Ingolstadt. Rot-Weiss Essen verliert und hadert: Torben Müsel spricht über seine vergebene Chance, Eric Voufack über den Konkurrenzkampf und Sandhausen.
Als die 23. Minute lief, traf Vinko Sapina der Geistesblitz. Der Regisseur schickte Torben Müsel auf die Reise, der Essener lief plötzlich allein auf Ingolstadts Torwart Marius Funk zu. Eigentlich hätte er nur schießen müssen, doch Müsel zögerte. „Ich muss einfach mit links abschließen, dann ist die Sache gegessen“, sagt der 24-Jährige zu dieser Szene. Die Chance, die große Chance auf den Anschlusstreffer für RWE verpuffte.
Zwar erzielte Rot-Weiss noch vor der Halbzeit den Treffer zum 1:2, doch diese Möglichkeit wird Müsel gewurmt haben. Was wohl gewesen wäre, hätte er getroffen. Er ärgerte sich, haderte mit der vergebenen Chance – und ganz Essen mit der Niederlage, die letztlich vermeidbar war.
Rot-Weiss Essen macht in Ingolstadt zwei Fehler zu viel
Zwei individuelle Fehler führten zum 0:2-Rückstand. Erst schoss Sapina den Gegner an – Ballverlust, Konter, Tor. Und dann ging José-Enrique Rios Alonso ins Dribbling, statt abzuspielen. Ingolstadt schaltete schnell um, der nächste Treffer. „Das können wir besser lösen“, meint Müsel. Teamkollege und Rechtsverteidiger Eric Voufack ergänzt: „Wir ärgern uns alle, dass wir die 20 Minuten so verschlafen haben, das muss nicht so sein.“
Alle Brennpunkte zum 1:2 von Rot-Weiss Essen:
- Zug-Chaos, Platzverweis, 1:2: So lief die Partie.
- 24 Stunden mit der Bahn unterwegs: Auswärtsfahrt zum Vergessen.
- Das muss RWE gegen Sandhausen besser machen.
Auffällig: Beide Situationen, die zum Gegentor führten, wollten die Rot-Weissen spielerisch lösen. Das kann durchaus mal schiefgehen, wie man in Ingolstadt sah – und zu Saisonbeginn beispielsweise auch beim Gastspiel in Halle. „Man darf aber keinem einen Vorwurf machen“, betont Voufack, „wir versuchen, das trotzdem weiter so zu machen.“ Cedric Harenbrock besorgte schließlich das einzige Essener Tor, der Ausgleich fiel nicht mehr. Bitter. „Wir haben uns selbst geschlagen und waren eigentlich 70 Minuten lang spielbestimmend“, findet Voufack, der sich festgebissen hat.
Vor wenigen Wochen rutschte der 22-Jährige ins erste Aufgebot, verdrängte Routinier Andreas Wiegel. Der fehlte in Ingolstadt aus privaten Gründen. Kehrt Wiegel zurück, will sich Voufack nicht mehr auf die Bank setzen. „Ich bin froh, dass ich gespielt habe und kann meine Leistungen gut einschätzen. Es war ein Auf und Ab.“
Rot-Weiss Essen empfängt den SV Sandhausen
Die Mannschaft habe funktioniert, da sei es für ihn leicht gewesen, ebenfalls zu glänzen. „Ich bin mit dem Ziel hier her gekommen, von Anfang an zu spielen. Dass das klappt, freut mich umso mehr“, schiebt der Sommerzugang, der vom Lok Leipzig kam, nach. Er müsse jedoch auf der Hut sein. „Andi ist ein super Fußballer und macht mir Konkurrenz. Aber das bringt mich auch weiter“, sagt er, Teamplayer durch und durch.
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In Ingolstadt fand die Siegesserie jedenfalls ein Ende. Fünf Mal in Folge hatte Rot-Weiss Essen zuvor gewonnen. 27 Punkte, Platz drei, eine starke Ausbeute zu diesem Zeitpunkt der Saison. Bei den ambitionierten Ingolstädtern, die wollen aufsteigen, geht eine Niederlage schon in Ordnung. Und trotzdem war der Gast gefrustet. „Es ist wirklich schade. Wir können schon stolz darauf sein, wie wir Fußball gespielt haben, auch am Ende, als wir nach Felix Götzes Platzverweis in Unterzahl waren“, meint Torben Müsel.
Voufack fügt an: „Sechs, sieben Siege wären natürlich eine schöne Auszeichnung gewesen, aber nächste Woche haben wir schon die nächste Chance. Die wollen wir nutzen.“
Leicht wird das nicht, aber was ist schon leicht in Liga drei? Der SV Sandhausen kommt am Samstag (14 Uhr/Stadion an der Hafenstraße/Magentasport) nach Essen, ebenfalls eine Truppe, die wieder in die Zweite Bundesliga hoch möchte. „Ein ekliger Gegner“, warnt Voufack. „Es ist noch früh in der Saison, wir müssen uns 100 Prozent auf Sandhausen vorbereiten und von der ersten Minute an da sein“, fordert er. Dann könnte einer neuen Serie nichts im Weg stehen.