Kerim Avci war nach dem Abpfiff ein gefragter Mann. So ist das nun mal, wenn man in einem Spiel drei Tore schießt. Dass der technisch beschlagene und schussstarke Mittelfeldspieler der Rot-Weißen eine starke Saison spielt und zum Leistungsträger gereift ist, das durften die Fans schon wiederholt beobachten. Doch nichts prägt sich wohl nachhaltiger ein als Tore. Tore, die ein Spiel entscheiden. Und beim verdienten 4:1-Sieg über Bergisch Gladbach war der Deutsch-Türke der entscheidende Faktor.

„Wenn Mama da ist, spiele ich immer gut“, sagte Avci mit einem verschmitzten Grinsen. Die Mutter saß am Samstag auf der Tribüne und wird verdammt stolz gewesen sein auf den Sprössling, dem fast alles gelang. Nicht beim ersten Angriff der Essener, den Cebio Soukou einleitete. Ein Gladbacher legte den Ball unfreiwillig auf Avci ab, dessen Schuss jedoch abgefälscht ins Aus flog. Dann kugelte sich der Mittelfeldspieler nach einem Foul die Schulter aus. „Das ist mir schon häufiger passiert. Ich hatte natürlich Schmerzen, wollte aber unbedingt weiter spielen“, schilderte Avci. Zum Glück für RWE. Wenig später traf Avci auf Vorarbeit von Kevin Grund zum 1:0.

Wieder eine frühe Führung für Rot-Weiss, und wie schon häufiger in dieser Saison bescherte sie nicht für die gewünschte Souveränität. Die Gäste brachten den Gegner in Verlegenheit, nicht zuletzt weil der ohne seinen Kapitän Markus Heppke im Aufbau mehrmals schlampte. Auch die Defensive zeigte Unsicherheiten. Norman Wermes tauchte nach einem Freistoß allein vor RWE-Keeper Hendrik Bonmann auf (20.), doch der Winkel war zu spitz. Nach einer Ecke kam Maouel nicht hinter den Ball und köpfte die Kugel an den Pfosten (21.). Und beim dritten Versuch klingelte es. Rachid Eckert knackte energisch die Essener Viererkette, passte nach innen, wo Andre Schimalow zum Ausgleich einschob. Wenn eine gegnerischer Spieler so unbehelligt am Fünfmeterraum steht, ist in der Abwehr irgendetwas schiefgelaufen.

RWE wirkte ideenlos, war wenig durchschlagskräftig, nicht so kompakt und aggressiv, wie man es sich vorgenommen hatte. Doch die individuelle Klasse von Avci rückte die Verhältnisse gerade. Ungehindert nahm er den Ball vor dem Strafraum mit der Brust an und zog ab. Ein sehenswerter Treffer.

Als Soukou reaktionsschnell eine Schlafmützigkeit von Sezer mit dem 3:1 bestrafte, war die Partie gegen die insgesamt harmlosen Abstiegskandidaten gelaufen. Dass Kerim Avci mit einen Körpermaß von 1,76 m per Kopf zum 4:1 traf, entlarvte nochmals die Unsicherheiten der gegnerischen Deckung.

„Wir haben uns mal wieder nicht für den großen Aufwand belohnt“, kritisierte Gladbachs Coach Dietmar Schacht. Ärgerte sich über individuelle Fehler sowie die fehlende Einstellung einiger Spieler. Und fand, dass die Niederlage um ein, zwei Tore zu hoch ausgefallen sei. RWE-Trainer Waldemar Wrobel war mit der Leistung grundsätzlich zufrieden, auch wenn er nicht alles gut fand. Aber eines war auf jeden Fall klar: „Avci, finde ich gut.“

Rot-Weiss -
Bergisch Gladbach 4:1 (2:1)

RWE: Bonmann – Dombrowka (46.Telch), Laletin, Wagner, Guirino - Avci, Pires-Rodrigues, Grummel, Grund (75. Lemke) - Soukou, Koep (79.Ellmann).

Schiedsrichter: Stefan Glasmacher (Alsdorf). Zuschauer: 7112. Tore: 1:0 Avci (6.), 1:1 Schimalov (27.), 2:1 Avci (35.), 3:1 Soukou (57.), 4:1 Avci (77.)