Gelsenkirchen. . Der Italiener Roberto Di Matteo trifft mit dem FC Schalke 04 am Dienstag um 20.45 Uhr auf den FC Chelsea, mit dem er 2012 in München gegen den FC Bayern die Champions League gewonnen hat. Aber für den Trainer ist das Geschichte.
Immerhin, so viel hat Roberto Di Matteo dann doch zugegeben, wird er nach dem Abpfiff des Champions-League-Spiels an diesem Dienstagabend „Emotionen zulassen“ und auf Menschen zugehen, die für den Gegner arbeiten und mit denen ihn noch manches verbindet. Vorher jedoch wird Fußball gespielt, und da verbietet es sich für einen wie ihn, sich durch Gefühle irritieren zu lassen. Der Trainer des FC Schalke 04 will den Fokus nicht verlieren, auch wenn der Gegner FC Chelsea heißt (20.45 Uhr/live bei Sky und in unserem Ticker). Mit den Blues aus London feierte der 44-Jährige den größten Triumph seiner Karriere, als er 2012 den Bayern das Heimfinale der Champions League verdarb und in München die begehrte Trophäe in die Luft reckte.
„Es gibt in diesen Tagen keinen Platz für Sentimentalitäten“, stellt der Italiener klar. „Es ist ein Spiel Schalke gegen Chelsea, darauf konzentriere ich mich – und auf nichts anderes. Für mich ist die Hauptsache, dass wir für einen Sieg drei Punkte bekämen.“
Er muss so reden, natürlich, und jeder der Blues wird Verständnis dafür aufbringen, dass Di Matteo nun Königsblau bevorzugt. Aber der FC Chelsea kann für ihn dennoch kein beliebiger Gegner sein. Ab 1996 spielte er sechs Jahre lang für die Londoner, 2011 kam er als Co-Trainer zurück. Als André Villas-Boas entlassen wurde, übernahm Di Matteo als Interimstrainer dessen Job – erst nach dem Gewinn der Champions League unterschrieb er im Juni 2012 einen Zweijahresvertrag als Chelsea-Trainer. Schon im November aber flog er raus – nach einem 0:3 bei Juventus Turin in der Gruppenphase der Königsklasse waren die Verdienste bereits nichts mehr wert.
Er pflege noch viele Kontakte aus jener Zeit, erzählte Di Matteo am Montag. „Aber das gehört mehr zur Privatsphäre als zum professionellen Umfeld.“ Es klingt zwar auch Stolz durch, wenn er über den großen Tag im Mai 2012 in München spricht („Es gibt nicht viele Trainer, die die Gelegenheit haben, diesen Wettbewerb zu gewinnen“), aber Di Matteo versichert, dass er sich mit Gedanken an damals nicht lange aufhält. „Viele Leute erinnern mich daran“, erzählt er, „aber ich bin jemand, der in die Zukunft schaut und nicht in der Vergangenheit lebt. Die Zukunft kann ich beeinflussen.“
Schon an diesem Abend, wenn für Schalke 04 Weichen gestellt werden können für Verbleib oder Verderb: In dieser Champions-League-Gruppe könnte Schalke sogar noch als Gruppensieger ins Achtelfinale einziehen – aber auch als Letzter rausfliegen. „Chelsea ist der Favorit, aber ansonsten ist alles ausgeglichen“, sagt Roberto Di Matteo. Chelsea führt mit acht Punkten vor Schalke (fünf), Sporting Lissabon (vier) und NK Maribor (drei). Es könnte für Schalke auf ein entscheidendes Match im Dezember bei NK Maribor hinauslaufen. „In der Champions League ist es wichtig, die Heimspiele zu gewinnen“, sagt Di Matteo. „Aber es wird jetzt nicht entscheidend sein, wir haben dann ja noch ein Spiel.“
Klarer Außenseiter
Der Trainer beugt vor, damit die Stimmung im Falle einer Niederlage gegen das Top-Team von Startrainer José Mourinho nicht in den Keller kracht. Denn Di Matteo ist Realist genug, um zu wissen, dass Schalkes Aussichten vor dieser Partie nicht die tollsten sind. „Chelsea ist in dieser Saison noch ungeschlagen, und ich denke, in der Premier League wird sie keiner mehr einholen“, sagt er. „Um gewinnen zu können, müssen wir unser bestes Spiel machen, und sie dürfen nicht ihren besten Tag erwischen.“