Essen. Essener Regionalligist steigert sich nach anfänglichen Problemen und stellt sich besser ein. Heimsieg ist Lohn der Beharrlichkeit. Ein Kommentar.
Rolf Hantel
Wenn nichts mehr geht, hilft nur die Brechstange. Das ist eine alte Binse. Ist dem Gegner spielerisch nicht beizukommen, gilt die Brechstange als Ultima Ratio.
Langholz in den Strafraum und dann hilft der liebe Gott – so anspruchslos war es dann auch wiederum nicht, was Rot-Weiss Essen in der zweiten Hälfte gegen Rödinghausen auf den Rasen brachten. Aber sie mussten sich von ihrer Philosophie der rein spielerischen Lösung verabschieden, weil sie an diesem Tag einfach nicht gut genug waren. Oder der Gegner so stark, wie man es nimmt. Der SVR ist ganz sicher keine Laufkundschaft und war in der robusten Kompaktheit, die diese Mannschaft verkörpert, schon immer unangenehm zu bespielen.
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Rot-Weiss Essen ohne die gewohnte Dominanz
Jedenfalls konnte Rot-Weiss diesmal nicht die gewohnte Dominanz entwickeln mit Ballbesitz und Kontrolle. Das war für alle an der Hafenstraße ungewohnt. RWE wirkte behäbig, ohne Mut und Esprit, RWE spielte hinten herum und kaum nach vorn. Ungewohnt viele individuelle Fehler kamen hinzu. Kurzum: Der Gastgeber war nicht gut drauf. Nicht eine Chance in den ersten 45 Minuten – das ist verdammt wenig für einen Aufstiegskandidaten. Aber immerhin stand diesmal die Defensive und hielt die Null. Selten genug in der letzten Zeit.
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Offensichtlich können es die ambitionierten Rot-Weissen auch einfach: kämpfen, Zweikampfhärte zeigen, dagegenhalten und - entscheidend wichtig! - bloß nicht den Kopf verlieren. Männerfußball ist der kernige Begriff dafür. Ja, warum eigentlich? Die Tugenden Wille, Kampf und Durchsetzungsvermögen sind doch Pflichtprogramm in jedem Spiel. Nur die kreative Kür und die B-Note können schon mal wegfallen. Da tut sich Rot-Weiss derzeit ohnehin etwas schwerer. Aber Erfolg geht vor Ästhetik. Und die rustikale Spielweise wird, da hat Trainer Christian Neidhart recht, vor allem in den Wintermonaten noch häufiger erforderlich sein.
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Nach der Pause wird Gastgeber mutiger
Gegen Rödinghausen hat es hingehauen. Vor allem, weil RWE nach der Pause mutiger wurde und wie schon so oft zuvor für Ausdauer und Beharrlichkeit mit einem 1:0-Sieg und der Tabellenführung belohnt wurde. Da fällt das Lob am Ende leichter, dass die Spieler die Situation angenommen hätten. Bei einem Unentschieden wäre das Fazit - bei gleicher Spielweise - naturgemäß anders ausgefallen.
So viel Selbstkritik sollte sein: Gegen einen guten Gegner war es ein relativ schwacher Tag von Rot-Weis Essen. Aber das passiert. Und überhaupt, wen interessiert das jetzt noch? „Spitzenreiter, Spitzenreiter hey, hey!“.
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