Essen. Rot-Weiss Essen liegt gegen Schlusslicht SC Freiburg zweimal hinten und kommt in den Schlussminuten zum glücklichen Dreier.

Rot-Weiss Essen wankte bedenklich, fiel aber nicht. Die ambitionierten Rot-Weissen bleiben zu Hause eine Macht und besiegten den Tabellenletzten SC Freiburg II mit 4:3 (1:2). Allerdings hatte RWE reichlich viel Mühe mit dem Schlusslicht, lag nach Abwehrschwächen zweimal hinten und kam erst in den letzten Minuten mit viel Moral zum erhofften Dreier.

Die Entscheidung, welches Personal in der Startelf steht, wird dem Trainer manchmal abgenommen. Torben Müsel, der beim Westschlager in Münster ausgefallen war, meldete sich rechtzeitig zurück, dafür fiel kurzfristig Mittelfeldstratege Vinko Sapina mit Knieproblemen aus. Damit brauchte das Mittelfeld nur komplettiert, aber nicht großartig verändert werden. Müsel übernahm die „Sechs“.

Rot-Weiss Essen liegt zur Pause überraschend zurück

Beim Blick auf das Spieltag-Aufgebot fiel auch auf, dass RWE nicht ganz so üppig besetzt ist auf manchen Positionen. So stand erstmals Innenverteidiger Fabian Rüth wieder auf dem Bogen - seit gefühlt drei, vier Jahren. Ausgeliehen, verletzt, Rüth hatten die Fans wohl kaum noch auf dem Zettel.

Und mit einem 1:2-Rückstand der heimstarken Gastgeber zur Pause hatte ebenfalls niemand gerechnet. Nicht nach dem Spielverlauf in Hälfte eins, denn RWE hatte ein halbes Dutzend Chancen, für klare Verhältnisse zu sorgen.

Die Rot-Weissen machten es gut über die Flügel mit Lucas Brumme und Marvin Obuz, zwei Aktivposten. Obuz hatte nach knapp zehn Minuten den ersten Abschluss, als er von Brumme bedient wurde, doch der Schuss geriet zu zentral. Dann erneut Brumme diagonal auf Obuz, der weiter zu Leonardo Vonic, der dribbelte sich durch die Mitte und verzog nur um Zentimeter (10.).

Leonardo Vonic vergibt Chancen für Rot-Weiss Essen

Wenig später flog Vonic in eine Hereingabe von Obuz, doch seinen artistischen Kopfball aus fünf Metern wehrte SCF-Keeper Uphoff mit einem Reflex ab (22.). Aber der Mittelstürmer machte es noch einmal mit Köpfchen. Eine Flanke legte er auf Thomas Eisfeld ab, der zum 1:0 (23.) traf. Die verdiente Führung für die Essener, die wie gewohnt mit kontrolliertem Spielaufbau versuchten, die Dinge auf dem tiefen Rasen zu regeln.

Freiburg indes versuchte, kompakt zu stehen, gefährlich waren sie nur, wenn sie den Ball hoch in den gegnerischen Strafraum beförderten. Einen zu kurz abgewehrten Ball nahm Marino auf, und prüfte Golz (23.) direkt nach dem Essener Führungstor. Nach einem Eckball verlängerte Müller per Kopf, doch Harenbrock stand goldrichtig im langen Eck und hatte keine Probleme zu klären (35.).

Freiburgs Torwart Benjamin Uphoff unter Druck: Sogar die RWE-Abwehrspieler Kourouma und Rios Alonso sind aufgerückt.
Freiburgs Torwart Benjamin Uphoff unter Druck: Sogar die RWE-Abwehrspieler Kourouma und Rios Alonso sind aufgerückt. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Zu allem Überfluss kam beim Favoriten neben einigen Unsicherheiten in der Deckung noch Schlafmützigkeit hinzu. Fatal. Bichsel spielte die Kugel gekonnt hoch in die Schnittstelle zwischen Voufack und Rios Alonso, Baur stand ganz allein vor dem Tor und erzielte völlig überraschend das 1:1 (40.).

Eine ganz starke Szene des Tabellenletzten Freiburg

Und der Tabellenletzte legte eine ganz starke Szene nach und düpierte mit einem doppelten technisch feinen Doppelpass die gesamte Essener Abwehr. Al Ghaddioui vollendete zum 2:1 (42.). RWE hatte noch vor der Pause die Chance durch Vonic, dem der Ball dicht vor dem Freiburger Tor über den Schlappen rutschte (45.). Das hätte der Ausgleich sein müssen.

Doch so Frust zur Pause bei den Rot-Weissen, die mit Pfiffen in die Kabine begleitet wurden. Das hat den Jungs von Trainer Dabrowski vielleicht zu denken gegeben, jedenfalls machten sie in Hälfte zwei gleich Druck und Vonic erzielte prompt am langen Pfosten stehend den Ausgleich (49.).

Doch ohne Götze und Sapina war die Defensivarbeit der Rot-Weissen ziemlich fehlerbehaftet. Eisfeld verlor einen Zweikampf vor dem Strafraum, der kluge Pass auf Marino, der völlig blank im Strafraum das 3:2 markierte (57.). Abstimmung und Positionierung der RWE-Deckung - erneut mangelhaft.

Freiburg fand immer besser ins Spiel, Rot-Weiss krampfte und wirkte hinten schwer angeschlagen. Brumme rettete in höchster Not auf der Linie (66.). Dafür prüfte er Torwart Uphoff mit einem schönen Distanzschuss (79.). Aber viel brachte RWE nicht zustande. Dann ging es Schlag auf Schlag: Nils Kaiser glich aus zum 3:3, Obuz wurde im Strafraum von den Beinen geholt. Doumbouya verwandelte den Elfmeter zum 4:3-Heimsieg. Jubel und wieder Happy End.

So haben sie gespielt

RWE - SC Freiburg II 4:3 (1:2).

RWE: Golz - Voufack (67. Wiegel), Kourouma, Rios Alonso, Brumme (81. Voelcke) - Müsel - Obuz, Harenbrock, Eisfeld (67. Kaiser), Young (81. Doumbouya) - Vonic (67. Berlinski).

Tore: 1:0 Eisfeld (23.), 1:1 Baur (40.), 1:2 Al Ghaddioui (42.), 2:2 Vonic (49.), 2:3 Marino (57.), 3:3 Kaiser (89.), 4:3 Doumbouya (90.+1).

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