Essen. .
Obwohl Rot-Weiss Essen die Bürgschaft in Höhe von 2,7 Millionen Euro gezogen hat. droht die Insolvenz. Der DFB muss nun beurteilen, in welcher Höhe er die Bürgschaft abruft.
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Die finanzielle Lage ist mehr als bedrohlich bei den Rot-Weißen, die Lizenzerteilung für die Regionalliga unsicherer denn je. Der Zwangsabstieg in die NRW-Liga ist möglich, eine Insolvenz auch nicht mehr auszuschließen. Das sind die Horrorszenarien, die RWE-Vorstandsmitglied Thomas Hermes und Geschäftsführer Kai Stütz gestern bei einer außerordentlichen Pressekonferenz beschrieben.
Die aber Realität werden könnten. Schon am kommenden Freitag, 15.30 Uhr, muss beim Deutschen Fußball Bund in Frankfurt Klarheit herrschen im Essener Lizenzierungsverfahren. Und es geht um Geld – um viel Geld.
Bereits am vergangenen Samstag wurde auf der Haupttribüne an der Hafenstraße über die bedrohliche Situation gemunkelt. Wie kritisch einige die Situation einschätzen, zeigt das Zitat eines Insiders: „Es gibt Lösungen. OB Paß muss dabei natürlich mitspielen. Aber es scheint fast so, als sei derzeit der Stadionbau wahrscheinlicher.“ Dabei hatten die Rot-Weißen in den Verhandlungen mit den städtischen Töchtern positive Signale erkannt. „Wir hatten ein gutes Gefühl“, wie Hermes sagte. Eine Lösung soll auch tatsächlich am Freitag vorgelegen haben, so heißt es. Unterschriftsreif, über 2,5 Millionen. Gedeckt durch private Gönner (500 000 Euro) und durch Bürgschaften und Rangrücktritte von kommunalen Unternehmen (2,5 Mio.). Paß soll es abgelehnt haben, möglicherweise in der Hoffnung, dass letzter Spieltag gegen Mainz auch das Saisonende bedeutet und RWE die Bürgschaft nicht mehr ziehen könne. Doch normalerweise laufen die Verträge bis zum 30.Juni.
Keine weiter Unterstützung von der Stadt
In einem Gespräch mit Paß bekam Thomas Hermes die Entschlossenheit des Oberbürgermeisters zu spüren. Konsequent stellte jener fest, dass es bei seiner Entscheidung bleibe, die schon vor einigen Wochen für Aufsehen gesorgt hatte: Zur Sicherung der Regionalliga-Lizenz für die kommende Saison werde es keine weitere Unterstützung von der Stadt und ihren Tochterunternehmen geben. „Er bleibt bei seiner Meinung, dass es nicht ausreicht, was der Verein tut“, schilderte Hermes. „Der OB erkenne keine positive Prognose, dass sich etwas ändern wird. Das ist eine politische Entscheidung, die wir respektieren müssen.“
RWE hat allein in der laufenden Saison, die in den Büchern bis zum 30.Juni datiert ist, noch eine gewaltige Liquiditätslücke zu schließen. „Es ist der lange bekannte Betrag von 1,3 Millionen Euro plus 650 000 Euro an Sponsorengeld, das wir bereits vorgezogen haben“, erläuterte Hermes. Spieler müssten bezahlt werden (Gehalt Mai, Juni), die Berufsgenossenschaft, die Angestellten des Klub, usw. „Und weil wir das nicht bezahlen können, haben wir heute morgen die Bürgschaft in voller Höhe von 2,7 Mio. gezogen.“ Genauso wie es RWE angekündigt hatte. Die Sparkasse Essen, erneut Trikotsponsor in der kommenden Saison, hatte die Bürgschaft übernommen und muss nun bezahlen. „Und sie hat uns sehr wohl bestätigt, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben“, sagt Hermes.
GVE hat Betrag gesichert
Gesichert wurde der Betrag durch die Essener Grundstücksverwaltung (GVE), die ohnehin schon mehrere Millionen in den Traditionsklub gesteckt hat. Die GVE könnte dann zum 1.Juli 2011 das Geld zurückfordern. Spätestens dann droht also die Pleite an der Hafenstraße. Zwei Drittel der gesamten Sponsorsumme bei RWE stammt von städtischen Töchtern, RWE AG sowie Sparkasse.
Der DFB muss nun beurteilen, in welcher Höhe er die Bürgschaft abruft. Nur wenn der Verband die volle Summe anerkennt, wäre die Lizenz gesichert, denn Rot-Weiß muss für die kommende Spielzeit insgesamt eine Liquiditätsreserve von 2,5 Mio. nachweisen. „1,3 Mio. dürften unstrittig sein“, glaubt Kai Stütz. Würde er nur 1,5 Mio. anerkennen, müssten die Rot-Weißen rund eine Millionen noch bis Freitag darstellen – per Bürgschaft, Überziehungskredit oder einem neuen, privaten Sponsor, der nicht in Sicht ist.