Essen. Uralt-Ultra-Präsident hat sein Fußball-Herz für die Dänen entdeckt und genießt ein rot-weißes Stadion. Kritik an der neuen Spielbogen-Regelung.

„We are red, we are white, we are Eaton Dynamite“. Sind wir nicht alle in den letzten Tagen ein bisschen Dänen? Am Montag war ich es tatsächlich. Dänemark gegen Russland. Eigentlich nicht der Burner. Eigentlich. Bis zum Anpfiff. Das ganze Stadion in den Farben Rot und Weiß, eine fantastische Stimmung, fanatisch, aber ohne Hass, mit einer furiosen zweiten Halbzeit und einem Happy End a lá Hollywood. So in etwa stelle ich mir „Hafenstraßenfußball“ vor.

Rot und Weiß haben es mir angetan, obwohl ich gar nicht weiß, ob Weiß überhaupt eine Farbe ist. Das müssten eigentlich die zahlreichen Experten von ARD und ZDF wissen, aber so wichtig ist mir die Antwort dann doch nicht. Und überhaupt, wenn Bommes, dann rot-weiß. Ansonsten dominiert bei dieser EM die Farbenvielfalt. Es geht bunt zu. Das Wort Regenbogenpresse bekommt eine völlig andere Bedeutung. Symbolpolitik ist halt medienwirksam.

Bei RWE herrscht dagegen scheinbar eher saure Gurkenzeit, wobei hinter den Kulissen garantiert fieberhaft gearbeitet wird, um Verein und Mannschaft für die kommende Saison in Aufstiegsform zu bringen. Bevor Gurken verpflichtet werden, übe ich mich lieber in Geduld. Eine Grundtugend, die jeder RWE-Fan besitzt bzw. besitzen sollte. Besser ist das.

Doch egal, welche Spieler noch verpflichtet werden – derzeit kursieren Namen wie Michel Niemeyer (SV Wehen-Wiesbaden), Felix Heim (TSG Balingen) oder Max Jansen (MSV Duisburg) in diversen „Insider-Fan-Kreisen“ – einen Preis bei „Jugend forscht“ wird Rot-Weiss Essen auch in diesem Jahr nicht gewinnen. Persönlich finde ich diese Entwicklung schade.

Kein Motivationsschub für Talente im Profiteam

Zusätzlich dürfte die neue Regelung, 20 anstelle von bisher 18 Akteuren auf dem Spielbogen eintragen zu dürfen, nicht gerade ein Motivationsschub für Vereine wie RWE sein, Talente im Profiteam heranreifen zu lassen. Es hat eben alles Vor- und Nachteile. Bei allem Bedauern, letztendlich kommt es darauf an, so viele Spiele wie möglich zu gewinnen. Das neu strukturierte Nachwuchsleistungszentrum an der Seumannstraße in Altenessen wird aus der Not hoffentlich eine Tugend machen und sich mittelfristig zu einer Elite-Ausbildungsstätte entwickeln. Fachpersonal ist dort reichlich, hochmotiviert sowie qualifiziert vorhanden.

Hab ich was von ereignisarmer Zeit geschrieben? Schaut Euch nur die Arme vieler Fußballer an, dann wisst ihr, was Ereignisarm ist. Kleine Kunstwerke sind auf deren Armen zu bestaunen. Manchmal lenkt der tätowierte Schmuck von den ungelenken Fußaktivitäten ab. Ist halt Geschmackssache. Mir gefällt’s.

Sascha Mölders und die Vereinslogos auf seiner Haut

Als Um-Die-Ecke-Denker hab´ ich daraufhin den Kader der letzten Saison nach verschönten Armen durchforstet. Und siehe da, sämtliche Spieler, die eine entsprechende Verzierung vorweisen konnten, haben den Verein verlassen. Kehl-Gomez, Hahn, Grund, Backszat. Alle weg, niemand mehr da. Rot-Weiss Essen ist derzeit Tattoo-frei!

Könnte man schnell ändern. Einfach Sascha Mölders zurückholen. Der hat zig Vereinslogos auf seiner Haut verewigt. Bisschen Schwund ist immer. Ob Christian Neidhart keine Tattoos mag, ist unbekannt. Angeblich mag er vorwiegend Spieler, die von ihm persönlich ausgesucht wurden. Wird jedenfalls von einigen Fans vermutet bzw. geschlussfolgert, schaut man sich die bisherigen Abgänge daraufhin an. Winterzugänge mal außen vor.

Mittlerweile ist der RWE-Nichtaufstieg verdaut

Kann ich mir nicht vorstellen, widerspricht auch seinen bisherigen Statements. Corona sei Dank, aufgrund der Stadionabstinenz empfinde ich die Sommerpause nicht so ätzend wie all die Jahre zuvor. Mittlerweile ist der Nichtaufstieg verdaut, die Vorfreude auf die kommende Saison wächst täglich, wie auch die Hoffnung, live dabei sein zu dürfen. Zudem ist das Teilnehmerfeld der Regio West kaum weniger attraktiv als das der Dritten Liga. Nur finanziell halt nicht.

Was heißt nur. Geld regiert die Welt. Wie viel Geld RWE besitzt, erfahren die Mitglieder und Mitgliederinnen aller Wahrscheinlichkeit am Sonntag, während der digitalen Jahreshauptversammlung. Falls jemanden beim Zusehen schwarz vor Augen wird, keine Sorge, es liegt aller Wahrscheinlichkeit nach an der zu geringen Übertragungsgeschwindigkeit – oder man befindet sich in einem Funkloch.

Bis dahin, der Happo

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