Oberhausen. Vor dem Endspiel am Donnerstag haben wir mit RWO-Sportchef Frank Kontny über seine RWE-Vergangenheit und die Planungen für die neue Saison gesprochen.
Spätestens seit der Entscheidung des Vorstands, keine Lizenz für die Dritte Liga zu stellen, steht bei Rot-Weiß Oberhausen der Pokal im Mittelpunkt. Nach dem Halbfinalsieg gegen den MSV Duisburg steigt nun am Donnerstag mit dem Finale in Essen der zweite Höhepunkt. Für den gebürtigen Essener und sportlichen Leiter der Oberhausener, Frank Kontny, ist es erst recht ein besonderes Spiel. Im Sportgespräch äußert er sich aber auch über Perspektiven und den Stand der Planungen für die kommende Saison.
Die Vorfreude auf das Pokalfinale ist derzeit riesengroß. Wie abhängig ist RWO vom Erfolg am Donnerstag?
Frank Kontny: Wir können eine gute Saison, die wir mit einem neuen Trainer und neuen Strukturen begonnen haben, gut abschließen. Ob wir davon abhängig sind, müssen Sie den Finanzvorstand fragen. Ich bin für den sportlichen Bereich zuständig und da haben wir sogar schon vor dem Erreichen des Finals die neue Saison geplant.
Da wird also nicht mit den zusätzlichen Einnahmen mit einer weiteren Verstärkung des Kaders geliebäugelt?
Kontny: Wir sind mit den Planungen schon sehr weit. Mit Simon Engelmann, Robin Udegbe, Kai Nakowitsch und Oliver Steurer sowie Kevin Krystofiak, Justin Walker und genau genommen auch Alex Scheelen aus der U 23 haben wir bereits sieben Neuzugänge. Auf der Liste steht noch ein fünfter Torwart sowie ein Mann für die linke offensive Seite. Ob mit dem Einzug in den DFB-Pokal da mehr Spielraum wäre, kann ich nicht sagen.
Zurück zum Pokalspiel. Durch ihre lange RWE-Vergangenheit ein ganz besonderes Erlebnis?
Kontny: In Essen wird gerade die Geschichte vor 21 Jahren hoch gekocht, als ich kurz vor dem DFB-Pokalfinale von meinem damaligen Trainer Wolfgang Frank aus dem Kader gestrichen wurde, womit jemand aus dem Vorstand getroffen werden sollte. Noch am Tag zuvor hatten wir Standards trainiert, bei denen ich Rune Bratseth zugeteilt war. Das war die größte Enttäuschung in meinem Fußballerleben, hängt aber mehr an Personen als am Verein RWE.
Dort haben Sie später ja auch noch als sportlicher Leiter gearbeitet.
Kontny: Die insgesamt zehn Jahre dort holen einen natürlich immer wieder ein. Aber ich bin froh, mittlerweile in Oberhausen zu sein, wo ich auch schon im siebten Jahr bin.
Was sind denn die wesentlichen Unterschiede zwischen Essen und Oberhausen?
Kontny: Beide leben von ihrer Tradition, die einen von 04, bei den anderen ist es 07. Von der Infrastruktur und den Möglichkeiten ist Essen natürlich im Vorteil. Es ist die achtgrößte Stadt Deutschlands. Sie haben ein neues Stadion und sind sicherlich, auch was die Zuschauer angeht, der unangefochtene Krösus der Liga. Das macht sich auch bei der Zahl der Mitarbeiter im Verein bemerkbar.
Blickt man da nicht manchmal neidisch rüber?
Kontny: Nein, denn die Arbeit im kleineren Rahmen in Oberhausen ist eher ein Riesenvorteil. Der Informationsfluss zwischen allen Bereichen ist hier gegeben. RWO ist auch deshalb weit vorne, weil hier Menschen im gesamten Umfeld der Mannschaft arbeiten, die eine gemeinsame Sprache sprechen.
Die Entscheidung über die Nicht-Beantragung der Lizenz hat Sie aber nicht jubeln lassen.
Kontny: Das war für mich als sportlichen Leiter sowie für Trainer und Mannschaft natürlich ein Schlag. Aber auch da haben wir uns zusammengesetzt, einmal geschüttelt und wieder gemeinsam nach vorne geschaut.
Mit dem Ziel des Aufstiegs im nächsten Jahr?
Kontny: Das ist im Fußball nicht vorherzusagen. Aber wir sind absolut in der Lage dazu, anzugreifen und oben mitzuspielen. Oberste Zielsetzung ist, besser zu sein als in diesem Jahr. Ob das dann zur Meisterschaft oder gar zum Aufstieg reicht, ist nicht zu sagen. Es werden sicher sieben oder acht Mannschaften in der Liga sein, die das gleiche Ziel wie wir haben. Ich bin aber trotzdem zuversichtlich, weil ich weiß, wie die Trainer und die Mannschaft arbeiten und dass sie noch nicht am Ende sind.
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Sie stehen mit ihrer Arbeit auch dafür, dass RWO im Nachwuchsbereich aufgeholt hat.
Kontny: Das hat nie etwas mit einer Person zu tun. Wir haben uns als RWO in den vergangenen Jahren einen guten Ruf erarbeitet. Ich kann mich noch daran erinnern, als mich Hans-Günter Bruns damals holte und sagte ‘Mach mal was aus der Landesliga-Mannschaft’. Mittlerweile spielt die U 23 in der Oberliga eine gute Rolle und ist für uns enorm wichtig als Auffangbecken sowohl für die Erste als auch die Jugend.
Bei der Jugend hatte es allerdings auch Rückschläge gegeben.
Kontny: Das bleibt ja nicht aus. Wir können uns nicht mit den ganz Großen messen und müssen uns im Nachwuchsbereich damit abfinden, zu den so genannten Fahrstuhlmannschaften zu zählen. Wir sind aber nicht abhängig von der Bundesligazugehörigkeit. Der Fokus liegt in der guten Ausbildung und in der Niederrheinliga kann das auch gelingen. Das hat bislang gut geklappt und unsere Trainer von Mike Terranova in der U 16 über Michael Pomp in der U 17 bis hin zu Mike Tullberg in der U 19 bleiben uns in der nächsten Saison erhalten.
Das gilt auch für Peter Kunkel in der U 23?
Kontny: Er hat vor der Saison einen Zweijahresvertrag unterschrieben, so dass ich das jetzt nicht erwähnt habe. Eine Abmeldung der U 23 wie bei einigen anderen Clubs kam für uns nie in Frage, auch wenn das brutal mehr Arbeit ist. Daran würde sich auch bei einem Aufstieg in die Dritte Liga nichts ändern.