Essen. Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen trennte sich am Montag von seinem Trainer Waldemar Wrobel. Die Entscheidung war in den Augen vieler Fans längst überfällig, zum jetzigen Zeitpunkt kommt sie dennoch überraschend. Ausgerechnet jetzt? Ein Kommentar.
Rot-Weiss hat Trainer Waldemar Wrobel von seinen Aufgaben freigestellt. Der Zeitpunkt überrascht, die Entscheidung nicht. Ausgerechnet nach einem 4:0-Heimsieg über Velbert trennt sich der Fußball-Regionalligist von seinem Cheftrainer. Der Entschluss sei gereift, heißt es. Nachdem sich Sportvorstand Uwe Harttgen die Abläufe eine Zeit lang angeschaut hat, ist er überzeugt, dass der Klub mit Wrobel die ehrgeizigen Ziele nicht erreichen kann. So ist das Geschäft. Harttgen wurde als kompetente Instanz engagiert, um solche Entscheidungen zu treffen.
Wrobels Kritiker werden sich gleichsam bestätigt fühlen. Sie haben ja immer schon behauptet, dass er nicht fähig genug ist. Das aber ist leicht gesagt und kaum fundiert. Es ist der übliche Reflex, allein den Trainer verantwortlich zu machen, wenn’s nicht läuft. Das mag stimmen – oder auch nicht. Man kann es nicht zuverlässig beurteilen. Das Problem ist ganz sicher komplexer, die wahren Gründe bleiben oft ungenannt. An fehlendem Engagement liegt es nicht, an der Fachkompetenz wohl auch nicht. Vielleicht war es die fehlende Erfahrung, Probleme in Krisenzeiten zu lösen. Der Erfolg bleibt für die Öffentlichkeit der einzige Gradmesser, und da hat der Fußballlehrer diesmal das Klassenziel zweifelsohne nicht erreicht.
Harttgen hat sich vom öffentlichen Druck nicht leiten lassen
Fakt ist auch, dass RWE in dieser Spielzeit erstmals nach der Insolvenz 2010 sportlich in eine tiefe Krise geschlittert ist. Die Rückrunde der Vorsaison war schon mäßig, aber Rang vier zum Ende hat vieles kaschiert. Und die Verantwortlichen veranlasst, forsch einen Schritt weiter zu gehen und Rang drei anzupeilen. Sie haben sich kräftig verschätzt und hohe Erwartungen geschürt. Kein Wunder, das nun alle unzufrieden sind.
Der Zeitpunkt der Trennung zeigt, dass Harttgen sich vom öffentlichen Druck nicht leiten ließ. Interpretieren wir es mal so: Warum sollte man noch warten, wenn die Trennung beschlossen ist? Es wäre verlorene Zeit. Bitter für Wrobel,aber er sollte sich trösten: Vor ihm sind schon renommiertere Trainer vor die Tür gesetzt worden.