Die Rot-Weißen sind auf einem guten Weg. Sportlich sowieso: In der NRW-Liga sind sie souveräner Spitzenreiter. Doch auch auf der Führungsebene geben sich die Verantwortlichen zuversichtlich. Zumal ja auch die Stadion-Frage positiv beantwortet worden ist.
Entsprechend entspannt war die außerordentliche Mitgliederversammlung am Sonntag im Cinemaxx. Wenn alles so läuft, wie es sich die Beteiligten vorstellen, besitzt der Traditionsverein eine positive Prognose.
Im Juni dieses Jahres, bei der ordentlichen Mitgliederversammlung an gleicher Stelle, hieß es zwar schon, die Signale stünden auf Grün. Doch damals war noch ungewiss, ob der RWE-Zug überhaupt in die 5.Liga starten würde. Der Vorstand war komplett zurückgetreten, das Insolvenzverfahren stand unmittelbar vor der Eröffnung. Heute können die Entscheidungsträger feststellen, dass man bereits einen großen Teil einer beschwerlichen Strecke zurückgelegt hat.
„Es ist nur ein kurzer Zeitraum seit dem Sommer“, begann der zu diesem Zeitpunkt Noch-Aufsichtsratsvorsitzende Dietmar Bückemeyer seinen Bericht. Er hatte im Juni die Verantwortung vom Vorstand übernommen. „Es ist inzwischen viel passiert. Die Lage war damals schwierig, doch es ist uns ganz gut gelungen, dass wir jetzt positiv in die Zukunft blicken können.“
Der Etat für diese Saison sei ausgeglichen. „Wir haben nicht mehr ausgegeben, als uns zur Verfügung steht. Das mag bei Rot-Weiß etwas Besonderes sein, sollte es aber nicht bleiben“, meinte Bückemeyer. Künftig wollen sie an der Hafenstraße wirtschaftlich seriös arbeiten. Und dafür stehen auch die Mitglieder des neuen Aufsichtsrates, der gestern von den 331 stimmberechtigten Mitgliedern mit großer Mehrheit gewählt wurde (siehe Lokalteil). Allen voran Christian Hülsmann, der von den Gremiumsmitgliedern auch zum Chef gewählt wurde. Und die erste Amtshandlung des neuen Kontrollgremiums: Es bestätigte Michael Welling im Amt des Vorsitzenden. Hauptamtlicher Geschäftsführer ist er ja auch. Und Marketing-Experte dazu. Was er den Mitgliedern beispielhaft vor Augen führte. Er wolle RWE mit verschiedenen Aktionen neu positionieren und für Sponsoren wieder attraktiv machen.
1,9 Millionen Euro hatte RWE im Lizenzantrag veranschlagt, inzwischen ist das Budget auf 2,5 Millionen gestiegen, weil auch Mehrkosten entstanden sind (u.a. Erfolgsprämien, Mehraufwand an den Spieltagen). Die 600 000 Euro sind gedeckt durch die erhöhte Zuschauereinnahme und zusätzliches Sponsorengeld. „Ich denke dass wir mit einer schwarzen Null das Geschäftsjahr abschließen können“.
Herzlich war der Empfang für Frank Kebekus, den Insolvenzverwalter. Als er gesprochen hatte, standen die Mitglieder auf und applaudierten dankbar. „Ich bin nur Gast. Aber dass wir heute hier sitzen, ist ein Erfolg für RWE,“ sagte Kebekus. Im Juni habe der Verein vor einer Klippe gestanden. „Es wurden hier massive Fehler gemacht. Es hat nicht viel gefehlt und RWE hätte sich in der Kreisliga C wiedergefunden.“ Aber alle hätten danach mit angepackt. „Es war eine Mannschaftsleistung. Aber wir sind noch nicht durch!“ Die Gläubiger-Forderungen belaufen sich auf 18,9 Millionen Euro. Nur 2,1 davon seien bisher nur anerkannt, so Kebekus. Rund 400 000 Euro an Forderungen erwarte er noch. Die Quote, die er den Gläubigern hofft, anbieten zu können, werde zwischen acht und zehn Prozent liegen. „In ein, zwei Monaten werden wir den Insolvenzplan beim Amtsgericht vorlegen“, schätzt Kebekus. Er sei zuversichtlich, dass die Gläubiger den Plan akzeptieren werden. Mit Michael Kölmel, der trotz der Vertragsauslösung durch die GVE die audiovisuellen Vermarktungsrechte an RWE besitzt, muss noch verhandelt werden. „Wenn wir vom Hof reiten, wäre es mein Wunsch, dass RWE nicht nur sportlich und wirtschaftlich gut dasteht, sondern auch die Rechte wiederbekommt.“