Gelsenkirchen. . Wir werfen einen Blick voraus, was das neue Fußball-Jahr aus Schalker Sicht an Überraschungen bereit halten könnte. Aber: Nicht alles ernst nehmen.
Ein geschätzter Kollege hat einmal gesagt, dass die Realität im Fußball die Satire inzwischen längst überholt hat: Es passieren Dinge, die man sich einfach vorher so nicht ausdenken kann. Zu Silvester versuchen wir es trotzdem: Wir werfen mal einen Blick in die Glaskugel und schauen, was sich im neuen Fußball-Jahr aus Schalker Sicht so alles ereignen könnte. Aber Achtung: Nicht alles ganz bierernst nehmen. Es ist Silvester...
Januar
Beim ersten Training finden die Schalker Profis ein Überraschungs-Geschenk auf ihren Plätzen: Roberto Di Matteo hat jedem die italienische Version von „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin” hingelegt. „Der Alte spinnt”, murmelt Kevin-Prince Boateng: „Aus dem DFB-Pokal sind wir doch schon ausgeschieden.”
Das Trainingslager in Katar wird von Protesten überschattet: Tierschützer aus aller Welt demonstrieren gegen ein Kamelrennen, das Roberto Di Matteo in der Wüste als Teambuilding-Maßnahme veranstaltet. Schalke beendet daraufhin nach vier Jahren die Beziehungen zu Katar. „Sonst”, erklärt Marketing-Vorstand Alexander Jobst, „geraten wir politisch ins Abseits.”
Der Ex-Schalker Manuel Neuer wird zum Weltfußballer des Jahres gewählt. Bei der feierlichen Preisverleihung vergisst Neuer auch nicht, wo er herkommt: „Das habe ich alles meiner guten Ausbildung in München zu verdanken.”
Ein Finanzskandal im spanischen Königshaus trifft auch die Königlichen von Real Madrid: Schalkes Gegner in der Champions League gerät in schwere Turbulenzen und muss Spieler verkaufen. Gareth Bale wechselt kurz vor Transferschluss für 100 Millionen zu Borussia Dortmund, Cristiano Ronaldo für knapp die Hälfte zu Bayern München.
Februar
Beim Hinspiel gegen Real schlägt sich Schalke achtbar: Weil Madrid ohne Bale und Ronaldo nur noch einen Stürmer hat, gibt es ein 0:0.
Schalkes Derby in Dortmund fällt aus. Grund: Das Sturmtief „Aki” hatte in der Nacht vor dem Spiel Teile der Wellblechfassade am Dortmunder Stadion abgeknickt.
Auf Schalke machen Gerüchte über einen Rückzug von Hauptsponsor Gazprom die Runde. Klubchef Clemens Tönnies: „Unfug”.
März
Das ist ein Monat in Königsblau: Schalke schafft die Sensation gegen Real Madrid und wirft die Königlichen aus der Champions League. Nachdem auch das Rückspiel 0:0 endet, hält Ralf Fährmann im Elfmeterschießen gleich fünfmal – Schalke kommt mit 1:0 (0:0, 0:0) weiter. Im Viertelfinale geht’s nun gegen Juventus Turin, das Dortmund mit 6:1 und 3:1 ausgeschaltet hat.
Einmal auf der Erfolgswelle, gewinnt Schalke das Nachhol-Derby in Dortmund mit 4:0. „Bundesliga zwei, Dortmund ist dabei”, rufen die Fans. Nur Schalkes Manager Horst Heldt will nicht, dass der BVB absteigt: „Dann fehlen uns im nächsten Jahr sechs sichere Punkte.”
Am Tag nach dem Derby-0:4 tritt Jürgen Klopp beim BVB zurück. Er sagt: „Man soll gehen, wenn’s am Schönsten ist.” Nachfolger wird Schalkes Ex-Trainer Jens Keller. Praktisch: Keller kann die alten Trainingsanzüge von Klopp auftragen – „JK” sind auch seine Initialen.
Die Gerüchte um den Gazpom-Rückzug wollen einfach nicht verstummen. Aufsichtsratschef Clemens Tönnies: „Grober Unfug”.
April
Schalke verabschiedet sich aus der Champions League, ausgerechnet seine italienischen Landsleute von Juventus Turin tricksen Di Matteo und seine Riegel-Taktik aus. Am Tag nach dem Rückspiel kommt heraus: „RDM“ hatte schon im Januar die Schalker Reise zum Champions-League-Finale in Berlin geplant.
Auch deutsche Zeitungen melden jetzt, dass Gazprom auf Schalke aussteigt. Klubchef Tönnies barsch: „Unfug wird nicht wahr, wenn man ihn dauernd wiederholt.”
Mai
Sportlich nimmt die Saison ein gutes Ende: Schalke wird Zweiter in der Bundesliga. Da die Bayern mit 35 Punkten den größten Vorsprung aller Zeiten haben, darf sich Schalke laut Beschluss des DFB-Sportgerichts aber nicht „Deutscher Vize-Meister“ nennen. Trotzig sagt Manager Horst Heldt: „Ich weiß sogar, wie man Deutscher Meister wird.“
Am Tag nach dem letzten Saisonspiel wird Schalke durch den Rückzug von Gazprom schwer getroffen. Tönnies klagt: „Putin hatte mir dauernd erzählt, dass das Unfug ist.”
Juni
Ohne die Gazprom-Millionen bricht das ohnehin auf Kante genähte Konzept von Finanzchef Peter Peters zusammen. „Alex”, sagt er zu seinem Vorstandskollegen Alexander Jobst: „Du musst Dir was einfallen lassen.” Jobst lässt in seiner Not alte Kontakte spielen und präsentiert in Windeseile den Emir von Katar als neuen Hauptsponsor – 30 Millionen fließen künftig pro Jahr in die Schalker Kasse. Tönnies: „Wir haben immer gesagt, dass auf die Kataris Verlass ist.”
Juli
Schalkes Trainingslager in China wird zum Desaster: Die Delegation steht am Flughafen von Shanghai und darf nicht einreisen. Grund sind die neuen Trikots von Schalke mit dem Konterfei des Emirs von Katar. Die Chinesen sind knallhart und sagen: Für ein Land, in dem Menschenrechte mit Füßen getreten werden, darf bei uns keine Werbung gemacht werden.
August
In der Sommervorbereitung gibt es nur ein Thema: Der seit Jahren übliche Fehlstart soll unter allen Umständen vermieden werden. Trainer Roberto Di Matteo erklärt deswegen alle Testspiele zum Ernstfall und simuliert nur gegen hochkarätige Gegner bereits den Punktspiel-Alltag. Das Ergebnis: Schalke schlägt der Reihe nach Chelsea (3:0), Manchester United (2:0) und Liverpool (1:0) – verliert dann aber das erste Bundesliga-Heimspiel gegen Aufsteiger 1. FC Heidenheim mit 0:1. „Kommt mir irgendwie bekannt vor”, knurrt Neuzugang Ilkay Gündogan, der im Sommer in seine Heimatstadt zurückgekehrt war.
September
Dafür läuft es in der Champions League von Anfang an wie geschmiert: Schalke ist bei der Auslosung zum ersten Mal in Topf eins der besten Mannschaften und bekommt es dank der ausgeklügelten Setzliste von Uefa-Chef Platini mit Malmö FF, Ludogorets Razgrad und Apoel Nikosia zu tun. Allerdings läuft der Vorverkauf für die Heimspiele etwas schleppend – um nicht vor leeren Rängen spielen zu müssen, verteilt der Vorstand Freikarten in der Fußgängerzone. „Das ist billiger, als Pappkameraden auf die leeren Plätze in der Arena zu setzen”, sagt Finanzchef Peters. Auch das ZDF findet die Schalker Gruppe nicht besonders attraktiv: Anstelle der Partie gegen Ludogorets Razgrad zeigen die TV-Leute lieber eine Aufzeichnung des Vorjahresfinales zwischen Bayern und Juventus Turin (0:4).
Oktober
Die Schalker Jung-Profis Donis Avdijaj und Leroy Sane müssen ihren geplanten Start bei der Stock-Car-Crash-Challenge in der Arena kurzfristig absagen – sie haben noch nicht das vorgeschriebene Mindestalter von 21 Jahren erreicht. Um das Fahrerfeld zu komplettieren, bietet Ruhrgebiets-Nachbar Borussia Dortmund schnelle und unbürokratische Hilfe an: Marco Reus soll einspringen und die Gelegenheit bekommen, vor großem Publikum seine Fahrkünste zu zeigen. Organisator Stefan Raab ist einverstanden, verlangt von Reus aber zuvor eine Führerscheinprüfung. „Mach dir keine Sorgen, Marco”, sagt sein BVB-Kumpel Kevin Großkreutz: „Beim Idiotentest bin ich dabei.”
November
Schalke hat die leidige Verletzungsproblematik endlich in den Griff bekommen – einziger verletzter Spieler in der gesamten Hinrunde ist Kevin-Prince Boateng, der sich beim Gedränge in der Kabine den kleinen Zeh gebrochen hat. Um eventuelle Ausfälle besser verkraften zu können, hatte Manager Horst Heldt den Kader vor der Saison auf 40 Profis aufgestockt – nun sitzt die Hälfte bei den Spielen auf der Tribüne. „Ich habe doch immer gesagt, dass das genau der richtige Weg ist”, sagt Felix Magath, den Schalke als Fitnesstrainer zurückgeholt hat.
Schalke-Choreos
Dezember
Mit einem richtig spektakulären Coup wartet Horst Heldt zum Jahresende auf: Jürgen Klopp, seit seinem Rücktritt beim BVB arbeitslos, soll auf Schalke neuer B-Jugend-Trainer werden. Der Deal platzt aber in letzter Sekunde. Bei der auf Schalke üblichen Eignungsprüfung kommt heraus: Klopp hat gar keinen Trainerschein.
