Oberhausen. .

Wer in das Büro von Thomas Dietz schaut, der blickt in den vermeintlich nicht ungewöhnlichen Sitz einer Immobilienfirma. Doch auffällige Details sind hier unübersehbar. Das literarische RWO-Organ „Kleeblatt“ liegt säuberlich gestapelt in der Eingangshalle, ein signiertes Kleeblatt-Trikot steht gerahmt auf dem Boden.

„Dass sich mein Weg so entwickelt, war nicht beabsichtigt“, sagt der 49-jährige Sportvorstand von Rot-Weiß Oberhausen, klickt am Schreibtisch hastig mit dem Kugelschreiber samt Fußball-Illustrierung und rückt den Notizblock mit dem Bundesliga-Logo zurecht.

Vor fünf Jahren, als Dietz zur Führungsriege des heutigen Zweitligisten gestoßen ist, waren die Planungen für das eigene Engagement von kurzfristiger Dauer. Nach dem sportlichen Niedergang und Abschied von Ex-Präsident Hermann Schulz wollte Dietz einige Leute für die neue Führung des Vereins empfehlen - und blieb selbst hängen.

„Das hat sich alles selbstständig gemacht. Und irgendwann bist du an einem Punkt angelangt, wo du nicht mehr abspringen kannst.“ In der Sitzecke in seinem großräumigen Büro nahm einst auch Hans-Günter Bruns Platz. „Günter wollte am Anfang von RWO nichts wissen. Er hat nur gesagt: Ich bin trotzdem gekommen, weil zwischen uns die Chemie stimmt!“ Die Nacht in Dietz’ Büro wurde lang. Letztlich führte Bruns die Kleeblätter als Trainer mit zwei Aufstiegen aus der Oberliga zurück in die zweithöchste Spielklasse.

Träumen muss erlaubt sein

Heute befindet sich der Verein in der dritten Zweitliga-Saison nach dem Wiederaufstieg. Dietz ist immer dicht dabei. Der Mann mit dem weißen Haupthaar fällt auf, wenn er während der Partien mit auf der Mannschaftsbank sitzt. „Es geht nicht darum, dem Trainer reinzufuschen, sondern die Nähe zur Truppe zu wahren.“ Als Sportvorstand ist Dietz für die Themen zuständig bei denen Fußball und Geld zusammenkommen: Neuverpflichtungen und Verträge gehören dazu. „Dafür benötigst du ein Gefühl für die Mannschaft. Von Außen funktioniert das nicht!“

An Baustellen mangelt es bei RWO nicht. Bei den Themen, die unter den Nägeln brennen, müsse man auch mal unbequem sein. „Ich war schon immer einer, der seine Meinung gesagt hat.“ Die finanziellen Möglichkeiten lassen nicht viel zu. „Wir können uns halt nicht den einen Spieler leisten, der alle überragt.“ Trotzdem ist Dietz überzeugt, auch nach den Niederlagen zuletzt die Wende zu schaffen. „Das ist doch ganz normal, dass du nicht alle Spiele gewinnen kannst und auch mal solch eine miese Serie hast.“ Umso mehr zähle der Geist der Truppe. „Ich bin sicher, dass wir das von uns ausgerufene Saisonziel von 41 Punkten plus x erreichen werden.“ Vor den Spielen reist Dietz mit ins Hotel, nimmt an der Mannschaftssitzung teil. Ein Ritual, das ein Gespür fürs Spiel schärft.

Getippt wird vor den Begegnungen grundsätzlich nicht, auch vor der Partie am Freitag gegen Bielefeld wagt der Sportvorstand keine Voraussage. Welche Schlagzeile würde er in der Zukunft gerne über die Rot-Weißen lesen? „RWO spielt um den Aufstieg.“ Trotz aller Bodenständigkeit gilt auch in Oberhausen: Träumen muss erlaubt sein!