Essen. Ende einer turbulenten Saison: Rot-Weiss Essen erkämpft sich am Samstag ein 2:2 (1:0)-Remis gegen den SC Verl. Müsel trifft in der Schlussphase.
Die „Remiskönige“ haben noch einmal zugeschlagen: Stilecht mit einem 2:2 gegen den SC Verl verabschiedete sich Rot-Weiss Essen aus der Drittligasaison. 15 Mal Remis – so viel schafften die Konkurrenten nicht, allerdings hätte man auf das eine oder andere Unentschieden an der Hafenstraße gerne verzichtet.
Festtagsstimmung bei feinstem Fußballwetter an der Hafenstraße, auch die Fans auf der Westkurve waren in Feierstimmung, feierten lautstark den Klassenerhalt und übten sich in Schmähgesängen Richtung Oberhausen – Einstimmen auf das bevorstehende Niederrheinpokal-Finale.
Das letzte Ligaspiel gegen den SC Verl lief da eher unter Vorprogramm. Und so begann es aus Essener Sicht auch. Für Andreas Wiegel kam die Partie noch zu früh, Kapitän Felix Bastians schaffte es nach langer Verletzungspause zumindest auf die Ersatzbank. Und vorne gab es eine Überraschung: Ron Berlinski – mit Gesichtsmaske und Armmanschette – bekam den Vorzug gegenüber Simon Engelmann. Die Westkurve quittierte dies mit lautstarken „Simon-Engelmann“-Gesängen und drückte damit ihren Unmut zur Nichtberücksichtigung aus.
Dank Plechaty-Kracher: RWE nimmt 1:0-Führung mit in die Pause
An ihm lag es aber nicht, dass die Anfangsviertelstunde den Verlern gehörte. Rot-Weiss empfing die Gäste tief in der eigenen Hälfte, offensichtlich setzte man auf schnelles Umschaltspiel. Nach acht Minuten hätte es fast schon funktioniert: Einen langen Pass von Sandro Plechaty vom eigenen Strafraum erreicht Isi Young in der Spitze, der versuchte, frei vor Torhüter Tim Wiesner den Tunnel anzusetzen, aber die Kugel trudelte zur Ecke.
Aber man hatte zumindest schon mal der Verler Tor in Gefahr gebracht, zehn Minuten später klingelte es: Sandro Plechaty erhielt einen Querpass kurz vor der Strafraumlinie, legte ihn sich zurecht und zirkelte ihn in den linken Winkel. Der gelernte Stürmer kann es halt: 1:0.
Höhepunkte in der Folgezeit blieben Mangelware, viel versandete auf beiden Seiten im Mittelfeld, die Gäste mit dem Rückenwind in Halbzeit eins versuchten es mit Distanzschüssen von Stöcker und Ochojski, die Torhüter Jakob Golz über die Latte lenken konnte.
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Fast hätte es 2:0 zur Pause gestanden, Mustafa Kourouma, der in der Innenverteidigung einen aufmerksamen Job verrichtete, tauchte unerwartet im gegnerischen Strafraum auf, setzte die Kugel aus drei Metern aber über das Tor.
Unverändert begannen die Rot-Weissen die zweite Hälfte, aber auf der Gegenseite kam ein interessanter Mann ins Spiel: der lange Mittelfeldspieler Vinko Sapina, der bei RWE ganz oben auf der Einkaufsliste steht, durfte seine Visitenkarte an der Hafenstraße abgeben.
Und wieder hatte der SC Verl den besseren Start, profitierte dabei aber von einem schlechten Rückpass von Kourouma, den Yari Otto aufnahm und frei vor Golz stand, der aber beherzt zupackte und den Lapsus ausmerzte (52.). Den Verlern merkte man an, dass sie nach vier Niederlagen in Folge mit einem positiven Ergebnis diese Saison abschließen wollten.
RWE-Abwehr schläft - und Verl gleicht aus
Und RWE? Trat nur sporadisch in Erscheinung. Lawrence Ennali schmiss einmal den Turbo an, zog in der eigenen Hälfte an und marschierte übers ganze Spielfeld – nur am Abschluss muss noch gearbeitet werden (57.). Im Gegenzug war es dann passiert: Die komplette Essener Abwehr genoss die warmen Sonnenstrahlen, Tobias Knost ging im Strafraum schneller zum Ball als Gegenspieler Kefkir – und es stand 1:1 (58.).
Nach einer Stunde wurde das Fußballvolk dann erhört: Engelmann löste den gehandicapten Berlinski ab und Torben Müsel kam für den diesmal wirkungslosen Cedric Harenbrock.
RWE-Fans feiern "Herze-Party" und erleben wilde Schlussphase
Und dann geschah noch was Unglaubliches: Als der scheidende Felix Herzenbruch sich die Trinkflasche an der Mittellinie nahm, erhob sich die Rahn-Tribüne und spendete Szenenapplaus. Daraufhin erhob sich das ganze Stadion und dichtete den „Engelmann-Schlager“ kurzerhand auf Herzenbruch um. Der Kapitän bedankte sich mit Applaus und war sichtlich angefasst.
Und dann wurde die kleine Abschiedsparty im Stadion doch noch verdorben: Es gab Freistoß für die Westfalen am Strafraum, Torge Paetow (80.) stieg am Höchsten und köpfte unbedrängt zum 2:1 ein. Aber der große Ärger an der Hafenstraße blieb aus, weil der eingewechselte Müsel drei Minuten vor Schluss wenigstens den einen Zähler rettete.
Rot-Weiss Essen – SC Verl 2:2 (1:0)
RWE: Golz, Kefkir, Herzenbruch, Kourouma, Plechaty, Eisfeld (84. Holzweiler), Harenbrock (63. Müsel), Götze, Young (84. Loubongo) , Berlinski (63. Engelmann), Ennali.
Tore: 1:0 Plechaty (18.), 1:1 Knost (58.), 1:2 Paetow (80.) , 2:2 Müsel (87.) Zuschauer: 15.597