Oberhausen. Tränen bei den Spielern, Wutausbrüche bei den Fans. Nach der 1:2-Niederlage gegen Regensburg kochten bei Rot-Weiß Oberhausen die Emotionen über. Der Abstieg steht fest. Doch erste Blicke richten sich bereits nach vorne.

Den endgültigen Nackenschlag gab es vier Minuten nach Spielschluss in Oberhausen. Da erzielte Babelsberg in der letzten Sekunde der Nachspielzeit das 1:0 gegen Bielefeld. Babelsberg steht mit 43 Punkte auf Rettungs-Rang 17, RWO nach dem 1:2 gegen Regensburg mit 38 Punkten auf Abstiegsrang 18. Damit ist der Abstieg besiegelt, der zweite in Folge.

Im Fanblock kippte die Stimmung, aus zuvor beherzter Unterstützung für die Mannschaft wurde Aggression. Auf dem Stadionvorplatz gingen aufgebrachte Fans die Polizei an, Pfefferspray wurde eingesetzt. Die Spieler verließen bedröppelt den Rasen und erfuhren dann erst in der Kabine von dem Babelsberger Ergebnis. In der nächsten Stunde ließ sich keiner mehr blicken. Tränen flossen allerorten. Fans und Angestellte des Vereins trauern um eine unselige Entwicklung.

RWO-Vorstand versuchte Fans zu beruhigen

Präsident Hajo Sommers war einer der wenigen, der die Fassung bewahrte. Vielleicht weil genau dieser Abstieg  vorhersehbar war. Mit Vorstandskollege Thorsten Binder versuchte er auf dem Stadionvorplatz für Frieden zu sorgen und wagte sich gleich an eine Analyse der Saison: „Es hat am Anfang nicht gereicht und es hat am Ende nicht gereicht. Das Spiel gegen Regensburg war ein Spiegelbild der Saison. Es war einfach zu wenig.“

Damit meint er die Qualität der Mannschaft, vielleicht auch den Teamgeist, den teuren Fehlgriff mit Theo Schneider, die Verpflichtung von Mario Basler und auch das Nachbessern in der Winterpause  – alles zusammen war das zu wenig und führt dazu, dass RWO von der zweiten Liga in die Vierte Liga durchgereicht wurde.

Kampfgeist war der Mannschaft selten abzusprechen. Nur hat der in den letzten Spielen der Saison nicht mehr gereicht, Angst machte Kopf und Beine schwer.

RWO mit zu wenig Risiko im Spiel nach vorne

Genau so sah es auch in der ersten Halbzeit gegen Regensburg aus. In dem Bemühen keine Fehler zu machen, wurde Risiko vermieden. Regensburg deutete hin und wieder technische Fähigkeiten an, schien von Beginn aber auf ein Remis zu spekulieren, um dann im letzten Heimspiel gegen Jena den dritten Rang zu zementieren.

Niklas Hartmann hielt mit zwei starken Paraden hintereinander nach Kopfball von Tobias Schlauderer und Nachschuss von Selcuk Alibaz (33.) sein Team im Rennen. Nach vorne aber ging wenig, das Mittefeld mit Benjamin Weigelt und Anel Dzaka war mehr damit beschäftigt, zu sichern. Für Weigelt rückte Benjamin Reichert auf die linke Abwehrseite.

Freude über Führung nur von kurzer Dauer

Nach der Pause war bei Rot-weiß deutlich mehr Zug zum Tor zu spüren. Und der wurde belohnt. Eine Flanke von Timo Kunert nahm David Jansen am Strafraum an, drehte sich schnell und donnerte das Leder mit links in den Winkel. Das wirkte wie ein Befreiungsschlag, Mannschaft und Fans waren im Hoffen auf  ein gutes Ende vereint. Fünf kurze Minuten.

Und dann gab es das Spiegelbild einer Saison, in der die glücklichen Momente immer von viel mehr traurigen zugeschüttet wurden. Mit zwei Standards (Ecke/Freistoß) von Alibaz waren Schlauderer mit dem Kopf (67.) und Andreas Laurito mit einem Nachschuss (71.) zur Stelle und drehten das Spiel. 1:2 ist vielleicht das für RWO typische Ergebnis der Saison: Es reicht immer ein bisschen, aber nie ganz. Nie, um souverän die Klasse zu bestätigen.

Benjamim Reichert: "Wir waren einfach zu doof"

Reichert war eine Stunde nach dem Spiel wieder so weit, sprechen zu können: „Danach hockt man einfach in der Kabine und sagt nichts. Jeder hängt seinen Gedanken nach.“ Zum Spiel meinte der Ur-Rot-Weiße: „Wir haben die letzten drei Partien zu wenig gegeben.  Nach dem 1:0 waren wir einfach zu doof, das auszuspielen. Ob das jetzt mit Kraft, Konzentration oder Qualität zu tun hat, will ich nicht beurteilen.

Der Verteidiger hat schon einige Abstiege hinter sich: „Aber der war völlig unnötig. Die anderen Teams waren nie viel besser, wir haben gezeigt, dass wir mithalten können. Wir haben alle damit gerechnet, dass wir in Erfurt ein Endspiel haben.“

Weitere Stimmen zum Spiel:

RWO-Präsident Sommers: "Wir setzen uns Montag zusammen und besprechen die Lage. Leider werden wir Leute entlassen müssen,  wir müssen unbedingt Geld sparen. Aber was wir nicht vergessen sollten: Mit dem Jugendleistungszentrum, mit unserem Nachwuchs und mit der neuen Geschäftstelle stehen wir besser da als vor sechs Jahren.“

Benjamin Reichert zum Rest der Saison: „Wir stehen bei dem Verein in der Pflicht. In Erfurt wollen wir den drittletzten Rang festigen und dann im Pokal dafür sorgen, dass wir die erste DFB-Hauptrunde erreichen.“ Der drittletzte Rang könnte beim Rückzug eines Vereins aus der Dritten Liga von Bedeutung sein – so wie in den Jahren zuvor immer.

RWO-Präsident Sommers: „Wir wollen in der Vierten Liga so wenig wie möglich an unserer Nachwuchsarbeit sparen, das ist unsere Zukunft. Und ansonsten versuchen wir eine starke Truppe zusammen zu bekommen, um oben mitzuspielen. Wir haben da schon ein Plänchen in der Tasche.“