Essen. Am 5. August ist es soweit: Rot-Weiss Essen und MSV Duisburg duellieren sich in der 3. Liga. Wir schauen zurück auf fünf legendäre Revierderbys.

Als die zweite Halbzeit läuft und Rot-Weiss Essen schon hoffnungslos gegen die SV Elversberg zurückliegt, da haken sie das Spiel auf der Westtribüne ab und stimmen sich auf den nächsten Gegner ein: den MSV Duisburg. „Freundliche Grüße“ schallen von der Hafenstraße Richtung Wedau, wo in einer Woche ein Spiel stattfindet, das schon so viele Geschichten geschrieben hat. Ein Spiel, dessen Datum die Fans bereits vor Wochen im Kalender rot markiert haben. Oder eben blau – je nachdem, ob sie es mit RWE oder dem MSV halten.

Am 5. August empfangen die Zebras den Aufsteiger aus Essen (19 Uhr). Es ist das erste Liga-Duell der Revierrivalen seit 2007. Wir schauen zurück auf fünf legendäre Partien zwischen beiden Klubs.

2017: Niederrheinpokal-Finale – Rot-Weiss Essen – MSV Duisburg 0:2

Kaiserwetter an der Hafenstraße an diesem 25. Mai. 17.000 Fans kommen ins Stadion, um das Pokalfinale zwischen dem Regionalligisten RWE und dem Drittliga-Meister MSV Duisburg zu sehen. Rot-Weiss hält gut mit gegen den Favoriten, der geht schließlich nach 32 Minuten in Führung. Simon Brandstetter erzielt das 1:0 für den MSV, der von Ilia Gruev trainiert wird.

Kevin Wolze legt in der 48. Minute das 2:0 für die Zebras nach – kurz zuvor allerdings wird die Partie für zwölf Minuten unterbrochen. Der Grund: Pyro in beiden Fan-Blöcken. Vor dem Endspiel war es bereits unruhig gewesen. Anhänger von RWE hatten beim Fanmarsch zum Stadion Knallkörper und Raketen gezündet. Ein Sonderzug mit Fans des MSV Duisburg muss evakuiert werden, weil dort Pyrotechnik gezündet wird.

Zum Start der zweiten Halbzeit fackelt und qualmt es wieder bei beiden Fanlagern. „Es ist ein Trauerspiel“, kommentiert Essens Stadionsprecher das Verhalten einzelner Besucher. Das 0:2 holt RWE nicht mehr auf – der MSV jubelt an der Hafenstraße.

Eine Party im Wohnzimmer des Rivalen: Der MSV Duisburg sichert sich an der Hafenstraße den Niederrheinpokal.
Eine Party im Wohnzimmer des Rivalen: Der MSV Duisburg sichert sich an der Hafenstraße den Niederrheinpokal. © Thorsten Tillmann | Thorsten Tillmann

2014: Niederrheinpokal-Halbfinale – Rot-Weiss Essen – MSV Duisburg 1:4 n.E.

Ein Kunststück, das den Meiderichern schon drei Jahre zuvor gelingt. Im Niederrheinpokal-Halbfinale siegt der MSV 4:1 in Essen. Es ist ein hitziges Duell. Alexander Langlitz bringt RWE in der Verlängerung in Führung, Pierre de Wit gleicht aus – Elfmeterschießen. Essens Samuel-Marian Limbasan, Kevin Grund und Markus Heppke vergeben allesamt, Wolze bleibt beim entscheidenden Elfmeter für den MSV cool und besorgt den Sieg.

Lesen Sie hier: MSV Duisburg – Rot-Weiss Essen: Wie Zebras mehr RWE-Fans im Stadion verhindern wollen.

Doch auch in diesem Duell kommt es zu einer Spielunterbrechung. Knapp 30 Minuten ruht die Partie ab der 77. Minute, weil auf der Westtribüne plötzlich das Tor zum Rasen offen steht und die Polizei blitzschnell mit einer Hundertschaft aufmarschiert. Sport1 unterbricht die TV-Live-Übertragung.

Phil Ofosu-Ayeh vom MSV Duisburg und Rot-Weiss Essens Marcel Platzek im Kopfballduell.
Phil Ofosu-Ayeh vom MSV Duisburg und Rot-Weiss Essens Marcel Platzek im Kopfballduell. © WAZ FotoPool | Michael Gohl

2007: 2. Bundesliga – MSV Duisburg – Rot-Weiss Essen 3:0

Am 20. Mai 2007 singen die Fans des MSV Duisburg ihren Zebra-Twist besonders laut. 3:0-Sieg gegen RWE am letzten Spieltag, Aufstieg in die Bundesliga – ein Festtag für die Meidericher, ganz klar. Mihai Taharache, Markus Daun und Ivo Grlic treffen für die Duisburger. Essen steigt aus der 2. Bundesliga ab und kehrt bis heute nicht wieder. Es sollte bis zum 5. August 2022 dauern, bis sich beide in derselben Liga wiedersehen.

Essens Ferhat Kiskanc kommt zu spät – der MSV gewinnt.
Essens Ferhat Kiskanc kommt zu spät – der MSV gewinnt. © firo | firo

1994: DFB-Pokal-Achtelfinale – Rot-Weiss Essen – MSV Duisburg 4:2

Ein Festtag für die Rot-Weissen ist hingegen der 27. Oktober 1993. Flutlicht, DFB-Pokal, Derby, 24.000 im Georg-Melches-Stadion – es ist alles angerichtet, selten passte diese Floskel besser. Harald Kügler erzielt das frühe 1:0 für RWE in der dritten Minute. Per Strafstoß legt Jörg Lipinski den zweiten Treffer nach.

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Es geht heiß her, Torsten Wohlert mit dem 1:2, Jürgen Margref kontert mit dem 3:1, ehe Vlado Pepic das 2:3 für den MSV markiert. Eine turbulente Schlussphase bricht an. Jürgen „Kobra“ Wegmann schließlich sorgt für die Entscheidung – 4:2 in der 84. Minute, das lässt sich RWE nicht mehr nehmen. Der Rest ist Geschichte.

Die Essener schlagen auch Carl-Zeiss Jena und Tennis Borussia Berlin. Plötzlich stehen sie gegen Werder Bremen im Pokalfinale. Der SVW setzt sich zwar 3:1 durch, doch Zweitligist Essen feiert trotzdem in der Hauptstadt, was für ein Erlebnis! Frank Kurth, Lipinski und Co. dürften für immer Kult sein bei RWE.

Ferenc Schmidt und Robert Reichert im Duell – der MSV spielte in roten Trikots bei RWE, ungewohnt.
Ferenc Schmidt und Robert Reichert im Duell – der MSV spielte in roten Trikots bei RWE, ungewohnt. © firo Sportphoto | firo Sportphoto/Jürgen Fromme

1966: Bundesliga – MSV Duisburg – Rot-Weiss Essen 2:0

1963 wird die Bundesliga gegründet, der MSV wird direkt Vizemeister. Drei Jahre dauert es, bis es in der neuen Eliteklasse des deutschen Fußballs ein Revierderby zwischen den Duisburgern und den Essenern gibt. Am 20. August 1966 ist es soweit.

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Heinz van Haaren bringt den MSV nach 30 Minuten vor 26.000 Fans beim ersten RWE-Bundesligaspiel im Wedaustadion in Führung. Werner Lotz legt in der Schlussphase das zweite Tor der Zebras gegen ein RWE-Team, für das Größen wie Willi „Ente“ Lippens spielten, nach. Am Ende der Saison steigt Essen als Tabellenletzter ab, Duisburg wird Elfter.

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