Köln. Nach der enttäuschenden 1:2-Niederlage beim 1. FC Köln ist der Kampf um die Meisterschaft für RWE verloren. Erneut zu viele individuelle Fehler.

Am Ende hieß es wie in einem alten Queen-Song: Keine Zeit für Verlierer. „Wir bitten unsere Gäste nun, das Stadion zu verlassen“, hieß es aus dem Lautsprecher, als die Spieler von Rot-Weiss Essen noch gedankenversunken auf dem Spielfeld standen; so, als könnten sie das Schicksal noch abwenden. Doch nach der 1:2-Niederlage bei der U21 des 1. FC Köln ist in dieser Saison wohl nichts mehr zu retten.

„Nach diesem Spiel brauchen wir nicht mehr auf die Tabelle zu schauen, wenn die Dortmunder jetzt ihr Ding durchziehen. Sie sind frisch nach der Pause und mit ihrem Sieg und unserer Niederlage, das wird ihnen nochmals Auftrieb geben“, zeigt sich RWE-Trainer Christian Neidhart ernüchtert.

In Zahlen und Fakten: Der BVB hat mit 85 Punkten nun wieder die Spitze erklommen und könnte sich selbst eine Niederlage am Mittwoch in Rödinghausen leisten. In den vier noch ausstehenden Partien reichen dem Bundesliga-Nachwuchs maximal noch zwei Siege - die sollten gegen Gegner wie Homberg, Bergisch Gladbach und Wuppertal nur Formsache sein.

Die Rot-Weissen können dennoch mit Stolz auf ihre bislang erzielten 84 Punkte schauen, was schal nachschmeckte war die Art und Weise, wie das Halali im Kölner Südstadion abgeblasen wurde. Ein bisschen auch vielleicht fehlende geistige Frische nach strapaziöser Doppelbelastung, aber frappierend, mit welch individuellen Fehlern sich die Essener ihrer letzten Chance beraubten.

Er sorgte nach dem Wechsel auf der rechten Angriffsseite als Einziger für Überraschungsmomente: Isaiah Young (links), der vor der Halbzeit das 0:1 verschuldete.
Er sorgte nach dem Wechsel auf der rechten Angriffsseite als Einziger für Überraschungsmomente: Isaiah Young (links), der vor der Halbzeit das 0:1 verschuldete. © Marcel Rotzoll | Marcel Rotzoll

Beim 0:1 schon nach zehn Minuten ging Isaiah Young in der eigenen Hälfte in ein völlig unsinniges Dribbling, dass sein Trainer am Lernerfolg des eigenwilligen Stürmers zweifeln musste: „Das waren Fehler, die wir nicht zum ersten Mal machen, wenn man sieht, in welchen Raum er da reindribbelt. Wir haben ihm tausend Mal gesagt: Spiel mit zwei Kontakten. Das haben die Kölner brutal ausgenutzt.“

Ihr Brutalster: Tim Lemperle, ein 19-jähriger Junioren-Nationalspieler, mit einer Leichtigkeit und Schnelligkeit gesegnet, dass sich die Bundesliga-Zuschauer den Namen schon einmal merken sollten. Das 2:0 legte er nach 27 Minuten leicht abseitsverdächtig nach einem Solo lässig nach.

Dennis Grote vergab Foul-Elfmeter

Dennoch hätte die Partie möglicherweise noch einen Wendemoment gehabt, als nur eine Minute später nach Foul an Engelmann mit Elfmeter und Roter Karte für den Kölner Geimer der Fußballgott mit den Augen zwinkerte. Doch Grote vergab den Strafstoß („ich hatte ein gutes Gefühl, ansonsten hätte ich den Elfmeter auch nicht geschossen“), und die nummerische Unterlegenheit merkte man den Gastgebern in der Folgezeit nicht wirklich an. Sie liefen nun noch mehr und zogen sich nur noch weiter zurück.

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Natürlich waren die Essener daraufhin spielbestimmend, aber die hohen Flanken in den Strafraum waren kein probates Mittel, nur Young auf dem rechten Flügel (Neidhart: „er wollte was gutmachen“) sorgte mit seinen Dribblings für Unerwartetes. Der Anschluss-Kopfballtreffer durch Grote nach Freistoß Kevin Grunds fiel bezeichnenderweise durch einen Standard.

Engelmann nicht mehr der Torjäger der Hinrunde

Und wenn man ehrlich ist, kommt man zu der Erkenntnis, dass eine Spitzenmannschaft in dieser Saisonphase einfach zwingender auftreten muss, will sie etwas Besonderes erreichen. Der RWE-Coach formulierte es mit Dramatik: „In dieser Lage ging es um Leben und Tod, da musst du dann sehen, dass du da bist. Und wir machen momentan nicht den Eindruck, dass wir voll auf der Höhe sind.“ Die Worte Neidharts richteten sich durchaus an Torjäger Simon Engelmann, der momentan im Abschluss zögert und zaudert, wo er in der Hinrunde eher eiskalt abschloss.

Aber das sollte es auch sein mit des Trainers Kritik, der auch Verständnis zeigte: „Ich werde die Jungs nicht niedermachen und irgendwelche Schuldzuweisungen liefern. Kritik liegt mir fern, dafür war die Saison zu gut." Und sie war in jeder Hinsicht außergewöhnlich: Als Rot-Weiss unwiderstehlich marschierte, geschah dies fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Jetzt, im nächsten Heimspiel gegen Lotte am Mittwoch, sind endlich wieder ein Teil der Fans zugelassen. Auf deren Reaktion darf man gespannt sein: Dankbarkeit oder Frust? Oder beides?

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