Gelsenkirchen. Die Kritik an Schalkes Manager Horst Heldt wächst. Sie konzentriert sich auf seine Transfers. Der Vorwurf: viele Spieler seien zu verletzungsanfällig und zu unzuverlässig. Vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen Mainz 05 am Samstag sah sich Heldt genötigt, die Selbstverteidigung in die Wege zu leiten.

Manchmal lohnt sich ein Blick zurück, um die Dinge besser zu verstehen. Es war ein Abend im Sommer 2012. Drei Spieler standen für Schalke als Verstärkung zur Auswahl: der damalige Chelsea-Profi Salomon Kalou, das Enfant Terrible Eljero Elia und der Schweizer Tranquillo Barnetta. Schalkes Manager Horst Heldt hatte zunächst nur einen Schuss frei und entschied sich für Barnetta, weil der die Bundesliga aus seiner Zeit bei Bayer Leverkusen schon kannte und ablösefrei zu haben war. Dennoch musste Heldt einige Tage der Ungewissheit abwarten, ehe er den Transfer vollziehen konnte: Der Schalker Aufsichtsrat hatte einer Verpflichtung, bei der keine Ablösesumme anfiel, noch keine Zustimmung gegeben.

Heute wird Barnetta bei den Spielern aufgelistet, die Heldt in seiner Transferbilanz als Fehleinkäufe angelastet werden.

Die Kritik am Manager des Fußball-Bundesligisten Schalke 04 hat zugenommen – so sehr, dass der 44-Jährige sich vor dem Bundesliga-Heimspiel an diesem Samstag gegen Mainz 05 genötigt sah, die Selbstverteidigung in die Wege zu leiten: Unter seiner Amtsführung, die im Frühjahr 2011 als Nachfolger von Felix Magath begann, habe sich Schalke immer für den Europapokal qualifiziert und zugleich 80 Millionen Euro an Verbindlichkeiten abgebaut.

Die Botschaft war, dass man ihm Vertrauen schenken könne: „Ich weiß, wie man in den internationalen Wettbewerb kommt, ins DFB-Pokal-Finale und sogar, wie man Deutscher Meister wird.” Dies hatte er 2007 mit dem VfB Stuttgart geschafft. Heldt verweist auf acht Jahre Erfahrung in dem Job und sagt: „Siebenmal bin ich mit meinen Vereinen in den internationalen Wettbewerb gekommen, davon fünfmal in die Champions League.”

Schalkes Trainerwechsel bislang ohne Effekt

Eine Bilanz, die erst einmal so stehen bleibt. Und dennoch wird heftig darüber diskutiert, ob Heldt alles richtig macht. Verschärft wurde die Diskussion dadurch, dass seine jüngste Personalentscheidung zumindest keinen schnellen Erfolg gebracht hat: Der Trainerwechsel von Jens Keller zu Roberto Di Matteo war noch nicht der erhoffte Befreiungsschlag – von acht Spielen unter dem Italiener hat Schalke vier gewonnen und vier verloren. Heldts Erklärung für diese enttäuschende Zwischenbilanz sind die vielen Verletzten: „Unser Trainer hat noch gar keine Plattform finden können, um seine Spielphilosophie einzubringen.“

In den Fokus gerät deswegen zusehends die Kaderzusammenstellung von Heldt. Kritiker halten ihm vor, zu wenige verlässliche und zu viele verletzungsanfällige Spieler geholt zu haben. Dabei fallen vor allem die Namen Chinedu Obasi, der in knapp drei Jahren nur eine äußerst karge Gegenleistung für etwa fünf Millionen Ablöse geliefert hat, Sidney Sam und Kevin-Prince Boateng. Dass Leon Goretzka hingegen in seinem zweiten Jahr noch kein einziges Spiel absolvieren konnte, war nicht abzusehen.

Boateng ist mit einer Ablösesumme von zehn Millionen Euro der teuerste Spieler, den Heldt verpflichtet hat. Daran wird deutlich, dass Schalke zwar viel investieren kann – aber nicht so viel wie Konkurrenten. Spieler wie Luiz Gustavo oder Kevin de Bruyne, mit denen der VfL Wolfsburg seine Mannschaft verstärkt hat, wären unerschwinglich gewesen.

Keine Chance für Schalke bei Marco Reus

Heldt addiert die Ablösesummen, die er in drei Jahren ausgegeben hat, auf rund 45 Millionen Euro – „das investieren andere Vereine in einer Transferperiode“. Als Marco Reus einst Borussia Mönchengladbach den Rücken kehrte, war Heldt bei dessen Berater schnell am Ball – konnte sich ein Angebot aber sparen: Die Mitbewerber waren Dortmund und Bayern München. Später kam für diese Position dann Tranquillo Barnetta. Ob Schalke mit Elia oder Kalou glücklicher geworden wäre?