Essen. Der RWE-Vorsitzende Marcus Uhlig sieht einen Zuwachs in allen Bereichen. Im Interview spricht er auch über die Rolle von Partner Sascha Peljhan.

Marcus Uhlig hat dreimal überlegt, ob er sich den „Luxus“ eines Testspielbesuchs in Niedersachsen erlauben sollte, zwei Wochen vor Ligastart hat der RWE-Vorsitzende im Organisatorischen noch alle Hände voll zu tun. Aber dann siegte der Fußballfan in ihm. Und dann blieb dem Vorstandsvorsitzenden von Rot-Weiss Essen vor der Rückreise sogar noch Zeit für dieses Interview.

Was bewegt den RWE-Vorsitzenden zwei Wochen vor dem Start?

Uhlig: Ja, den Vorsitzenden bewegt viel. In dieser heißen Phase der Vorbereitung auf die Dritte Liga kann ich sagen, dass wir bisher eine sehr sehr intensive Vorbereitung absolvieren.

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Und was tut sich hinter den Kulissen?

Ja, im Augenblick des Aufstiegs war mir klar, dass es im administrativen Bereich sehr viel Mehrarbeit erzeugen wird. Wir reden über einen Dauerkartenrekord, über einen riesigen Mitgliederzuwachs in kürzester Zeit. Wir reden über ganz viele Sponsoren, die auf uns zukommen, die mehr machen wollen, die neu zu uns kommen. Das alles abzuwickeln stößt uns an den Rand der Belastbarkeit. Dazu kamen krankheitsbedingte Ausfälle in der Geschäftsstelle und die deutlich gestiegenen Mehranforderungen durch den DFB, da sieht man auch offiziell, dass es nun Profifußball ist.

Kann sich vor Arbeit kaum retten: RWE-Vorsitzender Marcus Uhlig.
Kann sich vor Arbeit kaum retten: RWE-Vorsitzender Marcus Uhlig. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Beispiele?

Dass unser Pressesprecher mit drei Spielern mal eben zwei, drei Tage zu den media days nach Frankfurt fahren muss. Gefühlt kriegen wir jeden Tag emails aus Frankfurt mit 10, 20 Anhängen, organisatorische Anfragen und Vorgaben aller Art. Das, was jetzt von den Drittligisten gefordert wird, das war damals zu meiner Bielefelder Zeit vor zehn Jahren Zweitliga-Niveau.

Gibt es denn auch Vorteile, unterm Dach des DFB zu sein?

Ohne den Verbandsvertretern, die uns zuletzt jahrelang begleitet haben, zu nahe treten zu wollen: Das ist schon ne andere Welt. Das ist eine Liga, wo dann zehn, 12, 15 Leute hauptamtlich in Frankfurt als Ansprechpartner für uns arbeiten, sei es im medialen oder auch im organisatorischen Bereich.

Ein neuer Ticket-Online-Shop ist im Aufbau

Nebenbei zieht die Geschäftsstelle auch noch komplett um. Wann wird das sein?

Das wird sehr wahrscheinlich Ende Juli passieren. Das ist ja auch nicht gerade so, dass man einen Möbelwagen bestellt und mal eben rüberfährt. Das ist mit zahlreichen technischen, logistischen Vorplanungen verbunden. Außerdem sind wir dabei, einzelne Bereiche zu modernisieren. Im Ticketingbereich wird sich einiges tun. Wir werden kundenfreundlicher, aber aufgrund der gestiegenen Nachfrage natürlich auch digitaler. Das sind alles große Themen, die gefühlt gerade alle auf einmal bearbeitet werden müssen. Und dann muss ich sagen, dass wir aus unserem Umfeld auch viel Ungeduld spüren. Wir erreichen eine Schwelle, wo wir die Dinge nicht mehr so abarbeiten können, wie wir es immer gemacht haben.

Das bedeutet konkret?

Wir bekommen einen neuen Ticket-Online-Shop, die Dinge werden ein stückweit automatisiert, aber auch fanfreundlicher. Stichwort: Online-Bestellung von Auswärtstickets. Es wird auch für Mitglieder exklusive Vorverkaufsfenster geben. Auf der anderen Seite: Wir haben ohne Übertreibung 10.000 Emails bekommen, die alle etwas mit dem Thema Dauerkarten zu tun hatten, und wo die Erwartung dahinter steckte, dass wir sofort individuell reagieren. Verbunden mit dem geäußerten Ärger, seine Dauerkarte nicht vor dem Nachbarn bekommen zu haben. Wir haben kein Callcenter mit 50 Mitarbeitern, die 24/7 arbeiten, sondern das wird alles von einem kleinen Team gemacht. Dabei sind wir schon dabei, auch personell aufzustocken. Da erhoffe und erwarte ich von den Leuten auch ein wenig mehr Geduld und Vertrauen.

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Eine Frage tauchte bei der letzten Jahreshauptversammlung auf: Sascha Peljhan, der aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden ist, ist nun Mitarbeiter der Geschäftsstelle. Manche Skeptiker unkten daraufhin, der strategische Partner würde sich zurückziehen?

Das Gegenteil ist der Fall. Wir haben in der Saison 2018/19 im Merchandising einen Saisonumsatz von ungefähr 300.000 Euro gemacht. Den Bereich haben wir uns gemeinsam mit Sascha Peljhan genauer angeschaut, um ihn in jeder Hinsicht zu optimieren. Da konnte er uns mit seiner Vergangenheit und seinem Knowhow aus der Modebranche uns natürlich enorm weiterhelfen. Ergebnis: Wir haben die vergangene Saison im Merchandising mit einem Umsatz von 1,4 Mio. Euro abgeschlossen. Digitalisierung ist auch ein Steckenpferd von ihm. Und die ganzen Baustellen, wie NLZ und Trainingsgelände, die großen Bauvorhaben, da fungiert Sascha bei uns wie ein Projektleiter. Er hat total Feuer gefangen und ist aus zahlreichen Prozessen gar nicht mehr wegzudenken. Er ist in keiner Weise nur als Geldgeber zu sehen. Er hat uns auf ein anderes Level gehievt. Da er immer mehr im operativen Bereich mithilft, kann er zukünftig nicht mehr zeitgleich im Kontrollorgan vertreten sein.

Umsatz im Sponsoring steigt um 40 Prozent

Stichwort Sponsoren: Kann man in Zahlen ausdrücken, wie groß der Zuwachs ist?

Es sind Unternehmen aus allen Branchen in allen Größen. Wir werden jetzt auch für eine ganz neue Zielgruppe interessant. Für Firmen, die bundesweite Reichweite benötigen. Alle Spiele der Liga werden bei Magenta TV live gezeigt, darüber hinaus wird es 86 Spiele im Free-TV geben. Nicht zu vergessen die ARD, wo die Heimspiele von Rot-Weiss Essen mit einer relativ großen Wahrscheinlichkeit konstanter Bestandteil der Samstag-Sportschau werden, wo wir von einer Einschaltquote von drei bis vier Millionen Zuschauern reden. Wir bekommen es jetzt mit Unternehmen zu tun, die in der Vierten Liga gar nicht an Rot-Weiss Essen gedacht haben.

Was heißt das in Zahlen ausgedrückt?

Ich glaube, dass wir den Umsatz im Sponsoring um gut 40 Prozent steigern können. Im Ticketing werden wir uns um 50-55 Prozent steigern. Auch im Merchandising ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht, da wollen wir noch mal um 20 bis 25 Prozent zulegen.

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