Essen. Eine ganze Halbzeit ohne Torschuss: Rot-Weiss Essen kriegt die Nerven nicht in den Griff und verliert das Topspiel gegen Ulm. So lief die Partie.

Es dauerte gerade mal drei Sekunden, da lag der erste Spieler auf dem Boden. In diesem Topspiel der dritten Liga zwischen Rot-Weiss Essen und dem SSV Ulm 1846 war richtig Feuer drin - und die Gäste waren doch eiskalt: 2:0 (0:0) siegte der alte und neue Tabellendritte an der Hafenstraße.

Zwei Mannschaften trafen aufeinander, die mit dem Ball umzugehen wissen, die sich etwas zutrauen und ins Risiko gehen. Das war schnell zu sehen. Die Ulmer kamen besser in die Partie, hatten mehr Kontrolle und Ballbesitz. Leo Scienza hatte die erste Chance (neunte Minute), die Essener wirkten fahrig, leisteten sich viele Ballverluste und hatten kein Zugriff.

Der SSV Ulm feierte einen ganz wichtigen Sieg bei Rot-Weiss Essen.
Der SSV Ulm feierte einen ganz wichtigen Sieg bei Rot-Weiss Essen. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Ulm trifft - aber Rot-Weiss Essen hat Glück mit der Abseitsentscheidung

Dann war es passiert: Ulm ging in Führung, der Gästeblock, in dem sich einige mit den Fans des befreundeten RWE-Rivalen Rot-Weiß Oberhauen befanden, tobte – aber nur kurz. Bundesliga-Schiri Frank Willenborg nahm den Treffer zurück. Eine Fehlentscheidung. Felix Götze war der letzte Mann, Jakob Golz schon aus dem Tor herausgelaufen und vor dem ersten Ulmer. Das Tor hätte somit zählen müssen (16.).

+++ Rot-Weiss Essen verliert gegen SSV Ulm: Die RWE-Einzelkritik +++

Glück für RWE, das war der Wachmacher: Christoph Dabrowskis Mannschaft wurde besser, die große Drangphase der Ulmer war überstanden. Götze besorgte fast das 1:0: Sein Kopfball nach Ecke wurde gerade noch so geklärt (17.).

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Ein offenes Spiel lieferten sich die beiden Teams, dem Sieger winkte Platz drei. Eric Voufack sorgte für einen erhöhten Puls aller Rot-Weissen – sein Querpass verfehlte das Ziel, Mitspieler José-Enrique Rios Alonso. Der erreichte den Ball nicht, ein Ulmer rannte stattdessen aufs Tor zu, auch hier fast die Führung (33.).

RWE: Gute Chancen nur in Hälfte eins

Doch auch die Essener waren dran. Der auffällige Cedric Harenbrock holte sich den Ball, schickte Isi Young, der hatte aber wohl zu viel Zeit zum Nachdenken. Sein Schuss war ein besserer Rückpass (40.). Auch Leonardo Vonic hatte noch vor der Pause die Möglichkeit zur Führung.

Ganz sachte begann die zweite Hälfte. Nichts Nennenswertes passierte zunächst, ehe Romario Rösch knapp am Tor vorbeischoss. Das war ziemlich gefährlich (52.). Ulm übernahm wieder zusehends das Zepter, RWE agierte wieder unkonzentriert. War das die Nervosität? Die Gäste schienen die Bedeutung des Spiels besser in Leistung umwandeln zu können.

Das Topspiel plätscherte vor sich hin, während auf anderen Drittliga-Plätzen Kirmes war. Nun gut, das Ding in Essen lebte von der Spannung, und plötzlich skandierten die Ulmer Fans „Auswärtssieg!“: Young und Eisfeld bekamen ihre Gegenspieler nicht in den Griff, Dennis Chessa knallte den Ball aus zehn Metern Entfernung in den Knick (63.)

Keine Schlussoffensive: Rot-Weiss Essens Sturmlauf bleibt aus -

Nun waren sie wieder gefragt, die rot-weissen Mentalitätsmonster. Eigentlich die perfekte Szenerie für Ron Berlinski. Aber der Malocher fehlte gelbgesperrt. Und Ulm? Brachte Lamar Yarbrough und Thomas Kastanaras, zwei Schränke, bei denen man hätte denken können, sie sprangen aus dem Ikea-Katalog auf den Rasen – die körperliche Überlegenheit lag klar beim Gast. Und die Zeit drängte und drängte – bis zur 70. Minute hatte RWE keinen wirklich gefährlichen Angriff gefahren. Nur der Freistoß von Thomas Eisfeld (67.) ließ so etwas wie Torgefahr entstehen.

Bitter für Rot-Weiss Essen: Dennis Chessa schießt SSV Ulm hier zum 1:0.
Bitter für Rot-Weiss Essen: Dennis Chessa schießt SSV Ulm hier zum 1:0. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Dass die Essener gar nicht zur Entfaltung kamen, das gehört zur Wahrheit dazu, lag aber auch am sackstarken Auftritt der Ulmer. Ziemlich reif, was der Aufsteiger da zauberte.

Moussa Doumbouya und Nils Kaiser waren bei RWE ab Minute 72 drin. Aber nein, aber nein: Es blieb behäbig im Vorwärtsgang. Auch das Publikum wirkte geschockt – kaum Impulse von den Kreativen auf dem Platz und den Anhängern auf den Tribünen. Die griffigen Ulmer konterten, und dann der Pfiff - Elfmeter! Andreas Wiegel legte den Gegenspieler, Felix Higl blieb cool und besorgte vom Punkt die 2:0-Entscheidung.

Rot-Weiss Essen nun fünf Punkte hinter Ulm

So blieb das Happy End diesmal aus, 20 gute Minuten reichten nicht, und die Ulmer, sie liegen nun fünf Punkte vor den Essenern. Verdient, wie dieser Samstag zeigte. Zwar noch keine Entscheidung im Aufstiegsrennen, aber ein richtungsweisendes Ergebnis allemal.