Essen. Rot-Weiss Essen eröffnet die Drittliga-Saison beim Halleschen FC – trotz eines Negativtrends ist der Fanzuspruch enorm.

Wenn der Dauerkarten-Verkauf ein Indikator für die Stimmungslage in einem Klub ist, dürfte sich Rot-Weiss Essen in einem euphorischen Dauerzustand befinden. Mehr als 11.000 Saisontickets konnte der Fußball-Drittligist absetzen.

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Und zum Eröffnungsspiel beim Halleschen FC werden am Freitagabend (19 Uhr/Magenta Sport) mehr als 1000 Fans den weiten Weg aus dem Ruhrgebiet bis nach Sachsen-Anhalt auf sich nehmen.

Turbulente Monate

Dabei waren die vergangenen Monate äußerst turbulent. Zunächst plagten den Klub nach schwachen Leistungen in der Rückrunde zeitweise Abstiegssorgen.

Als sich die Lage nach dem feststehenden Klassenerhalt beruhigt zu haben schien, musste der RWE-Vorstandsvorsitzende Marcus Uhlig auf der Jahreshauptversammlung erschreckende Zahlen präsentieren: Der Klub hatte das Geschäftsjahr mit einem Fehlbetrag in Höhe von 3,6 Millionen Euro abgeschlossen. Uhlig sprach während seiner Rede von einer „Katastrophe“.

Keine kostspieligen Transfers möglich

Nach diesem denkwürdigen Sonntagnachmittag war den Essener Fans klar, dass sich ihr Klub vorerst keine kostspieligen Transfers leisten kann. In der Vergangenheit kamen Spieler mit Bundesliga-Erfahrung wie Felix Bastians oder Felix Götze. Nun wechselten in der Sommerpause vornehmlich unbekannte Spieler aus der Regionalliga an die Hafenstraße.

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Ein vielversprechendes Profil bringt dabei Leonardo Vonic mit. Der kroatische U20-Nationalspieler erzielte in der vergangenen Saison immerhin 22 Treffer für den 1. FC Nürnberg II.

Freier verstärkt Trainerstab

Der prominenteste Zugang aber trägt kein Trikot: RWE ergänzte mit dem ehemaligen Nationalspieler Paul Freier seinen Trainerstab. Christoph Dabrowski kennt den 44-Jährigen noch aus gemeinsamen Profizeiten beim VfL Bochum. Der Cheftrainer bekam Freier nun als Assistenten zur Seite gestellt.

Christoph Dabrowski, Trainer von Rot-Weiss Essen.
Christoph Dabrowski, Trainer von Rot-Weiss Essen. © Michael Gohl / Funke Foto Services

Dass Dabrowski weiter in der Verantwortung steht, hätte nicht jeder im Umfeld erwartet. Die Kritik am 45-Jährigen nahm im Laufe der Rückrunde zu. An der Hafenstraße gab es Trainer-raus-Rufe. Nach dem letzten Pflichtspiel zogen sich Sportdirektor Christian Flüthmann und Marcus Steegmann, Direktor Profifußball, mit Dabrowski zu einer viertägigen Saisonanalyse zurück. Am Ende sprachen die Verantwortlichen dem Trainer das Vertrauen aus.

Durchwachsene Vorbereitung

Damit die Diskussionen um seine Person enden, muss Dabrowski aus seiner Mannschaft bessere Leistungen herauskitzeln als in der durchwachsenen Vorbereitung. In den jeweils 120 Minuten langen Testspielen gegen den SC Verl und Eintracht Braunschweig konnte RWE kein einziges Tor erzielen.

Der Trainer gab sich dennoch gelassen. „Wir haben Wert darauf gelegt, in der Defensive stabil zu stehen, wir haben in beiden Partien nicht viel zugelassen“, sagte Dabrowski. „Dass wir dabei keine Tore erzielten, beunruhigt mich nicht.“

11.000 verärgerte Dauerkarten-Besitzer

Sollte sich RWE im Ligabetrieb aber weiterhin offensivschwach präsentieren, dürfte der Trainer den Fluch des guten Zuschauerzuspruchs zu spüren bekommen. 11.000 verärgerte Dauerkarten-Besitzer können sehr laut werden und damit einem angeschlagen Trainer das Leben schwer machen.