Essen.. Drei Spieler des Regionalligisten Rot-Weiss setzten gegen ihren eigenen Klub, Manipulation bestreiten sie aber. Massive Vorwürfe kommen von den Sportfreunden Lotte, die auch wegen des betroffenen Spiels den Drittliga-Aufstieg verpassten.
Alles war sorgfältig vorbereitet für einen stimmungsvollen Feierabend. Rot-Weiss Essen wollte am vergangenen Wochenende mit den Fans Abschied nehmen vom abbruchreifen Georg-Melches-Stadion. Doch am Tag vor dem allerletzten Regionalliga-Spiel gegen Fortuna Köln in der Kult-Arena an der Hafenstraße fielen die Essener aus ihren rosaroten Wolken. Der DFB-Kontrollausschuss ermittelt gegen die RWE-Spieler Kevin Lehmann, Dirk Jasmund und Güngör Kaya wegen möglicher Spielmanipulation. Das Trio hatte vor der Partie gegen Borussia Dortmund II am 5. Mai gegen das eigene Team gewettet oder wetten lassen. RWE hatte das Heimspiel ersatzgeschwächt mit 0:4 verloren und den BVB an die Spitze gehievt. Um die 100 bis 400 Euro sollen die Wettprämien betragen haben.
„Das tut schon weh“, stöhnte Rot-Weiss-Vorsitzender Michael Welling. Wie ein Schleier habe sich dieser Vorfall über das Vereinsfest gelegt. Stets hatten er und Trainer Waldemar Wrobel den tadellosen Charakter der Mannschaft gelobt. Ständig für Offenheit und Transparenz geworben. „Nun fühlt es sich an, als wenn man vor der Hochzeitsnacht erfährt, dass die eigene Frau kurz vorher fremdgegangen ist.“ Vor mehr als 10 000 Fans im Stadion versprach der Chef in einer Ansprache, dass man den Fall „mit aller Entschiedenheit aufdecken“ werde. Die betroffenen Spieler wurden sofort suspendiert. „Und wir werden arbeitsrechtliche Schritte prüfen“, ergänzt Welling. In den Verträgen der Spieler stehe klipp und klar, dass Wetten auf den eigenen Verein verboten sind – egal ob auf Sieg oder Niederlage.
Ein anonymer Tipp bringt den Stein ins Rollen
Ein anonymer Brief in der Trainerkabine brachte den Fall ans Licht. Die Essener Verantwortlichen berieten sich daraufhin, stellten die Sünder zur Rede, die sofort gestanden. Und dann zeigte RWE die Spieler beim DFB an. Der Frust sitzt tief. „Das war wie ein Schlag ins Gesicht“, klagt Welling, der eine Nacht am Handy hinter sich hatte. „Wir halten uns aber an die Fakten und werden niemanden vorverurteilen. Aber das Vertrauen ist natürlich dahin.“ Trainer Waldemar Wrobel wirkte ebenfalls angeschlagen, einen Rücktritt schließt er aber inzwischen aus.
Die Sünder sind von der Bildfläche verschwunden. Der Klub hatte am Samstag eine offizielle Stellungnahme und Entschuldigung der Spieler veröffentlicht, in der es heißt: „Wir möchten direkt betonen, dass wir uns in keiner Form an einer Spiel- oder Wettmanipulation beteiligt haben.“ Man habe komplett „unabhängig voneinander“ agiert, ohne jegliche Absprachen. „Dass durch unsere Unachtsamkeit möglicherweise „Insiderwissen“ weiter gegeben wurde und es dazu gekommen ist, dass uns bekannte Personen Geld gegen Rot-Weiss Essen gesetzt haben, bedauern wir.“ Man habe „einen Riesenfehler gemacht“ und werde in jeder Form mithelfen, die Angelegenheit aufzuklären.
"Wegen solcher Penner sind wir nicht aufgestiegen"
Massive Vorwürfe müssen sich die Essener vom Liga-Rivalen Sportfreunde Lotte gefallen lassen, der auf der Zielgeraden den Aufstieg verspielt hat. Nach der Hinserie war Lotte souverän Spitzenreiter mit acht Punkten Vorsprung. „Wegen solcher Penner sind wir nicht aufgestiegen“, wird Lottes Marcus Fischer zitiert. „Das, was Rot-Weiss Essen abgezogen hat, ist einfach unglaublich. Wer weiß, wie viele Spieler da wirklich verwickelt waren.“ Und Lottes Trainer Maik Walpurgis sagt: „Der Vorwurf, der da jetzt im Raum steht oder fast schon bestätigt ist, ist einer, der unmittelbaren Einfluss auf die Meisterschaft genommen hat. Da hoffen wir auf Gerechtigkeit vom DFB.“ Vielleicht sogar auf einen Aufstieg am „Grünen Tisch“. Lotte hatte gegen Essen nur 1:1 gespielt.
Einen Imageschaden, der sich negativ auf die Sponsorenlandschaft auswirken könnte, befürchtet RWE-Chef Welling indes nicht: „Das Ganze ist nicht positiv , keine Frage, aber es sind nur drei Spieler, der Verein Rot-Weiss Essen hat relativ wenig damit zu tun.“