Essen. Am Mittwoch um 19.30 Uhr empfängt Niederrheinligist FC Kray in der 3. Runde des Verbandspokals den Regionalligisten Rot-Weiss Essen. Die Vorfreude ist immens. “Wir sind zwar ganz klar der Außenseiter – aber wir haben immer noch ein Spiel zu verlieren. Und das wollen wir nicht“, sagt Krays Trainer Dirk Wißel.
Es ist schon irgendwie ein Saisonhöhepunkt. Aber nur eine Kür? Nur ein Spiel, in dem man nichts zu verlieren hat? Da kennt man den FC Kray schlecht. Heute Abend empfängt der Niederrheinligist im Verbandspokal (3. Runde) Regionalligist RWE am Hallo (19.30 Uhr) – die Vorfreude ist immens, „aber es geht ums Weiterkommen“. Es klingt ganz lapidar, so wie Soufian Rami das sagt. Der 20-jährige Mittelfeldstratege rechnet sich was aus.Und mit ihm der FCK.
Nein – dieses Spiel ist kein „Extra“. Kein Zückerchen. Soufian Rami: „Das ist ein Pflichtspiel. Natürlich gegen den Maßstab dieser Stadt. Aber wir wollen Verwirrung stiften.“ Gleichwohl seien weder er, die Mannschaft noch das Krayer Umfeld übergeschnappt. „Wir sind krasser Außenseiter, das ist klar. Aber wir wollen unsere Art Fußball zeigen, die uns selber großen Spaß macht. Und wollen so versuchen zu gewinnen.“
Soufian Rami kennt RWE. Zehn Jahre ist er dort ausgebildet worden, durchlief die Jugend der Rot-Weißen. Talentiert war er. Doch das Kapitel war auf einmal beendet, das ganze Buch geschlossen. „Aber das lag nicht am Verein. Es lag an mir“, betont Rami. Er erzählt. Dass er eine private Krise durchleben musste. Der Fall in ein tiefes Loch, aus dem nicht so einfach rauszukommen war. Er wechselte zur SG Altenessen, fing sich und machte erneut auf sich aufmerksam.
Denn Soufian Rami ist noch immer talentiert. Er ist aus dem „Jugend forsch-Team“ des FC Kray nicht wegzudenken, das durch die Landesliga fegte und auch in der Niederrheinliga durchstartete. Die Zwischenbilanz fällt stark aus, auch wenn der Motor zuletzt allerdings etwas ins Stocken geraten ist. Fünf Ligaspiele – pausenübergreifend – ist Kray nun ohne Sieg, am vergangenen Wochenende verlor der FC beim SV Hönnepel-Niedermörmter (1:3) zum Restrunden-Auftakt. Wie viel „RWE“ war Schuld daran?
„Dieses Spiel hat uns gar nicht beschäftigt“, betont Rami. Wir haben einfach einen bescheidenen Tag erwischt.“ Überhaupt: Der so genannte „Pokalkracher“ sei doch ein Medienthema in den vergangenen Wochen gewesen. „Für die Öffentlichkeit vielleicht interessant“, meint Rami. „Ich glaube, wir als Mannschaft haben uns leicht damit getan, das Spiel gegen Rot-Weiss so lange auszublenden, bis es tatsächlich akut wird. Nämlich bis jetzt.“ Dass man sich auf das Spiel freue, das sei doch klar. „Aber wir haben Ruhe bewahrt.“
Gut vorbereitet
Mit der ist es nun vorbei. Es geht gegen ein Team, das man im Normalfall von der Tribüne aus anfeuert. „Ich weiß gar nicht, wie viele RWE-Fans wir in der Mannschaft haben.“ Schulterzucken bei Soufian Rami. Es spielt auch keine Rolle für ihn. Er tritt an mit seinem Team, um Verwirrung in dieser Stadt zu stiften.
Dazu greift der FC Kray auf die alt bewährten Mittel zurück. Das Team will Fußball spielen. „Dass der Gegner eine höhere Qualität hat, ergibt sich alleine aus der Ligenzugehörigkeit“, erklärt Trainer Dirk Wißel. „Aber wir haben trotzdem nicht plötzlich das Ziel, das Spiel des Gegners zu zerstören.“ Man habe sich gewissenhaft vorbereitet. „Das tun wir immer. Egal, ob der Gegner Bösinghoven oder Rot-Weiss Essen heißt.“ Und Wißel schlägt ein in dieselbe Kerbe wie sein Mittelfeldmann Soufian Rami: Der FC Kray hat nichts zu verlieren? „Allen die das meinen, sei gesagt: Wir sind zwar ganz klar der Außenseiter – aber wir haben immer noch ein Spiel zu verlieren. Und das wollen wir nicht.“
RWE nimmt die Favoritenrolle an
Über 3000 Zuschauer werden an diesem Mittwoch zum Verbandspokal-Achtelfinale zwischen dem FC Kray und RWE erwartet. Die Fans freuen sich auf diesen Schlager, was nur allzu verständlich ist. Denn es ist ja auch eine attraktive Begegnung. Auf der einen Seite der Titelverteidiger von der Hafenstraße, die unangefochtene Nummer eins in dieser Stadt. Auf der anderen Seite der aufstrebende Klub von der Buderusstraße, der als Niederrheinliga-Neuling mit gepflegtem Fußball schon wieder in der Tabelle vorn mitmischt.
Natürlich ist RWE als Regionalligist klarer Favorit. Aber im Pokal-Wettbewerb ist Vieles möglich. „Es ist ein Pokalspiel, ein Derby und es herrscht aufgeheizte Stimmung“, begründet RWE-Trainer Waldemar Wrobel. Ein Selbstläufer wird das sicher nicht. Für Rot-Weiss ist es aufgrund der unfreiwillig verlängerten Winterpause das erste Pflichtspiel nach knapp fünf Wochen. Adrian Schneider (Faserriss) fällt aus, der Einsatz von Markus Heppke (Leiste) und Holger Lemke (muskuläre Probleme) ist zumindest fraglich.