Essen. Nach dem Siegtreffer der Essener kochten die Emotionen im Stadion hoch. Aus Frust versuchten Aachen-Fans auf den Rasen zu stürmen.

Was für ein emotionale Eruption. Es war die fünfte Minute in der Nachspielzeit, als die Hafenstraße förmlich explodierte. Die meisten der 12.500 Besucher hatten sich bereits mit dem 1:1 zwischen Spitzenreiter Rot-Weiss Essen und Alemannia Aachen abgefunden. Wieder unentschieden – es wäre für RWE das vierte in Folge gewesen, das fünfte aus den vergangenen sechs Spielen.

Doch gerade in den letzten zehn Minuten hatten die Essener noch einmal alles reingehauen und den Gegner massiv unter Druck gesetzt. Der kam gar nicht mehr heraus aus dem eigenen Strafraum. Die Nachspielzeit lief dem Ende zu, als noch einmal Eckball auf Eckball für die Gastgeber gab. Vier direkt hintereinander, weshalb Schiedsrichter Jörn Schäfer (Iserlohn) unterm Strich fünf statt - wie angekündigt - drei Minuten nachspielen ließ.

Aachen-Fans wollen nach RWE-Siegtreffer den Platz stürmen

Mit der allerletzten Ecke traf Essen durch Felix Herzenbruch zum 2:1, irgendwie hatte Essener Verteidiger den Ball im Getümmel über die Torlinie bugsiert. Aus, das Spiel war aus - und die Hafenstraße stand kopf.

Während die RWE-Fans jubelten, sich freudetrunken in den Armen lagen, machte sich im gegenüberliegenden Block bei den gut 800 Aachener Fans der große Frust breit. Wieder eine Niederlage auf den letzten Drücker, wie bitter. Das ist den Aachenern in dieser Saison nun schon einige Male passiert. Und die Gäste rasteten aus.

Felix Herzenbruch feiert nach dem Sieg über Aachen auf den Fans mit den RWE-Fans.-
Felix Herzenbruch feiert nach dem Sieg über Aachen auf den Fans mit den RWE-Fans.- © Thorsten Tillmann / FUNKE Foto Services

Die Fans der Alemannia waren so erzürnt über die Last-Minute-Pleite und darüber, dass so lange nachgespielt wurde, dass sie versuchten, den Platz zu stürmen. Sie durchbrachen ein Tor im Gästeblock, doch zwei, drei Sicherheitskräfte stemmten sie wagemutig dagegen und kassierten so nebenbei auch die eine oder andere Bierdusche.

Aachen-Trainer ärgert sich über die lange Nachspielzeit

Selbst die Polizei schien von der Entwicklung überrascht. Sie zwar umgehend vor Ort, der eine oder andere aus der Truppe musste sich aber noch den weißen Helm aufziehen. Pfefferspray kam zum Einsatz, die Lage war aber umgehend wieder unter Kontrolle.

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Die Diskussionen gingen jedoch ebenfalls in die Nachspielzeit. „Es ist die Frage“, sagte Aachens Trainer Fuat Kilic, der erst tags zuvor den Job in Aachen übernommen hatte, „ob man grundsätzlich die vier Ecken geben muss. Das erschließt sich mir nicht. Wenn die Zeit vorbei ist, muss ich nicht statt drei, fünf Minuten spielen lassen, nur weil es vier Ecken hintereinander gibt.“

RWE-Trainer Christian Neidhart war natürlich heilfroh über die Entscheidung und über das Ergebnis: „So bitter es für Aachen ist, umso geiler sind diese Siege.“ Mit purem Willen habe sein Team diese Eckbälle herausgeholt. Neidhart war aber auch bewusst: „Hätte Aachen einen davon richtig abgewehrt, wäre das Spiel sicherlich vorbei gewesen.“