Mülheim. Igor Denysiuk kam mit 22 Jahren aus der Ukraine nach Deutschland. Beim NRW-Traditionsmasters sammelte der Ex-Essener Spenden für Flüchtlinge.
Die bewegendsten Szenen beim 16. NRW-Traditionsmasters hatten nichts mit dem Fußball zu tun. Zumindest nicht direkt. Denn Rot-Weiss Essens Spieler Igor Denysiuk sammelte in der Westenergie Sporthalle zwischen den Spielen zusammen mit zwei Freunden Spendengelder für ukrainische Flüchtlinge.
Denysiuk, der im Alter von 22 Jahren wegen seiner Karriere als Fußballspieler aus Kiew nach Deutschland kam, nutzte die Gelegenheit, um an die Menschlichkeit zu appellieren. „Dieser Krieg muss aufhören“, flehte er. „Wir sind friedliebende Menschen, die nichts anderes wollen, als mit unseren Nachbarn in Frieden zu leben. Was bringt das, wenn unschuldige Menschen sterben müssen?“ Im Trikot der Ukraine nahm er die Auszeichnung für den zweiten Platz entgegen.
Wie bei vielen Ukrainern auch, läuft der Fernseher bei ihm derzeit 24 Stunden am Tag mit den schrecklichen Nachrichten aus der Heimat. Seine Schwiegereltern habe er inzwischen zu sich nach Essen holen können, aber viele Verwandte seien noch in der Ukraine. "Ganz ehrlich? Mir geht es beschissen", sagte er. Zusammen mit weiteren Landsleuten hat er die ukrainische Gemeinde NRW gegründet, die sich auch um die Flüchtlinge vor Ort kümmert.
Igor Denysiuk: "So konnte ich wenigstens ein paar Stunden mal abschalten"
Beim NRW-Traditionsmasters präsentierten sie ihre Arbeit und konnten auch Spendengelder entgegennehmen. „Es ist sehr wichtig, dass es diese Versorgung gibt – in der Ukraine selbst bleibt vielen Menschen derzeit nur der Schutzkeller“, erklärte der 48-Jährige. „Alle Ukrainer sind sehr dankbar für die Hilfe, die die Menschen in Deutschland und Europa uns zuteil werden lassen. Aber wir haben viele Frauen mit Kindern hier, die alle einfach nur nach Hause zu ihren Männern und Vätern wollen. Die weinen den ganzen Tag.“
Für ihn selbst bedeutete das NRW-Traditionsmasters etwas Abwechslung. Vor drei Jahren hatte er seinen Mitspielern aus der RWE-Traditionself seine Heimat Ukraine im Rahmen einer Reise gezeigt. Jetzt liegt sie teilweise in Schutt und Asche. „Gut, dass es den Fußball gibt, so konnte ich wenigstens ein paar Stunden mal abschalten. Vielen Dank auch, dass uns der Veranstalter diese Spendenaktion ermöglicht hat.“ (Bunse)