Essen. Seit Sonntag ist Rot-Weiss Essen zwei Punkte hinter Preußen Münster. Wie Christian Neidhart und Aufsichtsratsboss André Helf die Lage einordnen.

Sechs Spieltage sind es noch in der Fußball-Regionalliga, 18 Punkte sind noch zu vergeben im Aufstiegskampf. Und Titelfavorit Rot-Weiss Essen liegt nach dem jüngsten 1:1 beim Abstiegskandidaten Alemannia Aachen zwei Zähler hinter Tabellenführer Preußen Münster.

„Das Unentschieden ist zu wenig für die Leistung, die wir dort gebracht haben“, sagt RWE-Trainer Christian Neidhart auch zwei Tage nach der aus Favoritensicht zu dürftigen Ausbeute. Überhaupt brachte die Englische Woche nur fünf von neun möglichen Punkten. RWE hat die gute Ausgangslage, im Titelrennen alles selbst in der Hand zu haben, damit verspielt.

Rot-Weiss Essen: Trainer Neidhart betont: „Noch gar nichts entschieden“

„Natürlich müssen wir noch mehr machen, und wir müssen unsere Spiele gewinnen. Aber Fakt ist auch, dass noch gar nichts entschieden ist“, versucht Christian Neidhart Gelassenheit vorzuleben. Doch nach dem Aachen-Spiel wütete mal wieder ein Shitstorm in den Sozialen Medien. Der Aufstieg wurde kurzerhand abgehakt, und alles andere gleich mit infrage gestellt: Mannschaft, Trainer, Sportlicher Leiter.

Die Enttäuschung und der tiefe Frust der Fans trifft sie alle. Und alles, was vor vier Wochen noch gelobt und gefeiert worden ist, all das zählt nach einer 0:2-Pleite bei RW Ahlen – überhaupt erst die zweite in dieser Spielzeit – und zwei Unentschieden in den Traditionsduellen mit RWO und Aachen plötzlich nicht mehr.

Weitere Brennpunkte zu Rot-Weiss Essen:

Wie extrem emotional das Umfeld an der Hafenstraße reagiert, zeigt auch das Gerücht am Dienstagmittag, dass Trainer Neidhart entlassen worden sei. „Völliger Quatsch“, so die erste Reaktion des Aufsichtsratsvorsitzenden André Helf auf Anfrage dieser Zeitung. Noch nicht einmal eine Krisensitzung habe es gegeben.

Preußen Münster ist Erster: RWE wird nervös – und will die Ruhe bewahren

Das alles zeugt allerdings von einer gewissen Nervosität, von der sich die Rot-Weissen partout aber nicht anstecken lassen wollen, was schwer fallen dürfte. Von Panik könne aber keine Rede sein, heißt es zumindest. „Wir müssen jetzt Ruhe bewahren“, betont auch Neidhart und liegt damit auf Linie mit allen Verantwortlichen. Münster jedenfalls würde sich genüsslich die Hände reiben, würde Rot-Weiss sich nun auch noch selbst zerfleischen.

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Den enormen Druck können die Essener nicht wegdiskutieren. Sie haben den höchsten Etat in der Liga, sie haben angeblich den qualitativ hochwertigsten Kader. Dieses auferlegte Gütesiegel setzt auch die Spieler unter Druck und könnte auch schon mal lähmen. Diesem Druck standhalten zu können, ist jedoch ebenfalls eine Form von Qualität. Es gilt nun, Überzeugung und Entschlossenheit zu demonstrieren. Und wurde die Mentalität dieser Mannschaft nicht auch schon oft genug gepriesen, nachdem wieder einmal der entscheidende Siegtreffer in der Schlussphase gefallen war?

Rot-Weiss Essen ist am Samstag gegen die Zweite von Borussia Mönchengladbach gefordert

Natürlich hat Routinier Felix Bastians recht, als er nach der Niederlage in Ahlen anmerkte: „Jetzt wird sich zeigen, ob wir ein Team sind.“ Der Misserfolg produziert immer auch Reibung, wo zuvor immer alles wie geschmiert gelaufen ist. Alle Spieler, die bei RWE einen Vertrag unterschrieben haben, hatten ja geschwärmt, wie geil es sei, für diesen Verein zu spielen. Und dass sie alles für den Aufstieg tun würden. Das gilt es gerade jetzt in dieser brenzligen Phase zu beweisen.

Niklas Tarnat und Rot-Weiss Essen sind nun in der Rolle des Jägers.
Niklas Tarnat und Rot-Weiss Essen sind nun in der Rolle des Jägers. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Gleich am Samstag, wenn Borussia Mönchengladbach II kommt (15.30 Uhr, Hafenstraße). Es zählt in der Tat nur ein Sieg. Alles andere können sich die Roten nicht leisten. Und erst danach darf RWE auch mal nach Münster blinzeln, wo die Preußen den SV Lippstadt zu Gast haben. Das stramme Programm der Münsteraner schürt die Essener Hoffnung. Münster spielt noch gegen Fortuna Köln und bei RWO, beide allerdings – so scheint es aktuell – nur noch mit theoretischen Chance auf Platz eins. Aber die Binse erinnert halt ständig daran: „Abgerechnet wird am Schluss.“

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