Essen. Der Werdener Rot-Weiss-Fan hat alle Höhen und Tiefen des Vereins durchlebt, jetzt starb er mit 85. Letzter Aufstiegstraum erfüllte sich nicht.

Ein großes rot-weisses Herz hat am Samstag aufgehört zu schlagen: Alfred E., den Freunde „Teddy“ nennen durften, hat seinen schwersten Kampf verloren, im Alter von 85 Jahren. Keiner von den Altvorderen, deren Namen man aus der Zeitung kennt, sondern ein Stiller aus der Zuschauerreihe, der nur laut werden konnte, wenn „Adiolé“ aus den Boxen ertönte. Der bei Wind und Wetter ins geliebte Georg-Melches-Stadion und später ins Stadion an der Hafenstraße pilgerte, um seine Idole zu sehen.

Die 55er Meisterelf hat Teddy noch spielen sehen

Wenn Teddy von damals berichtete, lauschten ihm alle, denn er gehörte zu denen, die nicht nur redeten, er hatte auch was zu sagen. Schließlich hatte er die 55er Meister von damals alle noch erlebt auf dem Rasen: Fritz Herkenrath, den fliegenden Lehrer-Torwart, August Gottschalk, Essens Antwort auf Fritz Walter, den Boss Helmut Rahn mit seiner Angriffswucht, den unverwüstlichen „Penny“ Islacker, der auch auf einem Bein seine Tore erzielte undundund.

Und Spiele, Spiele: Eine unvergessene Regenschlacht gegen Eintracht Frankfurt, tränenreiche Abstiege, Skandale, triumphale Aufstiege - ein pralles Fußballleben. Ab 2014 wurde er dann zum treuen Begleiter des RWE-Reporters. „Heute gewinnen wir“, war sein Standardsatz, wenn er ins Auto stieg. Und wenn dann doch einmal verloren wurde, dann spülte Teddy den Frust am Abend mit einem Whisky hinunter und freute sich wieder aufs nächste Spiel.

Höhepunkt: Ein Treffen mit dem alten Fritz Herkenrath

Unbestrittener Höhepunkt für ihn war der Besuch seines Idols Fritz Herkenrath im Sommer 2015 in dessen Bungalow nahe der belgischen Grenze. Wochenlang hatte der Reporter um diesen Termin gebuhlt, der Sohn hatte das betagte Fußballer-Denkmal konsequent vor den Medien abgeschirmt.

Als die beiden Alten aufeinander trafen, war das Eis bei den alten Erinnerungen schnell gebrochen, der „alte Fritz“ und Teddy lagen sich am Ende in den Armen. Beim Abschied standen die Herkenraths vor ihrem Haus und winkten. Wir kamen als Fremde - und gingen als Freunde. Unvergessen. „Mein größtes Erlebnis mit RWE“, wie Teddy noch Jahre danach schwärmte.

Zuletzt wegen Corona nur noch im Livestream dabei

Die Coronazeit hat ihn zuletzt etliche Auswärtsspiele gekostet, natürlich verfolgte er das rot-weisse Geschehen daheim im Livestream. Einen großen Lebenswunsch hatte der ehemalige Gewerkschafts-Funktionär noch: Einmal noch wollte er seine Rot-Weissen aufsteigen sehen. Dieser letzte Wunsch ist ihm verwehrt geblieben.

Sollte es im Sommer mit dem RWE-Aufstieg klappen, wird nicht nur hier die Party abgehen. Auch Fritz, der Boss, August, Penny, Nobby, Manni und Teddy werden es ordentlich krachen lassen!

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