.
Wer war vor den Derbys eigentlich der Motivator in der Kabine? Wahrscheinlich Sie, oder?
Asamoah: Nein, den brauchten wir gar nicht. Wir waren vor jedem Derby so heiß, dass jedes Wort überflüssig war. Wenn überhaupt, dann hat der Trainer noch etwas gesagt. Den neuen Spielern im Vorfeld zu erklären, um was es geht, das war natürlich meine Aufgabe. Die meisten haben es schnell verstanden.
Möchten Sie zum Abschluss des Interviews noch einen Appell an die Fans richten?
Asamoah: Ja, sehr gerne. Vergesst bei aller Rivalität heute bitte nicht, dass das Derby nur ein Fußballspiel ist. Es darf auf keinen Fall zu Ausschreitungen kommen. Und lasst diese Feuerwerkskörper weg. Wir alle wollen ein schönes Derby sehen.