Essen. Rot-Weiss Essen erlebte mit August Gottschalk seinen kometenhaften Aufstieg. Erinnerungen an eine RWE-Ikone, die nun ihren 100. Geburtstag hätte.

August Gottschalk kam am 14. Dezember 1921 in Altenessen zur Welt. Seine stattliche Figur wurde dem jüngsten Sohn einer dem Gewichtheben verschriebenen Familie gleichsam in die Wiege gelegt. Mit dem Fußballspielen begann Gottschalk als Achtjähriger bei Preußen 02. Als 17-jähriger wechselte der kräftige Stürmer 1939 zu Rot-Weiss Essen und durfte mit einer Sondergenehmigung in der ersten Mannschaft spielen. Nach dem Krieg wechselte er zunächst zurück zu Preußen 02 und wurde prompt Stadtmeister.

Georg Melches holte ihn in der Saison 1946/1947 wieder an die Hafenstraße. August Gottschalk wurde in den nächsten Jahren für Rot-Weiss Essen so wichtig wie Ernst Kuzorra für Schalke 04, Fritz Walter für den 1. FC Kaiserslautern oder Uwe Seeler für den Hamburger SV.

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Der damalige Geschäftsstellenleiter Paul Nikelski meinte über ihn: „Ein echter Kapitän. Ein Dirigent, der auf dem Spielfeld die Richtung bestimmte. Wenn er auf dem Platz seine Kommandos gab, kuschte selbst ein Individualist wie Helmut Rahn, der gewiss nicht nach jedermanns Pfeife tanzte. Auch außerhalb des Spielfeldes galt sein Wort. Und so schrieben viele Journalisten von der ‘Gottschalk-Elf’, wenn es um RWE ging.“

Rot-Weiss Essen: Meisterstück gegen den 1. FC Kaiserslautern

Mit Gottschalk erlebte Rot-Weiss Essen seinen kometenhaften Aufstieg. Höhepunkt der Karriere Gottschalks war der 4:3-Erfolg im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft gegen den 1. FC Kaiserslautern. Diese Redaktion kommentierte: „Die Augen der Tausenden hingen an zwei Spielern, Fritz Walter hielt die Regiefäden der Kaiserslauterer; er, der glanzvolle Dirigent jener deutschen Weltmeisterelf von Bern. Bei Rot-Weiss führte August Gottschalk die Spielhandlungen. Um eine Nuance spielte der Mittelstürmer aus Essen klüger, um eine Nuance, die den späteren Sieg mitbestimmte.“

Rot-Weiss Essen-Fans huldigen ihrer Ikone August Gottschalk bei einem Ligaspiel gegen den SC Wiedenbrück 2015.
Rot-Weiss Essen-Fans huldigen ihrer Ikone August Gottschalk bei einem Ligaspiel gegen den SC Wiedenbrück 2015. © WAZ FotoPool | Michael Gohl

In einem Kurzportrait drei Tage nach der Meisterschaft wurden die charakteristischen Merkmale der Persönlichkeit August Gottschalks an dieser Stelle noch einmal trefflich zusammengefasst: „Als Fußballer ist der 34-jährige geborene Essener eine der markantesten Persönlichkeiten dieses Sports in Deutschland: Ein Mannschaftsführer, wie man sich ihn besser nicht denken kann, der für seine Kameraden das Letzte hergibt, aber der sich auch unter allen Umständen durchzusetzen weiß. Dass sein Köpfchen nicht nur zum „Köpfen“, sondern zu einer raffinierten und überlegenen Spielführung taugt, dass er die Fäden des Spiels in jedem Augenblick klar überblickt, hat nicht zuletzt das Meisterschaftsspiel in Hannover gezeigt.“

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RWE-Legende August Gottschalk bleibt Essen nach der Karriere treu

Nach der Meisterschaft 1955 beendete August Gottschalk seine Karriere und war noch eine Saison als Spielertrainer für den SV Borbeck aktiv. Auch beruflich blieb er Essen fest verbunden. Seine Heimatverbundenheit und Treue zu RWE fasste Gottschalk so zusammen: „Ich habe nach dem alten Spruch gehandelt: Bleibe im Lande und nähre dich redlich. In Essen habe ich meine Freunde und Bekannten. Mit Rot-Weiss habe ich die ganze Welt gesehen. Und ohnehin konnte ich es meinem väterlichen Freund Georg Melches, ohne den Rot-Weiss nie so weit gekommen wäre, nicht antun, wegzugehen.“